Allerlei.

Die Segensprechung des Papstes.

Ein englischer Reisender, Zuschauer einer solchen imposanten Feierlichkeit, erzählte sie folgendermaßen:

Ich kletterte auf eine der ungeheuer» Statuen hin­auf und ließ mich daselbst nieder. Es ist unmöglich, die Scene zu beschreiben, welche sich inemem Blicke varbot; die Einbildungskraft ist nicht im Stande, sich ein solches erhabenes Schauspiel vorzustellen. Es schien, als ob die Bewohner der ganzen Erve in Masse beisammen wären, und die unzähligen Zungen verschiedener Sprachen be­wegten sich wie ein brausendes Meer; stärker war wohl die Verwirrung in Schinear nicht, als die Nachkom­men Noah'S von dem Baue ihrer Unwissenheit undThor» heit flohen. So weit das Auge reichen konnte, waren die Giebel aller Häuser von Rom mit Zuschauern bela­gert; unten war nur ein einziger Platz frei von der Menge, um welche» die Soldaten des Papstes ein Viereck bildeten, Jede andere Stelle war besetzt, und so dicht war die Menschenmasse, daß die Köpfe sich wie Wellen deS MeereS bewegten. Die Mannigfaltigkeit der Farben im Sonnenscheine machte eine,, eben so prächtigen als neuen Effekt; kurz eS übertraf Alles, was ich mir vor­stellen konnte, und ich glaube nicht, daß in irgend einem Lande aus der ganzen Erde jemals ein Gleiches gesehen wurde.

Während ich mich so mit den Betrachtungen dieses erstaunenSwerthen Schauspiels beschäftigte, erschallte von zwei entgegengesetzten Seiten deS Platzes ein lautes Trom- peten-Getön der herannahenden Kavalerie. Zuerst erschien in grüner, mit Gold gestickter Kleidung auf prächtigen, sich bäumenden Rossen die Edelleute, und nahmen die Mitte deS Platzes ein- hierauf kamen andere Truppen, und das ganze Korps salutirte vor dem Balkon über der Hauptthüre der St. Peterskirche, auf welchem Se. Heiligkeit erwartet wurde, und stellte sich in Ordnung.

Jetzt ertönte daS Glocken«Geläute» und durch die ganze ungeheure Menschenmasse herrschte augenblicklich eine solche Stille, daß man geglaubt hätte, eS müsse da ein Wunder vorgegangeu sein. Jede Zunge ist ruhig und jedes Auge auf den Balkon gerichtet. Plötzlich er­scheint die majestätische und ehrwürdige Gestalt deS Pap­stes auf einem beweglichen Throne in Wolken von Weih­rauch gehüllt; je näher er sich bewegt, desto deutlicher wird er erkannt; hinter ihm ist alles dunkel und geheim« nißvoll. Seine Kleidung ist überaus kostbar, eine präch­tige Tiara schmückte sein Haupt, und auf allen Seiten feines ThroneS wogen ungemein hohe Federbüsche. Den Kopf entblößt, stürzt sogleich die ganze Menschenmasse nieder; Tausende und zehn Mal zehn Tausende kaieen vor ihm; mit einem Getöse wird daS Gewehr aufgestellt und jeder Sodat ist mit dem Gesichte zur Erde. Mit weit vernehmbarer Stimine spricht nun Se. Heiligkeit den Segen, und die Arme über dem Volke auSgebreitet, stehet er um Heil für alle Völker der Erde. Da erdonnern die Kanonen, Trompeten ertönen, Musik erschallt, alle Glo­cken lauten, die Feldstücke von der Engelsburg stürzen

ihren Donner in die Ferne, weiter entfernte Artillerie wiederholt daS Zeichen, und die frohe Kunde wird von Festung zu Festung in die entferntesten Provinzen deS Reichs getragen."

Der schwerste Körper.

In einer Gesellschaft, in der sich Benjamin Frank­lin befand, wurde einmal die Frage aufgeworfen: ^wel­ches der schwerste Körper sei?" Der Eine rieth aufBlei, der Andere auf Quecksilber, der Dritte auf Gold, und Der, welcher eS am Besten wuße, auf Platina. Man fragte endlich auch den berühmten nordamerikanischen Buchdrucker um seine Meinung. Dieser antwortete: wahrscheinlich die Luft. Man fand dieses sehr widersinnig allkin Franklin fuhr fort:ES ist bekannt, daß die Schwere der Luft von ihrer Dichtigkeit abhängt, und ihre Dichtigkeit von dein Drucke, mit dem sie zusam- mengcdrückt wird, da sie eine elastische Flüssigkeit ist. An der Erde wiegt ein Kudikfuß Luft 2'/« Loth, und auf dem Chimborasso nur noch 1*/, Loth. Wenn die Erde im Innern große Höhlen hat, so muß in diese» die Luft dichter und schwerer sein, als auf der Oberfläche. In einer Tiefe von 12 Meilen ist sie schon schwerer wie Quecksilber und dieses schwimmt auf der Luft. Noch einige Meilen tiefer ist sie dichter und schwerer als Gokd, Platina und alle Körper, die wir kennen."

Pariser Blätter enthalten folgende Anzeige: Ein junger Mann, der nächstens loosen muß, aber keine Lust hat, Soldat zu werden, sucht eine Frau, die chm einen Ersatzmann stellt.

Aphorismen.

* Der Mann fragt sich oft mit Bedauern, warum die blaue Ferne, der Sternenhimmel, warum manche andere Region der Phantasie ihn nicht mehr so, wie ehe­mals, anspricht? Der Grund davon ist wohl der, daß daS Ferne nur dann eine schöne Beziehung zu unfern: Gemüth erhält, wenn eS daS VerbindungSmitkel zwischen ihm und einem geliebten, ersehnten Gegenstand werben kann.

Man spotte nicht über den Jüngling, dem der Mond daS Verbindungsmittel zwischen sich und der entfernten Geliebten wird und werden muß, weil alles, was unter ihm ist, ihn an seine Trennung erinnert.

Wem ein geliebtes Wesen in jene Welt voranging, für den erhält der Sternenhimmel eine eigene Bedeutung.

Die blauen Berge sind für den Jüngling, der m die weite Welt strebt, elne Heimath der schönsten Träume. Für den Mann muß die Natur eine ganz andere Be- deutung erhalten, da seine besten LebenSgüter von einem kleinen Raume umschlossen sind. Erst dann sichst er, wie verborgen ihr Reiz ihm gewöhnlich ist, wenn er eine erheiternde Reise im Prospekt hat, :vo sich ihm daS Auge für ihre Schönheit neu öffnet.

Vieles Schöne und Erhabene verliert seine Bedeu­tung, wenn eS kein Leiter für unsere Phantasien, unser Ahnen, unsere Entschlüsse werden kann.

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