Tänze. An einem dieser Tage zog auch der Pascha von Philippopolis an dem Hause der Hochzeitsfeier vorbei, und sah all die Bänderpracht und den Schmuck der Frauen an Dukaten, Diamanten und Perlen um Hals und Brust als Kopfputz; da äußerte er den Wunsch gegen den Haus­herrn, auch für den folgenden Tag eingeladen zu werden. Es geschah. Um Mitternacht erschien der Pascha mit zahlreichem Gefolge, ermordete 25 Menschen, und raubte alles, was an Schmuck und Geschmeide und sonstigem Reichthum des Hauses aufzubringeu war. Den folgenden Tag, Sonntag, kamen Besuche am frühen Morgen und fanden die Leichname. Einer der Leute des Pascha aber entdeckte die Geschichte; darauf hin kam der Pascha von Adrianopel und hielt in ganz Philippopolis HanSunter- suchung und als man von den geraubten Dingen nirgends etwas'fand, so wurde auch die Wohnung des Pascha vorgenommen, wo man in einem Gcheinigcmach nicht nur den Schmuck der Finger und Arme fand, sondern auch diese mit.

Der Pascha von Philippopolis wurde verhaftet und nach Adrianopcl abgeführt. Die Einwohner der erstcren Stadt haben bereits eine entsprechende Entschädigung in Konstantinopel in Anspruch genommen, aber sie fürchten auch zugleich, daß der Pascha wie der zu Varna freigc- sprochen und nur seine Knechte als schuldig erkannt wer­den möchten, die nicht im Stande sein würden, irgend eine Entschädigung zu bezahlen. (A. Z.)

Im Ghetto (Judenviertel) zu Rom ereignete sich gegen Ende v. M. folgende tragische Geschichte. Ein jüdischer Lumpenhändler in der,, Straße dell' Azimelle hatte einen Sohn; ein wohlhabender Jude in der Bia Nua hatte eine Tochter, und beide junge Leute waren in ein zärtliches Verhältniß zu einander getreten, welches aber von ihren beiderseitigen Familien entschieden gemißbilligt wurde, nicht etwa deßwegcn, weil jene des Liebhabers arm, jene des Mädchens aber wohlhabend ist, sondern weil sie seit Jahren in gegenseitiger großer Feindschaft lebten, daher entstanden, daß der alte Lumpenhändler, welcher einst bessere Tage gesehen, behauptete, sein Ver­mögen durch einen an ihm verübten, von dem Vater des Mädchens ersonnenen Betrug verloren zu haben. Ganz vergeblich waren die Bemühungen der Liebenden, eine Versöhnung des Einen mit dem Andern herbeiznführen: der Lumpenhändler drohte seinem Sohne mit Verflu­chung, falls dieser ferner noch seine Bewerbungen nm die Geliebte fortsctzen würde; letztere aber ward von ihrem Vater cingesperrt und zur Verlobung mit einem reichen Glaubensgenossen gezwungen; noch in derselben Nacht aber entfloh sie dem väterlichen Hause, und am anderen Morgen warf die Tiber die Leichen beider Lie­benden an den Strand. Um vereint zu sterben, hatten sie sich mittelst eines Shawls zusammengebunden. Die Väter des unglücklichen Paares, an den Leichen ihrer Kinder znsammentreffend, wichen zuerst vor einander zurück; aber was die Bitten ihrer Lieblinge nicht vermocht, als diese noch am Leben waren, das gelang nun den Tobten. Ueberwältigt von dem Anblicke der in treuer

Vereinigung Hingeschiedenen, gefoltert von inneren Vor­würfen und erschüttert durch die ernsten Friedensmah- nnngen eines anwesenden Rabbiners, reichten die beiden greisen Ebräcr einander schluchzend über den Leichen die Hände, sanken einander an die Brust, und als später der stille Begräbnißzng sich hinanSbewegtc nach dem Orto delgi Ehrci" «Friedhofes, sah man sie Arm in Arm neben einander gehen. Wie man nachträglich er­fährt, soll der reickc Jude dem armen die Hälfte seines Vermögens (das nun, da er keine Kinder mehr besitzt, werthlos für ihn ist) angeboten, Letzterer aber abgelehnt haben.

Von einem Ende zum andern sehen die Vereinigten Staaten von Amerika ans wie ein stürmisch bewegtes Meer, indem Welle mit Welle ringet. Die Frage: wer soll unser Präsident werden; wer soll unS in den nächsten drei Jahren regieren? hat die Amerikaner so ge­waltig aufgeregt. Der Wahlkampf beginnt, wo zwei sich treffen ist schon mit Stock und Revolver auf den Straßen ansgckämpft worden. Von solcher Aufregung haben wir sogar aus dem Jahre 48 kaum einen Begriff. Die rei­chen Sklavenhalter mit ihrem mächtigen Anhang setzen Himmel und Erde für ihre Canditaten in Bewegung und mit ihnen ist die demokratische Partei; die Gegner, die Republikaner werben für Fremvnk. Möglicherweise zieht FremontS Wahl eine Losrcißnng der Sklavenstaaten nach sich. Für uns Deutsche ist Eins dabei höchst er­freulich. Die ungeheure Mehrzahl der Deutschen fängt an sich zu fühlen und zu regen; wie Ein Mann fast steht sie ans der Seite der Gegner der Sklaverei und de­ren Ausbreitung, auf Seite der Humanität und des Frie­dens. Unsere Landsleute halten große Meetings oder Volksversammlungen und berathen und handeln gemein­schaftlich. Auf einer solchen Versammlung in New-Aork führte der deutsche Parlamentär Kapp den Vorsitz und die Deutschen Münch, Strnve und Hecker sprachen mit Feuer, Beredtsamkeit und größtem Erfolge gegen die Sklaverei und für Fremont. Hecker erregte einen immer von neuem sich wiederholenden Beifallssturm. Sein Auf­treten erinnerte au seine besten Tage in der badischen Kammer. Am Ende sind die Deutschen drüben trotz aller Prophezeihnngen doch mehr als Guano im Mistbeet!

Was haben wir vom nächsten Winter zu erwarten? Ein alter Schiffer, welcher als Wetter­prophet einigen Ruf sich erworben hat, will ans dem herbstlichen Verhalten der Birke auf die Witterung des nächsten Winters schließen können und stellt uns für 185657 einen nicht gelinden Winter in Aussicht. Nach seinen langjährigen Beobachtungen ist nämlich ein stren­ger und auch früher Winter dann zu erwarten, wenn das Laub der Birken, besonders das der Krone dersel­ben, aus einmal und frühe gelb wird und abfällt. Letz­teres ist allerdings diesmal der Fall. Unser Gewährs­mann ist seiner Sache so gewiß, daß er sich in Betreff des Zutreffend seiner Angabe zu einer namhaften Wette erbietet.

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