London, 11. Sept. Während der letzten Pferde­rennen in Wilmslow war folgendes Placat angeschlagen: John Fleischer, King's Head Inn, hat die Ehre anzu­zeigen, daß er John Smith von Dudley, den Scharf­richter, der W. Palmer hingerichtct, cngagirt und außer­dem das Glück gehabt hat, sich ein getreues WachSmo- dell des Hingerichteten zn verschaffen, welches in ein Fac- simile der Kleidung des Palmer's gekleidet ist. Mit Hilfe eines Schaffots und Galgens in natürlicher Große wird eine Künstlergesellschaft, in der alle erforderlichen Beamten repräsentirt sind, täglich zweimal, um 10 und um 12 Uhr, die Ceremonie des Hängens ausführen. Eintrittsgeld 1 Schilling, woran 6 Pence in Erfrischun­gen erstattet werden. (St.A.)

sTürkische Ehrlichkeit.) Das große Unglück in Salonich hat der sprichwörtlichen Ehrlichkeit der Tür­ken neuerdings Gelegenheit gegeben sich zn zeigen. Die Magazine des großen Handlungshauses Abbot wurden bei der Pnlverexplosion zerstört und der verheerende Brand vernichtete nicht nur alle Waarenvorräthe, sondern auch die in den Bureaur befindlichen Bücher, Register, Akten­stücke n. s. w. Am nächsten Tage schon erschien der alte Uusuf Pascha, der dem Herrn Ab bot einige Millionen schuldet, und erklärte, da er vernommen habe, daß ihnen alle Beweisstücke seiner Schuld verloren gegangen, so bringe er ihnen einen Auszug aus seinen eigenen Regi­stern, und gleichzeitig übergab er ihnen eine neue Schuld­verschreibung. Dieses Beispiel wurde von allen türkischen Schuldnern des Hanses Abbot befolgt. — Es wäre zu wünschen, fügt das „I. des Deb." hinzu, daß dasselbe auch von den Schuldnern der anderen Riten geschehen möge, doch zweifelt man daran.

Ei» nmgestoHenes Testament.

Ein alter reicher Mann zu Paris, der ein armes junges Mädchen gehcirathet hatte und vor 6 Jahren an einem Schlagfluß verstarb, vermachte seiner hübschen Wittwe, wie dem Sohn, den er mit ihr erzeugt, sein ganzes Vermögen zn gleichen Theilen, fügte jedoch die Klausel bei, daß der Sohn Universalerbe werden sollte, falls die Wittwe zn einer neuen Heirath schreiten würde. Die Wittwe wußte sich jedoch zn helfen. Es war ihr nämlich die Verwaltung des GesammtvcrmögenS bis zur Majorennität ihres Kindes anvertraut worden. So be­gab sie sich denn mit ihrem Sohne nach ihrem HeimathS- dorfe, und lebte daselbst durch volle 6 Jahre in so be­scheidenen Verhältnissen, daß sie sich von der riesigen Jahreseinnahme fünf- bis sechsmalhnnderttausend Francs ersparte, ein Vermögen, das hiureichte, um im Falle einer neue». Verheirathung einen gesicherten häuslichen Heerd gründen zu können. Freier sollen sich auch bereits tingefuuden haben.

Kanonen als Musikinstrumente.

Was man schon einmal in Kalisch versuchte, die Nationalhymne durch Kanonenschüsse und zwar nach dem

Takte begleiten zu lassen, soll bei Gelegenheit der jetzigen Kaiserkrönung in Moskau nach einer ganz neuen Idee aufgeführt werden. In Kalisch hatte man Geschütze auf­gestellt, die mit Pcrcussionszündern versehen waren und durch einen Schlag mit dem Hammer abgeseuert werden konnten, was denn auch durch einen Musik verstehenden Offizier geschah, welcher an den in bestimmten Zwischen­räumen ausgestellten Geschützen entlang ging und, je nachdem seine Schritte mit dem Takte des Gesanges kor- rcspondirten, mit dem Hammer den Kanonentakt im tief­sten Basse schlug. Dießmal wird cs vermittelst elektri­scher Drähte geschehen, die von dem Sänger- und Mu­sikerkreise ans zu den Kanonen führen und. so das Feuer im Takte regeln.

Anekdote.

— Ein mittelmäßiger Schauspieler saß einmal in einer Wiener Kneipe. Der Kellner berichtet ihm, daß ihn Jemand zu sprechen wünsche. Als der Histrione heraus­kommt, steht ein kurz zuvor von ihm beleidigter Recenscut da und macht ein Kompliment. „Was wollen Sie von mir?" schnaubt der Comvdiant den Critiker an. — „Ich wollte Ihnen erwiederte er — nur ein Mal daS Ver­gnügen verschaffen, h erau s g erufe n zn werden!" und ging davon.

Gemeinnutz iges.

Fliegen.

Die vielen, gegen diese Plage empfohlenen Mittel sind entweder giftig (daö Arsenikpapier) und daher streng verboten, oder wirkungslos, das beste Mittel aber ist das älteste dafür bekannte Fliegenkolz (Quassia); daß dieses die gehörige Anerkennung nicht findet, hat seinen Grund in der meistens gleichgültigen oder nachlässigen Behandlung desselben. Einsender gibt daher sein^erprob- tes, zuverlässiges Verfahren an, ein Fliegenwasser aus Quassia zu bereiten, welches die Fliegen so schnell tödtet, als Arsenikpapier. Ein Loth Fliegenholz kommt in einen kleinen, irdenen Caffee-Topf mit gut schließendem Deckel, auf dieses gießt man einen starken halben Schoppen spru­delnd heißes Wasser, worauf der Topf bedeckt noch Stunde aus die heiße Platte des Kunstheerds ec. gestellt wird. Nach dem Erkalten wird von der Flüssigkeit ca. 1—2 Löffel voll ans Brettchen gegossen, hernmgestellt und nur eine Spur ca. */'« Messerspitze voll Zucker oben ansgestreut. Wer dieses Mittel genau so bereitet, wird nicht ferner bedauern, daß das Arsenik-Papier nickt mehr abgegeben wird. (T- Ehr.)

Schwarzwollene Spitzen zu waschen.

Man wirft zwei starke Hände voll Sauerampfer in kochendes Wasser, als wollte man ihn blanchiren, und läßt das Wasser durch einen Durchschlag laufen. Dies saure Wasser thcilt man in zwei Thcile, reibt die schwarze Wollenspitze in dem ersten Wasser gut durch, spült sie sorgfältig in dem andern Wasser, und plättet sie feucht mit einem etwas heißen Eisen.

Pcrantwortliche Redaktion: Hölzlc. Druck und herausacgebui ron rer G. Zaiser'schen Buchhandlung.