Allerlei.

Wirkung in die Ferne.

Die Königin stchk im hohen Saal,

Da brennen der Kerzen so viele;

Sie spricht zum Pagen: Du läufst einmal Und holst mir den Beutel zum Spiele.

Er liegt zur Hand Auf meines Tisches Rand.

Der Knabe, der eilt so behende,

War bald an des Schlosses Enve.

Und neben der Königin schlürft zur Stund'

Sorbet die schönste der Frauen.

Da brach ihr die Taffe so hart vor dem Mund,

ES war ein Gräuel zu schauen.

Verlegenheit, Scham I UmS Prachtkleid ists gethan!

Sie eilt und fliegt so behende Entgegen deS Schlosses Ende.

Der Knabe zurückgelaufcn kam Entgegen der Schönen in Schmerzen,

Es wußt eS Niemand, doch Beide zusamm'

Sie hegten einander im Herzen;

Und, o deS Glücks,

DeS günst'gen Geschicks l

Sie warfen mit Brust sich zu Brüsten

Und herzten und küßten nach Lüsten.

Doch endlich Beide sich reißen los;

Sie cilr in ihre Gemächer;

Der Page drängt sich zur Königin groß Durch alle die Degen und Fächer.

Die Fürstin entdeckt DaS Westchen befleckt:

Für sie war nichts unerreichbar,

Der Königin von Saba vergleichbar.

Und sie der Hofmeisterin rufen läßt:

Wir kamen doch neulich zu Streite,

Und Ihr behauptetet steif und fest,

Nicht reiche der Geist in die Weite;

Die Gegenwart nur,

Di« lasse wohl Spur;

Doch Niemand Wirt' in die Ferne»

Sogar nicht die himmlischen Sterne.

Nun seht, eben rvard mir zur Seit Der geistige Süßtrank verschüttet,

Und gleich darauf hat er dort hinten so weit Dem Knaben die Weste zerrüttet.

Besorg- dir sie neu s Und weil ich mich freu,

Daß sie mir zum Beweise gegolten.

Ich zahl sie, sonst wirst du gescholten."

DerBerliner Hublielst" erzählt: Am verggngenen Sonntag war in. der Kreutzberg'schen Menagerie daS^

Publikum Zeuge einer schauerlich ergreifenden Scene. Herr Kreutzberg trat bei der Nachmittagsvorstellung wie gewöhnlich in den Käfig deS Löwenpaars und öffnete dann die Scheidewand, welche den König der Wüste von den im Nebenkäfig aufbewahrten beiden Königstigern trennt. DaS ist Hunderte von Malen geschehe», und jedeSmal sind die Bestien, gehorsam der Stimme und dem Augenwinke ihres Herrn, friedlich wieder von einander gegangen. Diesmal sollte cs anders sein. Kaum war die Scheidewand gefallen, als der Tiger sich mit einem furchtbaren Satze auf den Löwen warf. Im nächsten Augenblicke befand sich der Löwe, auf den Angriff wahr­scheinlich nicht vorbereitet, unter den Tatzen des wüthcn- den UngethümS. Ein entsetzliches Gebrüll der kämpfen­den Thiere machte den Raum erzittern. Man kann sich denken, daß Herr Kreutzberg auf alles, und also auch auf einen solchen Fall vorbereitet ist. Er zog ein Pistol auS der Tasche, um dasselbe vor de» Ohren der Bestien abzuschießen. Der plötzliche Schall des Schusses, daS ist aus früheren Erfahrungen bekannt, schreckt die Kämpfen­den auseinander. Die wenigen Augenblicke der Betäubung genügen dann, um die Thiere wieder zu isoliren und Herrn Kreutzberg einen schnellen Nückrug zu sichern. Aber daS Pistol versagte, ans dem Cylmder war kein Zündhut! Die Spannung deS Publikums war auf das Höchste gestiegen. Kein Glied rührte sich, keinen Athem hörte man, Jeder war sich bewußt, eS bandle sich um ein Menschenleben. Die brüllenden Thiere sperrten Herrn Kreutzberg vom Ausgange deS Käfigs ab. Gelang eS chm nicht, sie auSeuiander zu bringen, so war er offenbar verloren. Todtcnbleich" zog sich Herr Kreutzberg zunächst an die Wand deS KäfigS zurück, um sich rückenfrei zu machen. Dann ergriff er seine Drahtpeitsche und hieb nur be­wunderungswürdiger Entschlossenheit auf die wuthschnau- benden Bestien ein. Der Erfolg war überraschend. Die DiSciplin, die Herr Kreutzberg über diese Unbändigen übt, war stärker, als ihreWuth. Sie ließen von einan­der ab und, den weiteren Befehle» seines Herrn und Meisters gehorchend, kehrte der Tiger in seinen Käfig zurück. Damit war der furchtbare Moment überwunden und die Herrschaft deS Menschen über daS wildeste Thier hatte ihren höchsten Triumph gefeiert. Der Löwe war augenscheinlich unterlegen in diesem grauenvollen Kampfe. An der Slirne blutend, kauerte er sich, mürrisch und mit sich selbst unziifriedei,, in eine Ecke, die er vier und zwan­zig Stunden lang nicht verlassen hat. Der Tiger, an der Nase blutend , spazirte stolz in seinem Käfig umher.

Anekdote.

Die Bewohner von * * * machten einst ihrem Pfarrer, einem Mönche, Vorwürfe, daß er sich nicht einmal in der Fastenzeit deS FlcischeffenS enthalten könnte. Ja." sagte der Pater:daS laßt euch nicht wundern. Ihr gebt mir zwölfhundert LivreS um euch zu sagen, waS recht ist, aber ich schwörS Euch, Ihr könnt mir zwölftausend bieten, eS zu thun, ich würde mich schön­stens bedanken".

Verantwertliche Reaktionp H ö lzfte. Druck und herausgegeben Von der G. Z ais-er'scheu Buchhandlung.