Königsberg, 22. Nov. Durch einen Tagesbefehl des KriegsministerS, <i. ck. St. Petersburg 6. Nov., ist, behufs Herstellung größerer Einheit in den Operationen, die Seeverwaltung in Nikolajeff den Befehlen des Generals Luders untergeordnet, welcher seinerseits in dieser Beziehung dem Fürsten Gortschakoff untergeordnet bleibt. (A. Z.)

Neue Hoffnungen sind alte Enttäuschungen geworden. Es hieß seit einiger Zeit, Oestreich habe Reformen des deutschen Bundes angeregt. Man weiß ja, welche Reformen seit langer Zeit von Regierungen und Völkern für nölhig gehalten worden sind und die baierische Regie­rung fragte in Wien an, welche Verbesserungen meint Ihr? Da antwortete das östreichiche Kabine!: Die östreichische Regierung wird zu einer Umgestaltung der deutschen Bun­desverfassungen nach parlamentarischen Grundsätzen, also zu irgend einer Art von Volksvertretung oder ständischer Mit­wirkung bei der Bundesversammlung nie und unter kei­ner Bedingung ihre Zustimmung geben; die Regierung betrachtet die Frage der Bundesreforin alö eine offene und bält eS für das Beste, wenn die andern deutschen Staaten sich in jeder Beziehung der östeeichischcn Regierung und ihrer Polnik anschließen. Diese Antwort wurde auch der preußischen Regierung mitgetheilt und diese erklärte sofort in einer No:e, auch sie könne sich für eine Umgestaltung deö Bundes in parlamentarischem Sinne nicht erklären und glaube, die Kräftigung des Bundes könne auf anderem Wege erreicht werten, als durch ein Aufgeben der Selbstständig­keit der übrigen deutschen Staaten und eine vollständige Un­terordnung ihrer Politik unter die einer cinj'gmi Regierung. Das deutsche Volk darf diese Erklärungen, die von der offiziellen Leipziger Zeitung mitgetheilt werden, leider als verbürgt und sicher betrachten.

Aus Wien wird gerüchtweise mitgetheilt, daß das Bombardement gegen die Nvrdsorls Sebastopols durch die Murten von der Land- und De.feste nun begonnen habe.

Bern, 20. Nov. Aus Raron wird demBund" unterm 16. d. von neuen Leiden und Schäden geschrieben, welche die armen Bewohner des ErtbebenbezirkS im Ober­wallis erfahren haben:In der Nacht vom 12. aus den 13. d. nahmen die Eiderschüttcrungen, deren wir seit dem großen Stoß vom 27. v. M. täglich bemerkten, neuerdings einen besonders heftigen Charakter an, wobei auch Raron und dessen Umgebung sehr stark mitgenommen wurde. Be­sonders ließen die von den früh mir Erdertchütterungen er­zeugten Risse auf den Bergen von Bürcheu, Unterbäch und Eyscholl bedeutende Erdstürze befürchten. In der erwähn­ten Nacht rutschte denn auch wirklich am westlichen Ab­hange des Unt rbächberges eine Walt strecke von ungefähr 1000 Klaftern in den Mühlbach und wälzte sich unter don- tlerähnlichem Getöse ins Thal hinab. Alle Brücken und Stege, drei Mühlen und zwei andere Gebäude wurden weg- gerisien und zwei Häuser theilweise verschüttet. Man denke sich den Zustand der armen Bewohner! Die Erde zitterte während einer Stunde wie beim Erdbeben in der finstern Nacht, das schreckliche Wüthen und Toben, ringsum Was­ser, Holz und Steine, die mit Krachen an die Wände der Häuser schlugen es war ein furchtbarer Moment. Glück­

licherweise hielten die meisten Wohnungen fest; die Lebens. Os

mittel der armen Leute aber liegen in den Kellern unter bei

hohem Schlamm und ihre Wiesen und Felder hat Sand de,

und Gestein begraben. j.-n

Paris, 19. Nov. Gestern Abend gegen 6 Uhr brach rei in einem Magazine der großartigen Militärbäckerei eine I heftige Feuersbrunst auS. Der Schaden an verbranntem da

