Lhut damit, wie ich Euch sage: ich gab Euch diese Urkunde in die Hände, damit Ihr Beide vor einem Versuche meiner Neffen geschützt seid, mein zu Euren Gunsten vor- faßtes Testament anzugreisen; machen Cie eine Abschrift von meiner Erklärung, Miklos, und senden Sie diese für den Fall, daß die Grasen Ihnen drohen oder Sie teS Betrugs, der Erbschlcichcrei re. a,.klagen sollt n, meinen Neffen mit der Nachricht zu, daß das Original nebst den unterstützenden Beweisen in Ihren -Händen sich befinde und in dem Fall den Gerichten auSgeliefert werde, wo die geringste Gcwallthat gegen Sie im Werle sei; füg 11 sie sich aber willig in meine Emscheidung, so vertilgen Sie jene Abschrift nud" — sie hauchte nur noch die letzten Worte — „sagen Sie ihn.'«, daß ich ihnen verziehen!"
Wenige Minuten später versank sie aufs neue in eine tiefe Ohnmacht; der Arzt trat ein und versuchte noch Meh- rcreS, allein er fand bald, daß seine Kunst erschöpft und eine Rettung nicht mehr möglich sei. Nach kurzer Zeit erwachte Ludmille wieder aus ihrer Betäubung, aber sie war m schwach', um zu sprechen, und nur ihre plötzlich belebten Augen baten die Anwesenden, ihrem Schmerze und ihrer Trauer Zügel anzulegen.
Indessen war die Nachricht von dem Wiedercrwachen der Todlgeglaubten und von der plötzlichen Berufung des jungen Ncchiögelehrtcn auch zu den-Ohren der beiden Grasen gekommen , welche sich in der Schenke des Torfes mir Bekannten erfreuten und aus übergroßer Großmuth sämmt- lichc anwesende „Edelleute" teS Torfes mit dem süßen Karlowitzer Schiller und dem Feuerwein der Frnschka Gora bewirthetcn. Die üble Kunde machte ihnen trotz des Wein- rauschcö ziemlich bange, zumal wenn sie bedachten, daß die Zante die Zerstörung des BilccS ihres Verlobten wahr- genommen haben könnte; für diesen Fall war die reiche Erbschaft so gut als verloren. - Sie stiegen also eiligst zum Hcrrenhanse hinaus, und Peter, der Frechere, drang sogar bis zum Zimmer der Kranken hindurch; nicht sobald aber hatte Ludmilie den A.scheulichen erblickt, als sie voll Verachtung und Entsetzens sich abwandtc, die Rechte beschwörend gen Himmel erhob, und dann in die Kisftn zu- rncksank. Mit einem Strom von Blut, der ihren Lippui entquoll, entfloh auch taS Leben.
Der Torsrietlcr hatte das Testament mit der Todesanzeige alsbald durch einen Eilboten an den GespaunschastS- richter nach Oetunburg abgesandt, der schon mit Tagesanbruch erschien, die Verlas,enschaft unter Siegel zu legen. Rach dem feierlichen Begräbnisse der Baronin von Vespern 'aus dem Kirrt höre von Hciligenstadl an t er Seite ihres Verlobten, ward die Willensv.rordnung eröffnet: mit wirr imbarrm Schreck nahmen die beiden Brüder die Nachricht von dem Verluste der Erbschaft. aus, allein ihr Entsetzen stieg noch, als die Abscheu t j ner aus dem Todtenbelt- gemachten Eröffnung ihrer Tante eiul.an Run war ihnen AlleS erilärlich, aber auch zng'cich klar, das hier nicht länger ihres Bleibens sein könne, und plötzlich ve>schwanden sic speitlo.> von ihrem riesverschnldeten Gute. M klos Vara aber führte Elisen zum Al.are, u.-d verlebte auf dem Herrenhause schöne und herrliche Iahte, geiiebt von seiner Gattin, seinen Uiuc.ih i. en, g achtel und ge chätzl von
Nachbarn und Fremden, ein treuer gütiger Vater seiner lieblichen Kinder.
--Jahre waren vergangen, ohne daß man wieder
etwas von den beiden Drüdcui vernommen hätte, obwohl unverbürgte Gerüchte sie bald nach der Türkei, bald nach Jialien oder Nnßland verfttzten. Ta tauchten in Pannoniens Wäldern und Sümpfen eine Räuberbande unter einem gewissen Sobri aus, deren kühne Thatm Alles übcr- lrafen, was man seither noch in dem an Räubern reichen Lande der Magyaren gehört hatte. Die reicher n Eigc»- thümer waffiicteii ihre T ieustlente und versetzten ihre Schloss ser, Höst in defensiven Zustand; auch MikloS Vara, der Grundherr von S. folgte, von einer bestimmten Ahnung getrieben, dem Beispiele Anderer, denn erkannte die Rach- gier jener beiden wilden Brüder; seine Anstalten Und Be- svrgnissc waren nicht fruchtlos. In ei..er Nacht, als Mi- klvö mit Gaum und Kiiid.ru im ersten Schlafe lag , knallten Büchsenschüsse um daS Schloß, und Acrle und Flinte», kolben donnerten an die Läden d-s Erdgeschosses, und die getroffenen Hunde heulen im Hose unter den Streichen der Räuber. Elise wollte bebend ihren Gatten zurückhalten; allein er lräugte sie mit den Kindern in ein verbo-genrS Gemach, und ermahnte zur Ruhe, dann ergriff er seine geladene Doppelbüchse, und ging, begleitet von dem deiil- scheu Ve.waller, der sich, ebenfalls vom Lärm cnvcckl, rasch bewaffnet hatte, hinüber nach seinem Eabinet, in des- sen Sekrelair seine wichtigsten Papiere verschlossen waren. Aus dem Balkon draußen donnerten bereits Ko beufchlrizc an Thüren nn? Läden; Miklos stieß Fenster und bäden auf, vier Schüsse knallten und drei Männer sprangen ü.'cr die Brustwehr hinab, den vierten schlug des Verwa! crs Kolben zur Erde. Einige Dutzend Sriüff'e wurden ge- wechselt, mehrere Männer sielen toll wer verwundet zusammen ; da schlugen ans einmal Helle Flammen aus e uer der Scheunen, die Sturmglocke heulte, und die überraschten Dorfbewohner eilten erschrocken und in Schaann herbei, dem allbeliebten Gnlcherru zur Hilfe. Tie Räuber wurden geworfen, und zagen sich fechtend in die Sumpfe ain See zurück. Drr Brand warb um vereinter Birst.eugung der Tieneischast und der Bauern miösck l, und bis z» Ta- gesanbruch Wache gehalten.
Am andern Morgen fand ma g von den furchtbaren Wolfshunden hüb zctflcischt, zwei menschliche Leichname in einem Wink.l diS Hofes: mau erkannte in ihnen den Grafen Ludwig nud Ist van Teleki. Ter oben im Saale hart inner dem Bilde der seligen Taute sei» Leben anögehancht halte, war. Graf Peter. Beide hauen de» Versuch, sich an ihrem glücklicheren Nebenbuhler zn. räche» und sich in den Besitz seiner Papiere zu fttzcn, mit dem Bode büßen müssen. Der Flu h der Verstvibenen Hane sie in der blähe des Ortes c eilt, wo sie einst daö heilige And ilk.n einer lierevollen Verwandten durch rohen -pohn na- das Bekennln ß ihre, schwärm n Thal besteckt niia entweih. halten, und dee Frevel ward gesühnt.-Glück
lich und nngekräukl leben Miklos und Elise noch heule nn Kreise ihrer zum Theile schön erwachsenen Kinder.-