„Von einem Juden, und die wissen Alles," versetzte Teleki; „ich verkaufte heute früh einen meiner Renner an Schmul Moises Abram, um Geld für das .Hazardspiel auf dem Oedenburger Jahrmarkt zu bekommen, und da er mir das schöne Geld hinzählte, lachte der alte Schelm und meinte, Ihr Beide würdet wohl auch noch dieser Tage kommen, da die Geschenke der lieben Tante setzt ein Ende hätten. Wie ich nun weiter fragte, erfuhr ich das Andere."
Ludwig murmelte einen Fluch zwischen den Zähne», Peter schlug den Takt zu einem Dreher mit der Säbelscheide an die Spornen, und Jstvan Teleki freute sich recht von Herzen, die Freunde tüchtig verstimmt zu haben. „Ich dächte, Jungens," sagte er, „ich dächte, Ihr nähmet wie wackere Edelleute Euern Gram auf den Rücken und den Gaul unter die Füße, und fraget die liebe Tante selbst. Thut mir leid, Euch nicht begleiten zu können, allein ich habe mich zu einer Partie Ecartö bei einem Bekannten versagt." Dabei klopfte er hochmüthig an die silbergefüllte Tasche, zündete seine Pfeife an, warf seine Bunda um und trabte von dannen.
Die beiden Neffen wußten keinen bessern Rath, als den Teleki Ihnen gegeben. hatte, ritten also hinüber zur Tante, die sie zuvorkommend empfing und ihre alte Bitte um ein Anlehen gerne gewährte. Im Verlaufe d'cs Gespräches that sie ihnen dann ihre Verlobung kund, und forderte sie auf, Hrn. v. Kirchborn, ihrem künftigen Oheim, einen Besuch abzustatten.
„Recht, Ludmille!" sagte Peter, „ganz recht, daß Du hcirathest, es war endlich Zeit, daß Du zu diesem Entschlüsse gekommen bist, und wir wünschen Dir alles mögliche Glück. Den „Schwaben" aber, Deinen Verlobten, wollen wir später besuchen, wenn er erst unser Oheim ist, was sollten wir jetzt mit ihm sprechen? Er ist so ein zuckersüßes Herrchen, wie die Wiener Zierbengel alle, raucht nicht, trägt keinen Schnurrbart, trinkt nicht, spielt nicht und versieht beim Wetter am Ende nicht einmal, eine' Willente waidger>chl zu schießen; bah, wir Passen schlecht zusammen!"
Diese Derbheiten im Ausdrucke war Ludmille von ihren Neffen schon gewöhnt, und sie drang auch nicht weiter in sie. Dagegen beschleunigte sie nach Kräften die zur Vermählung nöthigen Zurüstungen, und Moritz seinerseits that auch sein Bestes, die noch nöthigen Papiere herbei;»- schaffen. Diese hoffte er am schnellsten zu erhalten, wenn er selbst in Raab, wo diese zu holen waren, sich einfinde, und beschloß daher, den kurzen Weg ohne Dienerschaft und Gepäck zu Pferde zurückzulegen. ThcilS um eine bei einem Freunde koutrahicte Schuld abzutragen, und andern- theils, um für seine süße Braut einige werthvolle Geschenke einzukaufen, nahm er eine Summe von 400 Dukaten mit sich, die er in einem ledernen Gürtel verborgen am Leibe trug. Vor Antritt seiner Reise besuchte er nochmals daS Hekrenhaus zu S., um von Ludmilla, die, von den bangsten Ahnungen gequält, sich mit dem Gedanken an eine, wenn auch nur kurze, Trennung sich gar nicht befreunden konnte, Abschied zu nehmen. —
„Moritz," sagte sie noch, an seinem Halse hängend,
„ich lasse Sie nicht so allein gehen, bedienen Sie sich wenigstens meines Reisewagens und nehmen sie einige meiner Diener mit!"
„Nicht doch, meine Theure," gab er zur Antwort, „das wäre nur leidiger Verzug, der mir das Glück des Wiedersehens um so länger hinausschieben würde. Lassen Sie mich ohne Furcht gehen, wie ich hier bin, so bleibe ich höchstens vier Tage aus; mein Aufzug wird Niemands Habgier reizen, und einem Angriffe begegne ich mit Was. sen und dem Mnthe des Mannes!"
Ludmille wußte, daß jede weitere Bitte den männlichen Stolz verletzen würde. „So geloben Sic mir wenigstens, lieber Moritz, um meinetwillen sich zu schonen und nicht muthwillig eine Gefahr heraufzubeschwvrcn! Reisen Sie mit Gott, meine Gedanken sind mit Ihnen, mein Gebet wacht über Sie! Gedenken Sie meiner und schreiben Sie mir von allen Orten, wo Sie anhalten, von jedem ! Gasthofe, wo Sie nur immer Papier und Tinte finden; ein Brief von mir soll sie in Raab treffen!"
Der Abschied war lang und schmerzlich, den Ludmil- lens trübe Ahnungen wollten nicht weichen; endlich riß Moritz, auf den hohen Stand brr Sonne deutend, sich gewaltsam los. Ein gar wohlthnendes Gefühl des Glücks und der Zufriedenheit hob seinen Busen, als er Ludmillens Schmerz bei der Trennung sah, denn wie snß ist es, sich geliebt und in einem solchen Grade geliebt zu wissen; ausschließlich nur mit Ludmillcns Bilde beschäftigt, ritt er seine Straße dahin, ein neues Leben schien seine Verlobte zu durchglühen; ihre Augen, sonst immer stechend und fie- berisch, glänzten jetzt wieder heiter im Wiederschein ihres Glückesdas Angesicht rundete sich und frische Tinten kehr- ten aus die bleichen Wangen zurück, stark wie sonst sich Ruhe zu gönnen, liebte sie jetzt die Spaziergänge, und die wohlthälige Leibesübung schien auch den letzten KrankhcitS- floss in ihr vollends zu errödten.
(Fortsetzung folgt.)
Logogryph.
Zum Schutz und für die Eitelkeit Hält, was das Wort sagt, man bereit. Vor langer und in jetz'ger Zeit Erregr'S bei Damen Freud' und Leid;
Tenn eine Frag, nach Gellert'S Sagen, Hätt' bald den Tod daran getragen. Nimmst du von ihm das erste Zeichen, Dann wird'ö dich stets zu früh erreichen. Auch ist ein Merkmal inn'rer Reu'
In meinem Wörtchen so dabei.
Das zweite Zeichen noch hinweg,
Dann zeigt sich unS ein schmaler Steg, Der zu der Wahrheit führen soll,
Man geht darauf vertrauensvoll.
Auflösung der Charade in Nro. 56: Regenbogen.
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