Getreide und andern Vorräthen wird auf 810 Millionen K>

Franken angegeben. Das Feuer war in ganz Paris und sei

Umgegend sichtbar. R

Paris, 21. Nov. Es bestätigt sich, daß die Mis­sion des Generals Canrobcrt aufs Befriedigendste aus- zu

gefallen ist. Schweden entspricht allen Erwartungen der vc

Westmächte und geht noch überdies zwei bestimmte Verbindlichkeiten ein. An einem Entgegenkommen Schwe- F>

denS hat man auch nicht gezwcifeltz allein nicht nur Schwc- ni den, sondern sogar Dänemark wird den Wünschen Frank- reichs und Englands entsprechen. Auf der andern Seite in

bietet Preußen Alles aus, um eine friedliche Lösnng zu erzielen; unter Anderem wurde der Gras v. Münster, er

Militärbevollmächtigter am russischen Hof, mit einer bc- w

sondern Mission bei dem Kaiser Alexander betraut. Der- sst

selbe hat die Unterhandlung schon sehr gefördert und den m

Czar figar aus seiner Reise nach der Krimni begleitet, um dt

eher seinen Zweck zu erreichen. (Fr. Pstz.) w

Paris, 21. Nov. Eine Correspondeuz aus Rom ;i

im Univrrs erzählt, daß die Polizei daselbst eine wichtige hi

Entdeckung gemacht habe. Am 13. verhaftete sie zwei se

Agenten Mazz-ni'ö Namens Ma. cini ans Ariecia und Lu- w centi, Glockengießer in Rom. Sie hasten in der Straße ei

Laurina ein Zimmer, das der Mittelpunkt ihrer Umtriebe ! b'

geworden war. Man fand bei ihnen eine Masse wichtiger Papiere, Listen von Theilhabern der Complotte, welche 2000 u

Namen begreifen sollen. 2

Paris, 21. Nov. TerMoniteur" veröffentlicht si

ein Dekret, welchem zufolge das zum Bau von Seeschiffen st

erforderliche Rohmaterial für den Zeitraum von 3 Jahren di

in Frankreich zollfrei zugeiassen werden soll. Nächsten 2 Sonntag den 25. wird der Jndustriepalast einen Anblick gewähren, wie ihn allein ein Gebäude dieser Ausdehnung A

gewähren kann: er wird ein Musikfest bieten, wie keine d

Zeit, kein Land noch ein Aehuliches bot. 4500 Ausfüh- s

rende, welche die Eisenbahnen auö allen Punkten Frankreichs ei

und Belgiens gratis herbeiführen, werden zu dieser in den d

Annalen der Musik unerhörten Produktion Mitwirken. Eine andere Frage ist freilich die, ob die Qualität mit der Quan- i>

tität gleichen Schritt halten wird. Der Kaiser hielt heute g

Mittag um 1 Uhr in Begleitung der Kaiserin und des Herzogs v. Cambridge über die gesummte Infanterie der s

kaiserl. Garde auf dem Marsfelde Revue ab. Besonders 1

machteil sich die Zuaven und Jäger von Vineennes durch (

ihre gewandten Ererciticn, Niedcrwerfcu aus den Bauch, k

im Sprung Vorgehen n. dgl. bemerklich. (St.A.) - -

Paris. Aus Marseille 22. Nov., 9 Uhr Morgens, > 1

wird uns gemeldet: So eben kommt der König von Sar- d

dinien an. Nachdem die Bcg.üßungssalven gelöst waren, -

schiffte der Carlo Alberto den König auS, welcher in Hu- s

sarenuniform und umgeben von einer Menge piemontesischer -