Allerlei
Gott gibt Gnade und Segen.
„Wollen JhroHochwürven nur durchfragen" — sagte der alte Schulmeister — „ich meine, sie kennen ihren Katechismus Alle, Wort für Wort."
„„Aber Sinn für Sinn ist die Frage!«« sagte der Superintendent.
Der Schulmeister verbeugte sich und horchte, aber, wie eS scheint, mehr ehrerbietig, als begreifend. „„Ich meine«" — fuhr der Superintendent fort — „„ob sie verstehen, was sie gelernt haben.""
„Gott gibt Gnad' und Segen!" versetzte der Alte. Aber der geistliche Herr schüttelte nur um so bedenklicher das Haupt. — ,^,Nun du"" — fragte er einen Knaben, der der ärmste setuen und barfuß ging — „„wie heißt das vierte Gebot?""
Der Knabe ward roth, starrte vor sich hin, und schwieg. Der geistliche Herr trieb, der Knabe sagte: „Ich muß von vorn anfangen." Jener warf einen strengen Blick auf den Alten: der Knabe sagte das erste Gebot her, dann das zweite, nun daS dritte, und jetzt kam auch das vierte richtig heraus.
„„Aber verstehst du auch, was es heißt, seinen Vater und seine Mutter ehren? — nur ehrt man sie, und womit?""
Der Knabe starrte vor sich hin, und schwieg. Ein zweiter strenger Blick auf den Alten; dann die erleichternde Frage: „„Ehrst du denn detne Eltern? — thust nichts, womit du glaubst, sie zu ehren?""
Der Knabe ward blutroth; dann sagte er — nur halblaut: — „Vorgestern habe ich fremde Herren turch'S Gebirg geführt. Da hatte» die scharfen Steine mir die Füße aufgenssen. Die Herren sahen wie'S blutete. Da gaben sie mir einen Gulden zu Schuhen; und da brachte ich den Gulden der Mutter: die hat auch keine. Ich kann schon barfuß geh'»." —
Da heiterte sich das Gesicht des geistlichen Herrn sehr auf, und er faltete die Hände; der alte Schulmeister aber wiederholte: „Gott gibt Gnad' und Segen.«
Wahres nnd Falsches.
Der einseitigen und falschen Grundsätze in der Erziehung gibt eS unzählige. Zu den schädlichsten aber gehören folgende:
1) Wer selber ohne Gott ,n der Welt ist, läßt fein Kind, ohne Gefühl für daS Göttliche, aufwachsen, als Wildfange: denn, sagt er, die Frömmigkeit muß man Niemand aufb ringen. DaS ist ein wahres Wort. Aher, was man dem Kind nicht aufdringen kann, das soll man in ihm wecken; denn eS trägt den Keim des göttlichen Lebens in sich. Und diesen Keim dcS göttlichen Lebens ungeweckt und ungepflegt lassen, macht daS wahre Wort zum einseitigen. Schämt ihr euch nicht, nur Pfleger deö Lhierischen im jungen Thiere zu
sein, und nicht Pfleger dtS Göttlichen im Bilde deSGött, lichen?
2) Kinderjahre sind Spieljahre, Spieljahre sind Freudenjahre; man muß dem Kinde das Spiel und die Freude nicht verderben. Wohl wahr; aber daS spielende Alter darf nicht daS spielende bleiben. ES muß über- gehen in das Alter der Schule, der Arbeit, der rechten Uebung. Und zum Gefühle deS Religiösen gehört ja vorerst nicht viel Arbeit. Wenn nun die Mutter, um dem Knaben die Freude nicht zu verderben, ihm alles Lernen, alles Arbeiten, alle ernste Uebung ersparen, und sogar daS, von Lernmühe und strenge Uebung unabhängige Gefühl des Göttlichen in ihm ungeweckt lassen will, so wird daS wahre Wort ein einseitiges.
3) Der fromme Vater möchte daS Gefühl der Religion früh wecken in seinem Sohne; denn dies Gefühl, sagt er, ist das köstlichste und seligste. Ein wahres Wort; aber dadurch, daß der Knabe an iangwährende AndachtS- Uebungen, für die er noch nicht Sinn und Herz hat, gleichsam angeschmidet wird, weckt er daS religiöse Gefühl nicht, martert ihn obendrein ohne Zweck, und erfüllt ihn mit Abscheu gegen die Religion, und daS macht daS wahre Wort zum einseitigen.
4) Dadurch, daß man den Kindern Alles gewährt, waS sie wollen, macht man sie köpfisch, eigenwillig und zu kleinen iTpranncn. Ein wahres Wort; wenn man aber, um sie vor Eigenwillen, Köpfigkett und dem gebieterischen Wesen zu bewahren, immer die rauhe Seite gegen sie nach außen kehrte, nichts als Ernst, Schrecken und Strafe an die Tagesordnung kommen ließe, also dem Eigensinn der Kinder sich überall nur der Eigensinn der Eltern gerade entgegensetzte, daS machte daS wahre Wort zum falschen.
Unter den bei der Erstürmung SebastopokS Verwundeten befand sich auch ein Musiker, dem eine Kugel inS Knie geschossen worden, nnd der sich daher daS Bein abnehmen lassen mußte. Wie gewöhnlich wurden Anstalten gemacht, ihn festzubinden, damit er sich nicht rühren könne. „Was nehmen Sie vor, Herr Doktor?" fragte der Verwundete. — „Ich muß ihnen das Bein abnehmen und Sie daher festbinden lassen." — „Nimmermehr!" ruft der Verwundete, „daö Herz auS der Brust mögen Sie mir reißen lassen, aber binden lasse ich mich nicht! Ist eine Geige bei der Hand, so bringt sie her!" ES ward eine herbeigeholt und nachdem er sie gestimmt hatte, sprach er: „So, Herr Doctor, jetzt können Sie anfangen," und spielte während der Operation, die etwa dreißig Mt» nuten dauerte, ohne eine falsche Note zu greifen.
In der Schweiz geht nichts über Titelwuth. Ein würdiger Bürger, welcher von der Negierung deS Kantons Wallis bestellt wurde, bei den Erdbeben im ViSp- thake die RettnngS- und Vorsichtsmaßregeln zu besorgen, schreibt sich allergroßmächtigst jetzt — „Erdbeben-Direktor."
Nr. 1
s(
Vorsteher,
stehendes
cution in Gemeind' neSwegS Grund z derartige '2
einem M so bcmer setzeS: Mehrere, tragung
§
zu dem s
Erecutioi Einrichtr der Berc Gemeind 8
und die S. 124,
kl
setzung » namentli
Vollzug niß sich
e
22. Feb geld, ob, mäßiger dagegen
i
bestehend 1822) s nur mit chen Be, men; (s. senhafte Gesetze- formular
Verantwortliche Redaktion! HSlzl». Druck de» G. Zaiser'sche» Buchhandlung»