lern schon über den Kopf gewachsen. Aber Strafe muß sein; so schloß der Vater das Töchterchen an dem Boden fest und ging ans. Das Töchterchen aber arbei­tete sich loS und jagte die Mutter aus dem Hause. Die Mutter holt Schutzmänner; das Töckterchen steht's aber im 5ten Stock, setzt sich auf das Blumenbrett und ruft hinunter:Die Kerle weg oder ich liege zerschmettert zu Euren Füßen!" Ein verzweifeltes Ding; die bstvckigen Häuser sind nickt so solid gebaut und die Blumenbretter noch weniger. Der Schutzmann nähert sich der Hausthür und wird von der Mutter am Rockschoß zurückgezogen; denn das Mädchen oben steigt mit einem Beine über das Blumenbrett. Wie am Bienenkorb setzt sich unten ein Bart von Menschen an, die Schutzmänner unten und das Mädchen oben halten sich 2 Stunden im Schack. End­lich gelingt's einem Schlosser, unbemerkt iu's Haus zu bringen, die Thüren oben leise zu öffnen und das Mäd­chen in dem Augenblick am Kleide zu fassen, als das Blumenbrett zu brechen anfängt. Die Leute unten schöpfen wieder Athcm, aber die Geschichte war hoffentlich damit nicht aus; der Vater wird sich das letzte Wort nicht ha­ben nehmen lassen. _

Folgende Mordthat wird aus Paris vom 6. berich­tet: Am 2. August, Morgens gegen 4 Uhr, verließ der Portier des HauseS Nro. 8 der Ruc de la Fidolite, Bouleward Sebastopol, seine Loge, um an seine Arbeit zu gehen, als er sich plötzlick einem nackten Manne ge­genüber befand, der einen nackten weiblichen Körper obne Kopf auf den Schultern trug. Wenn auch von Schrecken ergriffen, wollte der Portier den Mörder fassen, dock dieser warf ihm die Leiche vor die Füsse und flüchtete sich in seine Wohnung im zweiten Geschosse, wo er sich vcr- barrikadirte. Nachdem der Portier vergebens cinzudrin- gen versucht, schloß er seine Thüren ab, und holte die Polizei. Die Thüre wird gesprengt, der Mörder, der sich indeß angezvgen hat, stürzt sich zum Fenster hinaus und entkommt. Im Zimmer selbst überascht die Eindrin­genden der schaudervollste Anblick. Den Kopf der Un­glücklichen fanden sie in einem Gefässe voller Blut. Sie war mit einem eisernen Instrumente erschlagen worden, und dann hatte der Mörder ihr mit einem großen Mes­ser den Kopf vom Rumpfe getrennt. Der Mörder ist Bureaudiener im Hause Dutron und Artemar, 25 bis 28 Jahre alt. Die Frau mochte 25 Jabre alt sein, wurde nicht erkannt und die Leiche in der Morgue aus­gestellt.

Einige Minuten nach Mitternackt beobachtete man am 2. August über Namur eine Feuerkugel, ein Drittel so groß, wie die Mondscheibe, die von Süden nach Nor­den schwebte. Zuerst hatte sie röthlichen Schein, ging dann ins Weißblane über, worauf sie ein so intensives Licht entwickelte, baß man auf eine Stunde weit Alles wie beim Hellen Tage unterscheiden konnte. Die Feuer­kugel erlosch, sich in kleinere röthliche Feuerballen auf­lösend, die von der Konstellation des Schwans bis zum kleinen Bären auf mehr als fünf Sekunden einen Licht­schein zurückließcn.

Das alte Kartoffel-Lied.

Neu umgearbeitet, vermehrt und verschlimmbessert.

Zur Ernte 1856 dem Stuttgarter Liederkranz.

Herbei, bcrbei, zu meinem Sang:Hans, Jörgle, Michel Stoffel" Und singt mit mir das frohe Lied, dem Stifter der Kartoffel, Franz Drake hieß der brave Mann, der vor L 100 Jahren Äon England nach Amerika als Kapitän gefahren.

