Bei der Anlage eines Eiskellers, welchen ein Con- ditor To dt in Paderborn machen läßt, ist vor einige» Tagen in den Ueberrestcn einer alten Grund- oder Keller­mauer ein interessanter Schatz anfgcdeckt worden. Der Fund besteht aus vier ziemlich großen silbernen Bechern, einer größeren Anzahl silberner Löffel in antiker Form, mehreren goldenen Ringen mit Steinen ec., einem silber­nen Kruzifix, einer Parthie werkhvoller alter Gold- und Silbermünzen und verschiedenen anderen Gegenständen, und nimmt man an, daß die Sachen zur Zeit des drei­ßigjährigen Krieges dort geborgen und vor Raub gesichert worden sind.

Bilder. Der badische Maler Feodor Diez führte ein großes Bild aus, die Zerstörung Heidelbergs durch die Franzosen im Jahre 1689 darstellend und erhielt dafür vom Großherzog von Baden 30,060 Gulden. Dem belgischen Maler de Biefve bezahlte der König von Preußen ein Bild, den Kriegsrath Alexander Far­neses darstellend, mit 12,000 Thaler.

Da die öffentlichen Einnahmen in Preußen zur Bestreitung der Ausgaben durchaus nicht mehr ansreichen wollen, hat das Handelsministerium eine Besteuerung der Frachtbriefe (L Stück mit 3 Silbergroschcn) in Bor­schlag gebracht und die Handelskammern zur Begutachtung aufgefordert. Mehrere Antworten bezeichnen die Steuer als unzweckmäßig und zu hoch.

Von der italienischen Gränzc, 18. Nov. In Ancona ereignete sich am 7. d. ein Vorfall, der daselbst bedeutendes Aufsehen erregte. Zwei wegen Diebereien zum Tode verurthcilte Individuen wurden zur Richtstätte gebracht, um die über sie verhängte Strafe zu erleiden. Plötzlich wird der eine der Delinquenten von Reue ergrif­fen. beichtet sein Verbrechen, zeigt überhaupt große Zer­knirschung. Der andere hingegen betheuert aufs neue seine Unschuld. Es wurde ihm aber nicht geglaubt. Endlich ruft er in Verzweiflung mit lauter Stimme: Gut! Jonas, der von Gott Vergebung der Sünden erfleht hat, schwöre nun, daß ich wirklich mitschuldig au dem Verbrechen sei, dessentwegen man mich verurtbeilt hat; wenn nicht, so möge ihn die gereckte, wohl ver­diente Strafe des Richters treffen, vor dem er in weni­gen Minuten stehen wird." Der Priester, der ihm bei- gegeben war, ermahnte nun den Ersten zur Angabe der Wahrheit, und dieser antwortete:Im Angesicht des To­des kam, ich nicht lügen. Ich hatte nur 2 Mitschuldige, der Eine wurde bereits begnadigt, der Zweite ist ent­flohen." Auf diese Aussage wurde mit der Execntion eingehalten. Der österreichische General ließ sogleich das Kriegsgericht zusammentretcn, dessen Ansspruch dahin ging, den Schuldigen allein zu erschießen, der Andere wurde in Freiheit gesetzt. (Fr. I.)

Paris, 23. Nov. Vor mehreren Tagen bemerkten mehrere Stadtsergeanten auf der Treppe des Straßburger Bahnhofes einen Knaben, welcher zusammengekaucrt in

einer Ecke lag. Das Kind war bleich, mager, nnd sah mit stieren Augen umher, die ohne allen Ausdruck waren. Es'ien vachitisck, leidend und ganz verdummt zu sein;, seine Glieder wa>cn verkrüppelt, verdreht und wie um­gebogen. Man hätte ihm kaum acht Jahre gegeben, nnd doch war der Knabe, wie sich später herausgestcllt hat, schon 16 Jahre alt. Ilm seine Herkunft befragt, gab der Knabe, welcher kaum sprechen konnte, zu verstehen, daß er in der Nackt von einer Frau dorthin geführt sei, und sprach mehrere Male das Wort Crouy ans. Iw Frankreich existiren mehrere Gemeinden dieses Namens, so daß diese Auskunft, welche als Ausgangspunkt für die Nachforschungen dienen wird, vorläufig ganz unzureichend erscheint. In Betreff seiner Eltern konnte man keine Aufklärungen von dem Kinde erhalten. Alles, was man erfuhr, war, daß der unglückliche Knabe von seinem Va­ter häufig mißhandelt wurde, nnd sein Leben in einem dunklen Orte zubrachte, wo er Niemanden sah. Man hat ihn jetzt in ei» Hospital gebracht, wo ihm die auf­merksamste Pflege zu Theil wird; die Polizei ist eifrig beschäftigt, das Gehcimniß dieser traurigen Geschichte aufznklären. lH. T.)

Bolgrad. Derneurufstsche Kalender" für 1853 enthielt eine kurze statistische Uebersicht aller Städte und Ortschaften in Neu-Rußland und Bcssarabieu, in welcher sich folgende Notiz über daS jetzt so oft geuanutc, aber so wenig gekannte Bolgrad findet;Belgrad, ei» sclwn gebauter bulgarischer Flecken im Nieder-Budjaker Kvlo- uialbezirk der Provinz Bessarabien, am Flusse Alvncb; HanptverwaltungSsitz der transdaunbischen Kolonisten. Er zählt 8305 Einwohner in 1307 meist steinernen Häu­sern, hat eine Dorfschule für Knaben und eine für Mäd­chen, eine prächtige Kathedrale und eine Friedhofskirche, in welcher der General Juso», dem die hiesigen Kolonien ihre Gründung verdanken, begraben liegt; ferner 5 der Kommune gebörigc und 13 Privatgetreidemagazine, einen öffentlichen Garten, 675 Privatgärten, und au industriel­len Anstalten, 15 Lichterzicbereien, 2 Seifensiedereien, 5 Ziegelbrennereie», 7 Töpfereien, 8 Färbereien; 14 Schenken, 1 Gasthof und 42 Waarenläden. Das Ge­meindeland hat einen Umfang von 22,765 Dessjatincn (zu 4,S7SI preuß. Morgen». Auf dem Wege nach Ismail befindet sich ein von oinem Kolonisten errichtetes Denk­mal au der Stelle, wo Kaiser Nicvlaus im Jahre 1828 aus dem Marsche nach der Donau sein Lager aufscklng." Es erhellt hieraus, daß der Moniteur de la Flotte Un­recht hat, wenn er Bolgrad als ein unbedeutendes Nest von 400 Einwohnern schildert, um dessen Besitz man stä doch lieber gar nicht streiten möge, sowie daß die west- ländischen Diplomaten, wenn sie sich etwas näher in der russischen Geographie umgesehen hätten, recht gut wissen konnten, daß Bolgrad am Alpuch (Jalpucb) und also unmittelbar an der Donau liege. Von einem zweiten Bolgrad oderTobak" ist weder in dem Ortsverzeichnis des genannten Kalenders, noch in dem Jtinerarinm, nach welchem Belgrad 41 Werst von Ismail und 216 Werst von Odessa liegt, eine Spur zu entdecken.

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