tion für den französischen Gesandten in Neapel. Der Gesandte soll fordern: 1^ eine allgemeine Amnestie, sowohl für Diejenigen, welche wegen eines politischen Vergehens oder Verbrechens vcrurtheilt worden sind nnd jetzt gefangen gehalten werden, als auch für Diejenigen, welche wegen eines politischen Vergehens oder Verbrechens exilirt worden oder freiwillig emigrirt sind; 2) Zurückgabe des confiscirten Vermögens rc. an die betreffenden Personen; 3) eine zeitgemäße Reform im Jnstizwescn im Allgemeinen nnd im Strafverfahren insbesondere; 4) eine größere Fürsorge für die Bedürfnisse des Handels nnd des Verkehrs. Aus den bezeichnten vier Punkten geht hervor, daß Frankreich die Ansicht Englands über das Maß der zu stellenden Forderungen pure adoptirt hat. Der französische Gesandte hat die Weisung, sich in keinen schrift-, licken Verkehr mit der neapolitanischen Regierung einzulassen. Er hat demnach die betreffenden Forderungen mündlich an die neapolitanische Negierung zu stellen. Hieran schließt sich die weitere Weisung, daß er, wenn er innerhalb zweimal 24 Stunden eine befriedigende, resp. unbedingt eingehende Antwort Seitens der neapolitanischen Regierung nicht erhalte, mit dem übrigen Gc- sandtsckaftöpersvnal dann sofort Neapel zu verlassen, und sich auf eines der bereit gehaltenen französischen Kriegsschiffe zu begeben habe. (F. I.)
Barmen, 22. Sept. Eine Schandersccne, welche sich am vcrwichenen Samstage hier in einer der geschlossenen Gesellschaften zugctragcn hat, setzt unsere ganze Stadt in Bewegung. Ein junger Mann aus einer der geachtetsten Kaufmannsfamilien hatte einen Bekannten zur Aufnahme vorgeschlagen und dessen Ballotage eingcleitct. Da die Kugelung nun ein unerfreuliches Ergcbniß lieferte und der Vorgeschlagcne durchfiel, gerieth der Vorgesckla- gene darüber mit dem Vorstande 'in einen Wortwechsel, in welchem er sich soweit vergaß, daß ihm die Thüre gewiesen werden mußte. Hierüber erbittert, entfernte sich der junge Mann, kam aber kurze Zeit darauf, mit einem Dolche bewaffnet, zurück, fiel den Vorstand der Gesellschaft und die übrigen im Saale anwesenden Männer mit Ingrimm an, verwundete Mehrere mehr oder minder gefährlich und erstach 'sich selber, als er die Menge auf sich eindringen sah. Mehrere Verwundete sollen noch in Lebensgefahr schweben. Der junge Mann wurde als Leiche ans dem Saale getragen. Er soll schon früher einmal gegen seinen Lehrhcrrn eine solche verzweifelte That gewagt haben, welche aber damals durch den Einfluß seiner Familie unterdrückt wurde. (F. I.)
In Berlin soll das Laster künftig unverschlcicrt gehen, damit es jeder Ehrbare in den Straßen von Ferne erkennt nnd vor dem Hut und Schleier nicht den eignen Hut abzicht.
Eine Berliner bekannte Persönlichkeit, bereits in verschiedenen Straßen photographisch jausgehängt, wollte von der sehr gelungenen Photographie eine Lithographie machen lassen und beauftragte einen ganz tüchtigen
Photographen damit. Der Stein wird gezeichnet und übcrbracht, der Besteller aber verweigert die Annahme und Auszahlung des auf 15 Thalcr stipulirtcn Honorars mit der Erklärung, daß die Lithographie schlecht und nicht getroffen sei. Der Lithograph protestirt, geht endlich zu einem renommirten Collegen und läßt sich von diesem attcstiren, daß die Arbeit gut und gelungen aus-- geführt sei. Vergebens, — der Besteller bleibt bei seiner Erklärung und wiederholt dieselbe, daß das gelieferte Porträt ihm nicht ähnlich sei, auf Verlangen schriftlich. Der Lithograph nimmt Erklärung und Stein, geht nach Haus, löscht auf letzterem die Namens-Unterschrift nnd setzt, statt deren, als Titel eines allgemeinen Genrebildes darunter: „Ein Berliner Bummler." Den ersten Abzug erhält der Nicktgetroffene mit dem Antrag, das Genrebild in Verlag zu nehmen. Eilig begibt er sich zu dem Lithographen und theilt ihm mit, er sci bereit, jetzt den Stein für das stipnlirte Honorar zu kaufen, das er auch sofort anfzählt. Der Lithograph jedoch antwortete: so sci die Sache nicht gemeint, er hoffe vielmehr mit dem Genrebild, das ja Niemand beleidigen könne, da cs nach der schriftlichen Erklärung des Bestellers kein Porträt sei, ein gutes Geschäft im Knnsthandcl zu machen, und die Zeichnung sci ihm jetzt unter 50 Thaler nickt feil. Der Besteller hatte jetzt Kunstsinn genug, das Genrebild zu würdigen, und er kaufte den Stein mit der neuen Unterschrift richtig für 50 Thalcr.
Bautzen, 18. Sept. Heute Morgens 5 Uhr fand in unserer katholischen Kirche eine seltene Feier statt. Es trat ein Protestant, seither Kandidat der Theologie, Namens Flemming, freiwillig zum katholischen Glauben über nnd legte öffentlich sein Bckcnntniß ab. Morgen wird er feierlich gesinnt werden.
An dem Genuß von Brod, in dem Mutterkorn verbacken war, ist in Ohrdruf ein kräftiger Mensch von 17 Jahren gestorben; die Schwester liegt gefährlich erkrankt, die Eltern sind unwohl, wenn auch am besten durchgekommeu.
Wien, 23. Sept. Uebec ein Duell, das kürzlich bei Grävenberg stattfand, erhalten wir nachstehende Mitthcilung: Dem feudalen Begriffe von Ehre ist wieder ein Opfer gefallen. Tie Veranlassung des Duells war eine Cigarre. Ein junger Äscher Offizier conversirte eben mit Damen und rauchte dabei eine Cigarre. Ein anderer Kurgast, ein preußischer Ulanen-Licutcnant, ersuchte'ihn um Feuer. Nachdem er eS erhalten, gibt er die Cigarre zurück, wobei jedoch der glimmende Theil dem Geber die Hand versengt. In diesem Momente entschlüpft ihm ein Ausruf, welchen der preußische Offizier mit einer Herausforderung erwidern zu müssen glaubt. Die Sekundanten schlagen den Säbel vor. Der Preuße besteht aber ans Pistolen, und zwar so, daß „Barriere" geschossen wird und die Kugeln dreimal gewechselt werden dürfen. Dicß wird jedoch von den Sekundanten auf einmaliges Schießen gemildert. Der "sehe Kürzt, in die Lunge ge-