Sri mir gepriesen, sel'gcr Abend,
Der mich im Freundeskreis so labend Dem theuersten Geschwisterpaar AnS edle, warme Herz getragen,
Daß ich im Kranz von schönen Tagen Nur Seligkeit und Wonne war.
Geführt von Muscnpriesterö Händen,
Könnt' freier sich der Blick entwinden Zu holder Musen Tempelraum,
An den gewciheten Altären Der Liebe Flamme reichlich nähren,
Verklären einen büstern Traum.
Wie Herzen sich zusammcnfanden,
Und fester, immer fester banden —
Ein kühnes Lied auch singt es nicht.
Die uns vergönnten LcbenSstunden,
Die nach der Zukunft Nacht umwunden, Erglänzten uns in schönem Licht.
Ihr Gänge zu deS Grabes Schauern,
Auf längst verfall »er Burgen Mauern,
Und auch deS trauten Preises Spiel, —
Jyr habt die Herzen mehr erschlossen,
In reichstem Maße auSgegofsen —
DeS FreundschaflSglückeS Hochgefühl.
Die monderhellte Abendstunde,
Da ans der holden Schwester Munde DaS traute Wörtchen Du sich schwingt:
Sei Sinnbild von dem künst'gen Leben:
Daß um der FreundeSliebe Streben Das Glück als milder Glanz sich schlingt.
Der Kranz von diesen schönen Tagen Sei immer frisch von unS getragen,
In einem licbcrfüllien Herz!
Und zieh',, vollendend wir von hinnen,
Muß unserS Lebens Kraft zerrinnen, —
Er gleite unS auch himmelwärts.
Annonce eines Mannes, der den Sprach- knrzungen sehr hold war.
„Ich reise über Stell-, Wett- und Berlin, berühre die Städte Königs-, Hirsch», Löwen-, Silber-, Am- und Bamberg, gehe von da über Frank- und Straß» nach Schwcinsurch und endlich über Branden- und Magde- nach Hamburg und suche einen Bedienten, der mich ras-, meine Frau fris-, meine Kinder divert-, amüs- und tnstru-, die Tante parfüm- und Pferde .und Hunde dresstren kann. Er muß Kopf-, Hinder-, Kümmer-, Aerger-, Betrüb-, Welsche-, Hasel-, Lamberts-, Stachel- und andere Nüsse resp'. auftulnacken und aus dein Wege zu räumen, Heibel-, Him-, Brom-, Wachholber-, Stachel-, Mehl-, Johannis-, Erd- und Maul-, Zottel-, Wasch-, Ameisen-, Land- und Eisbären resp. einzumachen und todt zu schlagen und Regen-, Band-, Spul-, Keller-, Johannis- und andere Würmer resp. auSznblascn und abzufertigen verstehen, darf sich weder um Melu-, No-, Apfel-, Drai-,^roch um meine Cousinen bekümmern, auch darf er weder Med-,
Mus-, Emphr-, Mathemat- und Syndikus, noch Licht-, Draht- und Erzieher, auch nicht Kohlen-, Kalk-, Ziegel-, und Mordbrenner, noch weniger Schaf-, Ochsen- oder Schweinehirt gewesen sei», muß in der Kirche gml-, ge» gen aste Menschen leut-, gegen die Damen hold-, bei ihnen über- und mit vierzig Gulden Lohn glückselig sein. Ein solches Subjekt und kein anderes soll sich melden bei Diet- Fried-Hein-Emmcisch, Post-, Bürger-, Ritt- und Stall- meislcr."
Anekdote rr.
— Sie. Aber lieber Ferdinand, sage mir nur, wo daS ein Ende nehmen soll? — Er. Aber beste Eveline, ich weiß gar nicht, waS Du von mir willst! —. Sie. Sichst Du, Ferdinand, gestern Abend erst gabst Du mir beim Weggehen Dein Ehrenwort darauf, Du wolltest nicht mehr als höchstens ein einziges Seidel trinken, und — Er. Heut kann ich dir mit gutem Gewissen versichern, daß ich gestern Abend mein Wort vollständig gehalten habe. — Sie. Ader, mein Gott, von einem Seidel kannst Du doch nicht so betrunken gewesen sein.' — Er. Aber liebcS Kind, denkst Du denn, die Schnitte machen nicht betrunken? Siebzehn Schnitte, und dabei nüchtern bleibe»? I, da müßte man ja ein Säufersein!
— Eine gute Antwort. Der berühmte Arzt Orfila war einmal alS Sachverständiger in einem Kriminalprozeß vvrgelaben, und der Präsident ließ sich bei der üblichen Vernehmung beifallen, Orfila zu fragen: ob er ihm sagen könne, wie viel Arsenik nothwendig sei, um eine Fliege umzubringen? Orfila erwiderte: „Ich kann dieß allerdings angeben, allein ich musi zuvor daS Alter der Fliege, ihr Temperament, ihre LeibeSbeschaffcn- heit und LebenSgewvhnheiten kennen und genau wissen, ob sie ledig oder verheirathet, Wittwe oder Jungfer oder Junggeselle ist. Sobald ich über diese Punkte ins Klare gesetzt bin, werde ich ihre Frage beantworten!"
— Vor einigen Jahren hatte eine Dienstmaqd in Stuttgart einen Geliebten in der Person eines Soldaten der dortigen Garnison. Nachdem dieser beurlaubt worden war, ließ sie sich malen, um demselben ihr Bild zu übersenden. Da sie aber mit dem Verpacken nicht recht zu Stande kommen konnte, so bat sie den Handlungsgehilfen in einem Kaufladen, wo sie öfters Waaren holte, um die Gefälligkeit der Verpackung. „Ach, ich merke schon," sagte dieser, als er daS Bild sah, „daß dieß für den Liebsten bestimmt ist." und besorgte den Auftrag ganz gut. ,,WaS für einen Werth," fragte er nun, „soll ich auf die Adresse setzen?" — „Das darf mein Gottfried nicht wissen," erwiderte daS Mädchen verlegen. — „Ein Werth muß aber darauf gesetzt werden," sagte der Commis; „und so schreibt man eben: Muster ohne Werth" — Hiemit war die Auftraggeberin zufrieden, und daS Packet ging an seine Adresse ab.
— „Ach," seufzteein alter lebenssatter Mann, „werde ich eS denn auch noch erleben, daß ich sterbe?"
Verantwortliche Redaktion; Hölzle. Druck und herausgegeben von der G. Z aiser'scheu Buchhandlung.