Allerlei.
Alle Augenzeugen versichern, etwas so Großartiges und Eigenthümlickes wie der Einzug des Kaisers von Rußland in die Krönungsstadt Moskau könne man nicht sehen. Dazu trägt nicht nur die Pracht bei, in der die Vertreter der Großmächte wetteifern, sondern namentlich das bunte, seltsame Völkergemisch, das der Kaiser aller Reußen beherrscht und das seine hervorragendsten Vertreter Hunderte und tausende von Meilen weit her gesandt hatte. Eine deutsche Meile lang standen die Truppen Spalier. Zuerst die Leibwache des Kaisers, eine Abtheilnng Tscherkcssen, prächtige Leute und Rosse, ein Bild wie aus altem Rittcrspicl; die Lesghier mit den spitzen Pelzmützen, der weißen Tnnica mit dem blauen, silbcrverbrämtcn Ueberwurf; eine Eskadron Kosaken vom schwarzen Meer, mit rothcm Rock; die lange Büchse auf den Sattelknopf gestützt. Nach den Großbojaren zu Pferde die Häuptlinge der asiatischen Völkerschaften, lauter ehemalige Sultane, in prachtvollster und eigcuthüm- licher Tracht, der Kirgisen-Sultan, der Jmmcreticr, der Grusier, der Georgier, der Mingrclier, immer einer malerischer als der andere und hinter ihnen die Attamans der sibirischen Vasallen. Nun erst begann die unendlich lange Reihe des Hofstaats. Zuerst der Oberkammcr- fourier zu Pferd, hinter ihm mit schwarzem, goldbesetz- ten Leibrock 60 Hoflakcien, 6 Läufer, um die Schultern werthvolle Chawls hängend, 8 Hofwagcn. Nach langer Reihe von Wagen und Pferden Kaiser Alexander zu Pferde, in der Gencralsuniform, grünem Nock und ro, them Beinkleid, mit zahlreichem Gefolge der Prinzen zu Pferd. Die Kaiserin - Gemahlin im achtspännigen Paradewagen, neben jedem Pferd ein Marstallbedienter, rechts und links am Wagen ein Obcrstallmcister und Gencräl- adjutant, in den Hängcriemen außerhalb des Wagens, am Sitz des Kutschers, die Wagengnasten haltend zwei Pagen mit goldgestickten Waffenröckcn und Pickelhauben, au den Seiten des Wagens vier Kammcrkosakcu, dabinter 6 Kammerjäger zu Pferd und hinter ihnen Reitknechte. Hinter der Kaiserin 27 Pferdewagen der Prinzessinnen und Verwandten des Hauses mit ähnlichem Geleite und Gefolge. Der ganze Zug von 101 Kanonenschüssen und Glockengeläute geleitet, das bis Nachts anhiclt.
Bei der feierlichen Auffahrt der Krönuugsbot- schafter führte der Oesterreich er Fürst Paul Esterhazy den Zug und zeichnete sich mit seinem Gefolge durch Pracht, Reichthum und Eigcuthümlichkcit der Nationaltracht vor allen andern ans. Sein prachtvoller Paradc- wagcn wurde von 6 reich in Gold geschirrten Schimmeln edelster Race gezogen. Dann kam der englische Botschafter und auf ihn folgte der französische Graf Morny in einem von 6 Braunen gezogenen Wagen. Ten erste» Trinkspruch auf den Kaiser Alexander brachte Graf Morny.
Fürst Esterhazy wurde mit dem höchsten russischen Orden, dem Andreasvrden in Brillanten vom Kaiser ausgezeichnet.
Kaiser Alexander II. war in Moskau gekrönt; er wollte seinem Volke gnädig sein und traf's ausgezeich
net; denn in seinem Manifeste steht: es soll vier Jahre hintereinander keine Aushebung sein. Daß auch die rückständigen Steuern und Geldstrafen erlassen sein sollen hatten die Russen in ihrer Freude kaum gelesen, so viel ihrer lesen können.
Amerika. (Politische Racke.) Während Hecker sich auf einer Rundreise befindet, um für den Präsidentschaftskandidaten zu sprechen (Stumpreise), wird von unbekannten Strolchen, die wahrscheinlich von den Afterdemokraten des Südens gedungen waren, sein Haus niedergebrannt. Friedrich Hecker schreibt selbst darüber in einem New-Uorker Blatt: „Während ick auf einer Stump- rcise begriffen war, brannte in der Nacht vom 11. auf den 12. August mein Haus zum Grunde nieder; ein harter Schlag, der den Fleiß und die Arbeit schwerer Jahre vernichtet. Ich muß nun daran gehen, meiner Familie vor Winter wieder ein Obdach zu schaffen und Corre- spondiren, Stumpen und literarische Thätigkeit müpen ruhen. Eine Menge an mich gelangter Briefe kann ich nicht beantworten, da selbige ebenfalls verbrannt find. Sei so gut und mache bekannt, daß ich nun außer Staude bin, meine angckündigte Stumprcise zu unternehmen und ebenso die Briefe zu beantworten. Ein Theil meines Mobiliars ist zwar gerettet, allein cs sind mir an Betten, Kleidern, Möbeln, Fässern, Vorräthen, Haus- und Kü- ckeugeräthen u. s. w. immerhin für 800—1000 Thalcr Sacken verbrannt, so daß mein Schaden sich mindestens auf 4000 Thlr. beläuft. Da liegt die Sorge so mancher saurer Tage. Meine Ucberzcugung steht fest, daß das Feuer angelegt wurde. — Anfangs glaubte ich, es sei eine Nachlässigkeit der Tienstlente unterlaufen: seit ich aber weiß, daß am Abend zuvor unter Aufsicht meiner Frau alle Feuer (damit ja in meiner Abwesenheit nichts vorfalle) vollkommen mit Wasser ausgelösckt waren, seit ich weiß, daß meine Frau noch um 11 Uhr, ehe sie zu Bette ging, allenthalben die Runde machte, und seit ich die.Brandstätte gesehen und den Platz untersucht, wo das Feuer ansbrach, zweifle ich nicht einen Moment an Brandstiftung, wie denn auch Jeder im Hause mit der Nachbarschaft davon überzeugt ist. Ganz unbekannte Kerle fragten an, ob dies mein Platz, ob ick zu Hanse sei. Das Feuer kam aus, während ich auf der Stumpreise durch Monroe und St. Elair Eo. begriffen war, in der Nacht des Tages, da ich in Bclleville eine Rede hielt und die Tagcsfrage umfassend crörtete. Einer meiner Leute wurde "durch den Lärm, den die Hunde machten, erweckt, und als er hinauskam, entdeckte er bereits die Flammen. Ein Baumeister, dem ich die Brandstätte zeigte, ist ebenfalls überzeugt, daß das Feuer angelegt wurde; und hätte cs nickt etwas geregnet gehabt, wären die Schindeln und das Dach völlig trocken gewesen und hätte nur etwas Wind geweht, so wären meine ganze Familie und Hausgenossen ein Opfer der Flammen geworden, da das Feuer auskam, als Alles im ersten tiefen Schlafe lag (um Mitternacht). Grüße mir.
und thcile ihm diese Botschaft mit. Kansas scheint östlich zu rücken. Fr. Hecker."