Lügen des Verkehrs.

Die Betrügereien, welche die in London ernannte Commisston zur Untersuchung der Verfälschung der Lebens­bedürfnisse aufgedeckt hat, gehen ins Ungeheure, und es ist nickt übertrieben, wenn man behauptet, daß das Meiste von dem, was verkauft wird, verfälscht sei, Speisen und Getränke aller Art, Kleidungsstoffe, Rauch - und Schnupf­tabak, ja sogar die Arzneimittel. In dieser Beziehung sind wir in Deutschland doch noch besser daran, indeß ist auch bei uns nicht alles Gold was glänzt, und aus dem Handel und Verkehr ist mit der alten Einfachheit auch die Solidität vielfach verschwunden. Wir reden nicht von der Art und Weise, wie so oft die Specnlatiou da, wo Gelegenheit ist, die Leute ansbeutel und ausbeu- lelt, sondern von der Aechtheit und Unächtheil dessen, was verkauft und gekauft wird. Da wird Milch niit Wasser verdünnt, Bier nicht mehr blos aus Hopfen und Malz gebraut, sondern mit ungei,origen Zusätzen versetzt, Mehl init Gyps und andern Dingen vermischt und weum wir auch gerade keine Katzen als Hasenbraten bekommen, wie in Paris: so müssen wir doch oft genug Kuhfleisck statt Ochsenfleisch und Rindsbraten statt Wildprct bezahlen, Kaffee-Bohnen werden gefärbt, und man trinkt chinesi­schen Thee, der China gar nicht gesehen hat. Nicht mehr blos die Weinflaschen sind geduldig und lassen sich be­liebige Etiketten anfkleistern, auch das Bier läßt sich die verschiedensten Namen geben, wird in der nächsten Hecke gebraut und doch als fremdes tbeucr verkauft. Und wie mit den Lebensmitteln, so steht cs auch mit der Kleidung. Wie viele müssen, um nur ein Beispiel anznführen, Baum­wolle statt Linnen bezahlen! Diese Lügen des Verkehrs, das Marktschreierische und Unreelle bei demselben gehört zwar in Deutschland immer noch zu den Ausnahmen, aber leider nicht mehr zu den seltenen und die Unwissen­heit und Uukenntniß der Käufer ist etwas, worauf so mancher Verkäufer gar gern und oft mit gutem Erfolg speculirt.

Neuer Gnßstahl von Uchatius.

Dinglers Polytechnisches Journal gibt im ersten Juliushefte dieses Jahres eine kurze Abhandlung über das neue Verfahren des k. k. Artilleriehauptmanns Franz Uchatius zur Herstellung von Gußstahl. Die neue Er­findung, deren Tragweite noch nicht abzusehen ist, beruht auf einer Bemerkung, welche Uchatius, ein Che­miker von umfassenden Kenntnissen, zuerst unter allen seitherigen Stahlbereitern in's Auge gefaßt hat, der Be­merkung nämlich, daß die Kleinheit der zum Stahl ver­wendeten Eisenstncke vom entscheidensten Einfluß auf die Qualität des Stahles ist. Er verkleinert also das aus dem Hochofen kommende geschmolzene Roheisen auf me­chanischem Wege, indem er dasselbe in bewegtes kaltes Wasser leitet, und dadurch Körper erhält, von denen 602000 aus ein Kilogram gehen; aus letzter Sorte wird der feinste Stahl bereitet. Diese Roheiscnstücke wer­den im Schmelztiegel mit bestimmten Prozenten schwefel­freien SpatheiscnstcinS und Braunsteins, beide in gepul­vertem Zustande, gemengt, der erforderlichen Ofcnhitze

ausgesetzt und durch das Schmelzen dieser Mengungstheile ein durchaus homogener, ungemein feinkörniger, vom fein­sten Feder- bis zum härtesten Diamantstahl variircnder Stahl erzeugt, der aus dem flüssigen Zustand in geeig­nete Form gegossen und zu Stäben von beliebigem Durch­messer geschmiedet wird.

Anekdoten.

Eben d' rum.Sie Verehrtester, hörcn's cnt- schuldigen's, kvnnens mir nit geschwind fünf Gulden pumpen?

Was glauben Sie denn, ich kenne sie ja gar nicht!"

Ja eben d'rum, wer mich kennt, der pumpt mir keinen Groschen!"

Fürst Stanislaus R*** gab zu seinem Geburts­tage ein glänzendes Bankett. Einer der Gäste, der Prinz de Ligne, erhob sich und kündigte an, er beab­sichtige, der Gesellschaft ein Rathsel aufzugeben.Es ist ein dreisilbiges Wort: Das Erste ist ein Gebot, zu schweigen; das Zweite gibt ein angenehmes Getränk; das Dritte ist ein Thier, welches beißt ; das Ganze ist unser geehrter Gastgeber!" Nach längerem Rathen gab ein Gast folgende Auflösung an:Das Erste heißt St! das Zweite Anis, das Dritte Laus Stanislaus!" Getroffen," sagte de Ligne,unser verehrter Wirth Stanislaus lebe hoch", und die Gesellschaft ließ stürmisch die Gläser klingen. Ein harthöriger, alter Edelmann, welcher beim Ausbringen' der Gesundheit nickt gemerkt hatte, daß das Räthsel bereits gelöst, stand bald nach­her auf und sagte laut und vernehmlich:Meine Her- reu die Auflösung des RathsclS ist Schweinhund!" Es entstand allgemeine Heiterkeit.Aber," rief man ihm zu:das Ganze soll ja unser verehrter Herr Gast­geber sein!"Wenn's ihm Vergnügen macht, fo habe ich Nichts dagegen!" war seine Antwort.

Gemeinnütziges.

Für Hausfrauen.

Eines der nahrhaftesten und gesundesten Getränke, sowohl für die Gesunde als Kranke, istdieFleischbrühe. Es dürfte daher vielen unserer Leserinnen erwünscht sein zu erfahren, wie man dieselbe lange Zeit in vollkommen gu­tem und schmackhaftem Zustande aufbewahren kann: dies geschieht aber dadurch, daß man sie auf Glasflaschen füllt, deren leeren Hals man nur mäßig fest mit einem Stöpsel von Baumwolle verstopft. Der Verein für Na­turkunde zu Mannheim hat Versuche mit dieser Aufbe­wahrungsmethode angestellt und diese als ganz bewährt' gefunden. Die Fleischbrühe, die man während des Früh­jahrs und den Sommer hindurch in einer auf die vvr- beschriebene Weise verkorkten Flasche aufbewahrt hatte, kam an Geschmack und Geruch der frischen vollkommen gleich. Man schreibt diese conservicende Eigenheit der Baumwolle zu, und es möchte dieselbe daher wohl auch zur Aufbewahrung anderer Gegenstände mit Vortheil zu verwenden sein.In Amerika bewahrt man die Schinken in Baumwollcnsäcken auf und stopft um sic gutes trockenes Hen. So halten sie sich 56 Jahre ganz frisch.

Berantwortliche Redaktion: Hölzlc. Druck und herausgegelwn von der G. Zaiscr'schen Buchhandlnng.