D'rum sollte hier auch diesem Mann auf allen seinen Tristen, Ein Jever, der Kartoffeln baut, ein Dankes-Denkmal stiften; Weil aber dieses nicht geschah in unfern schlechten Leiten,

So wollen wir ein Ehrenlied zu seinem Ruhm verbreiten.

Freund Peterlr'ng, du Suppenschmid, hier Zwiebeln, dort die Wecken, In Würfeln liegen sie bereit, die Supp' soll trefflich schmecken, Bon kräft'gcr Fleischbrüh viel daran, Kartoffeln sind gerieben. Für Schwaden ist's Ambrosia, die das gewaltig lieben.

Gott hat sie wie das liebe Brod, zur Nahrung uns gegeben. Wie viel Millionen Menschen find's, die von Kartoffeln leben, Bon Moskau bis nach Amsterdam, von Stockholm bis nach Brüssel Kommt Johann nach der Abcndglock mit der Kartoffelschüffel.

Willst du was Fcin's dem Leckermaul, dem lieben Mann, auftischen. Ein guter Auflauf ist dann recht von Häringen, von frischen! Nur mehligtc Kartoffeln her und spare nicht die Eier,

Man trinkt dann manches Glas darauf, sci's Bier, sci'S reiner Neuer.

Kartoffelbrei! Und o Salat mit Feldsalat durchschossen!

Das wird zu Braten aller Art mit Freudigkeit genossen. Geschmorct schmeckt Kartoffeln gut, in saurer Sauce nicht minder, Kartoffclnklös, das essen gern die Alten und die Kinder.

Du weißt was gut isi. Hast du je den Krautsalat verspeiset.

Der obne die Kartoffeln doch, trotz Speck, sehr wenig beißet, Daun kannst du, was dem Menschen frommt, der mit gesundem Magen Frisch singt, wenn erzumSingen kommt, das Loblied von Franz Drakcn.

Hat Einer sich das Maul verbrannt und hilft dafür kein Segen, So thut man auf die Hand sogleich Kartoffclschadicht legen.

Wie nützlich find die Knollen uns, das Bieh damit zu mäßen, Biel Sorten gibt es hier und dort, die Guten find die Besten.

Geh't Frau'» auf Euren Wochenmarkt und thut Kartoffeln kaufen. Seht, ob Euch etwas Gutes bleibt, da Biele sich d'rum raufen Und dann dringt endlich auch darauf, daß man die Frücht e wiege. Das Hohlmaß täuscht, man streitet sich; Gewicht ist keine Lüge.

So lang wir die Kartoffelfrucht in unsrem Lande sehen.

Kann die gema chte Hungcrsnoth wohl schwerlich lang bestehen, Geräth auch Korn und Weizen schlecht, wir dürfen nicht verzagen; Kartoffelschiutz und Fleisch dazu befriedigen den Magen.

Bor vielen Jahren sagte man:die Frucht sei für die Schweine" Jetzt speist sie: Kaiser, König, Fürst, der große wie der kleine. Und leeren die Soldaten heim, beglückt von Rukm und Ehre Gleich fragen sic: Wohlan,HerrWirth IHat crauch pommes äs torrH?

Es herrscht zuweilen auch im Land das Leid: Kartoffelseuche, Doch gibts, trotz Mehlwurm immer noch diesem schönen Reiche Bon Creglingcn bis Nonnenbach, von Gingen bis nach Wildbad, Gesunde Frucht, GotrLobundDanklzur Nahrung und znrAussaat.

Mit krankem Zeug da thun wir uns den Magen nicht verstauchen. Man mag die Stinker immerhin zu Fusel noch verbrauchen, D'riu prangt einst manche Mißgeburt als Rarität im Glase, Und wer beschnapsten Kunstwcin trinkt, dem blüht die blaue Nase.

Doch edle Frucht, vom Sud hinweg, Salz und ein Bischen Butter, Gesünder ist als Schnepfcndreck ein delikates Futter!

Und d'rauf Ihr Brüder klinget an, beim äckten Saft der Reben. Wir rufen:DerKart o ffelmann,FranzD rake,dcrsolllebeu!"

k. lr. k.

Berantwortlichc Redaktion: Holzle. Druck und herausgegcbcn von der G. Zaiser'schen Buchhandlung.