Allerlei.

Kaffee und Thce.

Die Hausfrauen finden es vielleicht erwünscht, et­was mit der Geschichte ihrer LieblingSgetränke, so wie mit dem Grunde ihrer Wirkung bekannt zu werden. Sie werden sich freuen, wenn sie Hören, daß 100 Millionen Menschen in Betreff deS Kaffees, und 500 Millionen im Betreff des TheeS ihren Geschmack theilcn. So wun­derbar eS auch scheint, wie die Menschen zuerst auf die Benutzung der Frucht und Blätter des KasseebaumeS ge­kommen sind (denn da wo er gedeiht, werben auch seine Vlältei-als,Th^e benutzt),, so euffpch enthüllt uns doch di« VdrhstnSene ^ Tage daSGsheumuff Ein Derwisch nämlich, der im Thal- Jemen, 'in Milten deS glücklichen Arabiens wohnte, bemerkte einst an seinen von der Weide heimkehrendenZiegen eine ungewöhnliche Munterkeit. Um den Grund davon zu entdecken, schlich er ihnen nach und sah erstaunt, daß sie Blätter, Blüthen und Früchte eines bis dahin nicht beachteten BaumeS verzehrten. Er that dasselbe und empfand wie sie. Leide.r hat uns die Geschichte Namen und Bildniß dieses Weisen nicht überliefert, die je d er Tasse tief eingebrannt sein sollten. Schon in den frühesten Zeiten ist der Gebrauch deS RöstenS bekannt gewesen, welches zum Zweck hat, die eigentlichen Gc> ruchSstoffe zu entwickeln. Dabei blähen sich die Bohnen ans, das pflanzliche-Getvcbe,, der Zucker unddaSFett, welches letztere ihnen den sdttigen Glanz' gibt, werden theilweise verändert. Das Rüsten darf aber nicht zu lange fortge­setzt. und n,uß beendigt werden, wenn die Bohnen eine kastanienbraune Farbe angenommen Haben , da sonst die Menge der wirksamen Bestandtheile, vorzüglich der Ge­ruchsst offe. durch Verkohlung wieder abnimmt. Der Anfang deS Theetrinkens reicht bis inS graue Merthum und ist mit einer frommen Sage verknüpft. Als einst ei­nem eifrigen indiMli Priester, der um seine Religion zu verbreiten nach China gekommen war, der Schlaf daran hindern ivollte, schnitt er sich die Augenlider ab und warf sie von sich. AuS ihnen entsproß der Schlaf vertreibende Thecstrauch. Zu den aufheiternden, stärkenden Wirkungen dieser Getränke, zu ihrer Kraft, unfern Geist wach und rege zu erhalten, die Jeder an sich empfunden hat, kommt noch die Belebung der Zunge, (siehe Kaffee-^ und Thee- kränzcheu der Frauen) und vorzüglich ihre sättigende Wirkung, obgleich weder Kaffe noch Thee wirklich »äh­rende Bestandtheile enthalt»». Alle diese Eigenschaften verdanken beide sowohl ihren Geruchsstoffen-(Aromaff als- einem ihnen gemeinschaftlich .zukommenden Körper, der von ihnen seinen Namen erhalten hat, dem Kasse ein ober Theein. Letzterem kommt mehr die aufregende, erhei­ternde Wirkung zu, elfterem mehr die. Bewirkung des Sättigungsgefühls. Die durchs Rösten erzeugten brau­nen Stoffe nämlich wirken verlangsamend auf die Ab-, Nutzung der KörpeNheile, also erhaltend und es reiche da­her weniger Nahrung hin, den geringeren Verlust zu er­setzen. Die sättigende Wirkung ist es auch wohl, welche nach Ersatzmitteln suchen ließ und die in der Rübe und der Cichorie gesunden wurden, da durchs Rösten auch

bei ihnen ähnliche braune Körper von gleicher Wirkung entstehen. Natürlich fehlen diesen Surrogaten ganz die auf­regenden, auiheilernden Wirkungen, welche dem nur in Kaffee und Thee vorhandenen Kaffeein zukommen. DaS Herbe beider Getränke rührt von einem ganz ähnlichen Gerbstoffe her, wie der ist, welcher der'Elcheulohe die gerbende Eigenschaft crihcill. DaS Kaffeein, von dem bei mäßigem Genuß von Kaffee und Thee nur sehr wenig in dcnKörper gelaugt, wirkt bei unmäßigem Genuß dieser Getränke oder für sichallun giftig. Herzklopfen, Beklemmung, Kopfschmerze»,- Ohrensausen, Schlaflosigkeit, ja sogar De­lirien verursacht eS dann. Ersatzmittel für den Thee sollen die Blätter derSalbcy, des Weißdorns, der Schlehe, vorzüglich aber die der Erd- und Himbeeren sein.

lieber die Geistesgegenwart des General Murawieff, der gegenwärtig in Asien commandirt, wird Folgendes er­zählt: Der russische General, einer der gebildetsten Offiziere, spricht fast alle europä schen und eine große Anzahl orien­talischer Sprachen. Während Ins persischen.Krieges, wurde der General, der damals Eheff des Gcneralstabes.war, gefangen und zum Tode verurtheilto Bei der Gefangen- nchmung stellte er sich der persischen Sprache unkundig; das Verhör geschah also durch einen Dolmetsch; er wurde auf den Markt geführt, wo ihn der Henker erwartete. Murawieff kniete nieder und betete inbrünstig. Eine Tod- teustille herrschte plötzlich sprang er auf und redete die Versammlung in persischer Sprache an, erklärte mit feier­licher Stimme, daß ihm während des Gebets ein Heiliger erschienen sei und ihn die persische Sprache gelehrt habe. Der-Eindruck, den diese Worte aus die Versammlung mach­ten , läßt sich nicht beschreiben: Pascha und Volk begrüßten ehrerbietig den Mann, der Schah beschenkte ihn, und durch diese List rettete sich der tapfere General vom Tode.

Den Pferden haben die Eisenbahnen nicht gescha­det. Nicht ein Pferd läuft brodlos umher, die Preise sind hoch gestiegen und die Pferdezüchter machen gute Geschäfte.

Äus den deutschen Eisenbahnen sind bis jetzt etwa 1962 Locomotiven im Gang, davon '/; in Deutsch­land gebaut sind. Borsig in Berlin lieferte 513, auö der Gloggnitzer Maschinenfabrik gingen 224 hervor, von Keßler in Karlsruhe 167, von Maffei in München 114, von Eggeftorff in Hannover 63»

Ein reicher Türke aus Skutari hat sich an den Sul­tan gewendet und gebeten, den Te le gr ap hen d ra ht, der über seinem HauS hingehe, wegnehmen zu lassen, weil seine Frauen erklärt hätten, daß sie nicht länger in dem Hause wohnen könnten, weil der Telegraph alle Geheimnisse deS Hauses nach Constantinopel bringe.

Auf einer kürzlich in Gent stattgehabten Verstei­gerung wurde von einem Lyoner Kaufmanne die erste Äoli'ne, welche Beethoven als Kind in die Hand bekam, auS dem Nachlasse eines Schreines, Namens Wander­inink, um 700 Franken erkauft.

Pcralliwcrtli'che Nedaktio»; HLlzle. Druck und herausgegeben-dou der G. Zaiser'schen Bachhaudlung»