Kennlniß der Regierung und trug auf energische Ahndung dieses unverantwortlichen AmtsunßbrauchS an. Vor eini­gen Wochen erkrankte auch Hr. Filliez. Zwei Priester der Gemeinde umlagerten ihn und drängten ihn, wegen der erwähnten Anzeige an die Regierung Buße zu thun. Hr. Filliez verweigerte dieß mit der Erklärung, seine re­ligiösen Pflichten wolle er erfüllen, aber nicht Handlungen verleugnen, die er nicht bereue; Sünden lasse er sich nicht diktireii. Der Pfarrer verweigerte nun die Ertheilung der Sakramente und zeigte zu seiner Berthcidigung ein Schreiben des Bischofs von Sitten vor. Kurz vor sei, nein Tobe legte der Kranke, a!S ihn schon die geistigen Kräfte verlassen hatte, die erzwungene Beichte ab, er­hielt die Sakramente und starb.

Ein Schäfer am Niederrhein versichert, dieses Jahr habe man keine Kartoffelkrankheit zu befürchten. Wenn er seine Schafheerde an Kartoffeläckern vorüber- rrelbe, habe er und sein Hund große Noth, die Thiere von den Kartoffeln abzuhallen, grade wie vor zehn Jah­re», ehe die Krankheit sich gezeigt habe. In den Jahren der Kartoffelkrankheit aber seien die Schafe immer hurtig an den Feldern vorüber gelaufen, d. h. ihr Instinkt hätte ihnen gesagt, mit den Kartoffeln ist'S nicht geheuer.

Im Altenburgischen auf der Eisenbcrger Straße zo­gen müde Gäule einen hochaufgepacklen FuhrmannSwagen durch den Sand. Der Fuhrmann vorn auf der Deichsel war halb und halb eingenickt und der Knecht mit der Peitsche schritt verdrossen hinter dem Wagen her. Eben war der Wagen an der Waldccke angekommen, da sprangen ein paar Kerle aus dem Dickicht auf den Wagen drohend loS und schrien Halt! Im Nu waren sie über dem Wa­gen; da fiel die Decke und sechs blanke Gewehrläufe blitz, ten heraus und Fuhrmann und Knecht hatten sich in GenSbarmen verwandelt. Die Kerle sanken erschrocken in die Kniee, baten um Pardon und würben im Triumph nach Eisenberg gebracht. ES waren zwei gefährliche Ver­brecher, die vor Kurzem auSgebrochen waren und die ganze Umgegend unsicher machten. Der Eisenbcrger Fuhr- mannSwagen war ihre Falle geworden.

Die Postreisenden im frommen Kirchenstaate ha­ben jetzt immer ein großes Gefolge. Jedem Courier- oder Eiswagen trabt ein GenSdarmen-OmnibuS nach, der mit acht bis auf die Zähne bewaffneten Schweizer Ca- rabinierS besetzt ist. ES ist nur um der zudringlichen Wegelagerer willen, die mit Dolch und Pistole m der Faust um ein Zehrgeld bitten. Nöhmische Schutztruppen find bei den Reisenden wenig beliebt, weil sie ihr Leben zu lieb haben, um mit den Wegelagerern Händel anzufangcn oder, weil sie mit diesen im Stillen checken.

Ein sächsischer Förster, Namens Gastell,der nun- mehr tz2 Jahre alk geworden und daS Gebeimniß nicht mit sich in die Erde nehmen will," veröffentlicht unter den Inseraten der Leipziger Zeitung nachstehendes Mittel gegen den Biß toller Hunde, welches er seit 25Iah- ren gebraucht und womit er vielen Menschen und Vieh

geholfen haben will.Man besorge sogleich warmeil Eisig oder laues Wasser, wasche die Wunde aus und trockne sie; alsdann gieße man einige tropfen mineralische Salzsäure in die Wunde, weil mineralische Säure daS Speichelgift auflöSt, wodurch die böse Wirkung aufgeho­ben wird."

In Wien sind die Nähkisscn der vornehmen Damen mit Spieluhren versehen, so daß nach dem Tacie genäht wird.

In Wien ergötzt man sich jetzt an folgendem Epi­gramm :

Heil Dir Wien vor allen Städten,

Aus dem Boden, Deinem fetten.

Muß in Laube, Halm und Grün Dir ein cw'ger Frühling blüh',,.

Und die Früchte zu verbessern.

Muß ein Bacherl sie verwässern.

Das Lied vom Durst.

Ein schlimmes Ding zu jeder Frist Dlcibt'S immer, wenn man durstig ist.

Und kann den Durst nicht stillen Mit seinem besten Willen.

Der Durst nach Ruhm und Lorbeer rafft Dahin gar oft die schönste Kraft,

Jn's Gras muß Mancher beißen Und kann berühmt nicht heißen.

Der Durst nach Liebe, wie man weiß,

Macht Bielen Herz und Stirne heiß Und was nicht sebr vergnüglich Die Letztere vorzüglich.

Doch kann schon gar nichts Schlimm'rcS sein. Als wie da ist der Durst nach Wein, krodntum est, seit Jahren,

Hab' ich's an mir erfahren.

Der Durst nach Lieb', der Durst nach Ruhm Versiegt, man weiß oft nicht warum.

Nicht so der Durst nach Flaschen,

Die uns die Kehle waschen.

Der Durst nach Wein ist immer neu.

Der Durst nach Wein ist immer treu,

D'rum geb't Euch d'rein geduldig.

Doch bleibt de» Wein nicht schuldig.

Apl) orisme n.

" Wer wahrhaft Etwas weiß, wirb nie die Unwis­senden entwürdigend behandeln; man ist gewöhnlich um so nachsichtiger gegen sie, je mehr man gelernt bat, den» dann erkennt man, wie sehr man ihnen noch gleicht.

* Je unwissender man ist, desto weniger Erfahrung hat man, und man sieht desto mehr Wunder.

* Wer nie unglücklich gewesen ist, kann weder die Menschen noch sich selbst kennen; nur im Unglück macht man die wahrhafte Probe an sich und andern.

* Der Mensch verbirgt nicht selten seine niedrigen Absichten oder seine Habsucht hinter ein gutmüthigeS Ge­sicht, und freut sich seiner Schlauheit, mit der er den freieren Mann hintergangen zu haben glaubt. Seine Dummheit nimmt die Zartheit des Betrogenen für Un­wissenheit.

BerMttvortliche Redallion; Holzte. Druck und hernusgegeben von der G. Zaiser'scheu Buchhandlung