Allerlei.
Das Gedächtnis, nnd Wunder deS Ge- , dächtniffes.
Die Ausbildung des Gedächtnisses ist eben so noch- wendig, als jene deS VerstanoeS, und doch steht man sie nur zu oft als überflüssig an, obgleich schon die Alten sagten, daß wir nur so viel wüßte», als wir mi Gedächtnisse behielten. In unsern Zetten, wo die Masse deS WiffenSwerthen alle Tage wächst, ist die Vervollkommnung deS Gedächtnisses noch nothwendiger, als sonst! allein die Bildung deS Verstandes muß thr theilS vor- auSgehen, rheilS sie begleiten: denn waS man nicht versteht, daS behält man nicht; waS man nicht begriffe» hat, daS verliert sich schnell wieder aus dem Gedächtnisse ; dieses ist das Vermögen in unS, Vorstellungen leicht auf- zunehmen und zu behalten und sie schnell zurückzurufen, nnd zwar mit dem Bewußtsein, daß wir sie schon gehabt haben. Diese Eigenschaften eines guten Gedächtnisses werden durch zweckmäßige Uebungen erhöhet und vervollkommnet. Was unS in der Anschauung vorkommt und und von dem Verstände eingesehen wirv, daS nehmen wir leicht in'S Gedächtniß auf und bewahren cs mit Liebe. Man gehe von den. Einfachen zu dem Zusammengesetzteren fort; wenn keine Anschauung in der Wirk, tichkeit vorhanden ist, so wähle man eine im Bilde; man verbinde damit Ordnung, Deutlichkeit, Lebendigkeit, Theil- nähme und die Nützlichkeit der Sache. und wir behalten das, waS wir lernen, getreu im Gedächtnisse und retten cs vor der Vergessenheit durch lange Zeiten hindurch. Eigennamen, Zahlen, schreibe man sich auf, lese sie oft durch und das Gedächtniß behält sie. Gedanken und Ideen untersuche man nach ihren Ursachen, Wirkungen, Verhältnissen und ihrem Nutzen, und sie bleiben unS in der Erinnerung. Oesters rufe man sich absichtlich daS zurück, was man gesehen, gehört u. s. w. hat, und richte seine Aufmerksamkeit felbstbeliebig auf daS, waS sie um- giebt oder mit ihnen in Verbindung steht, und das Gedächtniß bekommt eine Festigkeit, eine Geschicklichkeit und Stärke im Aufnehmen, Fassen, Behalten und Zuruckru- fen der Vorstellungen von Gegenständen, welche m der That in Erstaunen setzen.
DaS Gedächtniß ist die VorrathSkammer für unser Nachdenken; unser Wissen ist leer, unser Nachdenken un- fruchibar, wenn wir nicht auS derselben das Aufbewahrle mit Einsicht hervorlangcn könne». Geistreich wird der Gedanke, der durch einen Reichthum von Kenntnissen befruchtet wird; heilsam die Lehre, welche das Beispiel verlebendigt; unterhaltend daS Gespräch, dem ein glückliches Gedächtniß- zu Gebote Acht. Also bilde, vervollkommne und schärfe man das Gedächlniß vorzüglich in früher Jugend und man bringt es weit in den Wissenschaften, wenn damit ein kralliger Verstand verbunden ist, wie man im Leben Nützliches und Herrliches schafft.
Dre Natur scheint jedoch einige Menschen mit einem vortrefflichere Gedächtnisse begabt zu haben, als Andere. Einige merken 20 bis 30 Wörter, die man ihnen vorsagt, und fa,en sie augenblicklich in derselben Neihe-
folge her. In seinen UniversttätSjahren kannte der Einsender dieses einen jungen Mann, welcher die Acne iS deS Virgil und mehrere Gesänge der IlmS des Homer auswendig hersagen konnte. Manche lesen ein Gedicht von Schiller kaum zwei Mal durch und schon wissen sie eS auswendig. Mehrere vermö„en die angc- hörte Predigt ziemlich vollständig wieder hcrznsagcn. Wird der Verstand, als daS Erste und Nothwendigste im Menschenleben, nicht beeinträchtigt und leider die Unheils, kraft nicht dabei an Takt und Gediegcnbeit, so ist ein solches Gedächtniß eine herrliche Gabe. PiuS von M i- randola konnte 2000 Wörter vor- und rückwärts hersage» , ohne eines auszulassen. Magliabecchl, der im Anfänge deS 18. Jahrhunderts lebte, liefet eine Schrift im Manuskript durch; sein Herr thut, als ob dieselbe verloren worden sei: was that nun Jener? Er sagte sie ihm vom Anfänge bis zum Ende auswendig her. Ein Knabe, der vor mehreren Jahren in der W e t- terau lebte, konnte die ganze Bibel wörtlich auswendig hersagen. Er laS in der Bibel, während seine Kameraden spielten, und so übte er sein Gedächlniß.
Solche Leute mit außerordentlichem Gedächtnisse, sagt Kant (s. d. Menschenkunde l83l), find zwar gut Andern an die Hand zu gehen, aber die Urlheiiskrast wird unter einer so ungeheuren Last von Materialien erdrückt. Der große Vorrath von Kenntnissen unterdrückte bei Saunderson allesUrtheil, so daß er sich vornahm, um immer scharf nachzudenken, eine Kubikwurzel mit 12 Zahlen in Gedanken auszuziehen. Es ist ein sehr großes Glück, ein auögebreiteteS Gedächtniß zu haben; noch nö-- lhiger ist, daß Uriheilskraft dabei sei; denn sonst verliert dasselbe allen Werth. Dieß beherzigte auch der berühmte, Philosoph Bonnet in Genf, der zwar ein außerordent- licheS Gedächtniß, aber auch eine sehr geübte UrtheilS- kraft besaß. Er behielt 25 Seite» und 45 Paragraphen eines Buchs wörtlich im Gedächtnisse, daS er schrieb» Auch andere berühmte Männer verbanden einen trefflichen Verstand mit einem ausgezeichneten Gedächtnisse. Hugo GrotiuS behielt alles, waS er las, im Gedächtnisse. Emst wohnte er der Musterung einiger Regimenter bei, wo er sich die Namen der einzelnen Soldaten gemerkt hakte. JustuS 8>psin S war »u Stande, die Jahi» bücher des TacituS herzusagen» Verstand, Uitheilskrast und Gedächtniß sind für den Gelehrten, wie für den Ungelehrten, gleich unentbehrlich.
Aphorismen.
* Der Arme beneidet den Reichen, weil er wähnt, dieser genieße seine Schätze nach ihrem generischm Wesen, und freue sich jedes Tinges nach dessen Eigenthünilichkeit, da sic ihm doch größieutheilS nur Masse,smd, und beschall) ihn sowenig befriedigen, alS den Armen seinliothdüesilgerBesitz.
* Charakur hat derjenige, der das Unschöne, das Verwirrende und Verworrene in seinem Leben durch Grundsätze in die engsten Schranken weiSt, der diese Feinde des Do sc ins kennt, und bei ihrer unter allerhand Masken versuchten Wiederkehr bändigt, damit dem klaren freien Leben Raum geschafft werde.
Nr. 2
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