weniger Feuchtigkeit kann er behalten, sie wird als Re- gen oder Schnee niederfallen müssen. Daher letzterer gewöhnlich regnerisches Wetter, ersterer uns schöne Tage bringt. AuS all' diesem folgt nun, daß die Windfahne nels, wenn sie z. B. eingetrctenen Nordwind zeigt, erst durch Ost und Südost gehen muß, ehe Südwind, und wenn dieser vorhanden, erst Westwind zeigen muß, che Nordwind entstehen kan». Niemals tritt der umgekehrte Fall ei». Wohl aber sind Schwankungen derselben inner, halb der Winde eines Stromes sehr gewöhnlich, die also zwischen Südost und Nordwest und zwischen Nordwcst und Südost hin und her gehen kann. Diese einfache Thatsache ist daS berühmte „DrchungSgesetz der Winde" von unserem größten Meteorologen Prof. Dove in Ber« Ilir festgestellt. — Damit wir später über Wetterprophe- zelhung und Bauernregeln uns verständigen, muß ich den Leser bitten, sich dieß zu merken: Nicht daS Wetter macht den Wind, sondern der Wind macht daS Wetter.
Die Glacbereitnng.
In dem ganzen Gebiete der menschlichen Gewerke ist keines merkwürdiger, als daS deS Glases. Stoffe, die an sich selbst geringfügig scheinen» werden so in einander gemischt, daß sie eine Masse von einem eben so verschiedenen als neuen Charakter bilden. In der That, wenn ein Uneingeweiheter den Sand, die Bleiglätte und die Perlasche da liegen sicht, kann er nicht anders glauben, als daß nur ein Zauberstab ihre Verwandlung m einen harten und krystallichten Körper bewirken könnte.
Die gewöhnlichen Bestandtheilc deS GlaseS sind:
120 Theile gut gewaschener weißer Sand,
40 Theile gereinigte Perlasche,
35 Theile Blciglätte,
18 Theile Salpeter und 1 Thcil schwarzes Braun stein-Oryd«
Diese ln gehörigem Verhältnisse genommenen Stoffe erleiden zuerst in einem besonderen Ofen eine Art Verkalkung, damit alle Feuchtigkeit und das KohlenstoffgaS entfernt werde; man verfährt dabei stufenweise bis zu einem Grade von Halbvcrglasung. Diese Masse heißt Fritte, und wird nun mit säubern eisernen Schaufeln durch die Seitenöffnuiig des Schmelzofens in Töpfe geworfen; vorher aber wird daS Feuer im Ofen zu der größten Heftigkeit gebracht; hierauf wird die Oeffnung mit nassem Lehm fest gemacht und nur ein kleines Loch gelassen, um in daS Innere deS OsenS sehen zu können. Die Masse schwillt bald auf und zeigt sich wie ein wallendes Feuermeer. Während deS Kochens werden häufig mit einer eisernen RrUbe aus der Masse Proben herauS- geuommen. biS daS GlnS schön klar und durchsichtig ist. Nun läßt man dieses GlaF, in soweit abkühlen, daß man es wie einen Teig nach Belieben formen kann; es ist so zähe« daß es in eine Faser gezogen und rasch um eine Haspel hundert Klafter lang gewunden werden könnte.
Jetzt ist es in dem Zustande, um geblasen zu werden. Um nun z. B. eine gewöhnliche Flasche zu wachen, nimmt der Arbeiter eine pur Fuß lange eiserne Röhre, taucht sie in daS geschmolzenem GlaS und wen-
dct sie so um, daß ein.wenig daran hängen bleibt; dann zieht er die Röhre hervor, neigt sie zur Erde, daß die aiihä'iiglnde Masse sich durch ihr eigenes Gewicht nach unten auSdehnt; zugleich bläst er auch von oben in die Röhre, wodurch sich die Masse auch m der Breite auS- dehnt und ein länglich runder, hohler Körper wird, welchem der GlaSblaser jede beliebige Form zu geben vermag. Hat daS Gefäß diese erhalte», so wird es in einem verschlossenen Ofen, Küh losen genannt, dem stärksten Hitzegrade auSgesctzt, und ist, »ach allmählige», Erkalte», zum weiteren Gebrauche geeignet.
Rath für Schulmeister.
Er lautet nach der „Biene" folgendermaßen r Ich rathe jedem Schulmeister, zum Thlere zu werden, bann würden die Vereine gegen Thierquälcrei seinen Qualen ein Ende machen, denn er ist ei» gequältes Thier. Er hat Pferdearbeit und EselSfut'er; er ist der Ochse, ber da drischt, und dem man daS Maul verbindet, nicht, damit er nicht frißt, denn er Hai kaum EtwaS, aber damit er nicht brummt, daß er nichts hat. Aber freilich ist daS arme Thier auch nur ein Menfchenzüchter, wäre er ein Pferdezüchlcr, dann stände eS besser um ihn; darum ist der Posten eines Stallmeisters chrenwerlher und einträglicher, als der eines Schulmeisters» und auf ein Schulpferd wird mehr gegeben als auf einen Schulmann. Da nun leider der Manu kein Pferd werden kann, so sollten Vereine gegen Thierquälerei ihn wenigstens so behandeln, und sich erst der Menschen, die doch auch zu den Thicren gezählt werden, und dann erst der andern Thiere a»»ehi»eii; d§»n daß der Mensch nur zwei Beine, die andern Thiere aber vier Deine, also doppelt so viel Beine haben, giebt ihnen doch keine doppelte Ansprüche, obgleich heutzutage nichts so sehr auf die Beine hilft, als eben die Beine; daS sehen wir an den Tänzerinnen, die sich eben deßhalb im Triumph so hoch heben, daß sie einen rechten Winkel bilden, den Winkelmann aber einen Unrechten nennen würde.
Anekdoten.
— Der Bürgermeister M. in C. gab in einer Ehe« streitigkeit folgend« Resolution: „Da ihr nun nicht mehr in Fried' und Einigkeit beisammen leben, sondern geschieden sein wollt: so scheiden wir euch —" „Herr Bürgermeister," flüsterte der SyudicuS, „wir können ja nicht scheiden» daS gehört ja vor das Eonsistorium." —, „Da wir aber, fuhr eorwnt re^ons, ohne auS der Fassung zu kommen fort, „euch nicht scheiben können, so müßt ihr ferner beisammen leben."
— „In B. traf durch den Telegraphen die Nachricht ein, daß Kaiser Nikolaus von Rußland mit Tode adgegangen sei," — wurde in einer Gesellschaft auS einer Zeitung vorgelesen. „WaS sind den» das für gefährliche Dinger die Telegraphen, daß man daran so plötzlich sterben kann?" fragte ein Bürger so hastig» daß darüber ein allgemeines Gelächter auSbrach.
Lera,nt»nrtl!,ch« Redaktion r Hölzle. Dr»tk und herausgegebe» von der G. Zalsc r'sch« Buchhandlung.