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wieder hergestellt. Nach einer Depesche Lord Raglans hat das Bombardement von Sebastopol am 7. Juni Nachmittags wilder begonnen. (T.B.b. S. M.)
Paris. Tie sür die Ausstellung bestimmte Riesen- ' lolomotive, der „Herzog von Brabant", ist angekommen und wiegt 1000 Centner. Die Erbauer dieser Lokomotive hatten weniger die Geschwindigkeit als die Zugkraft im Auge; diese zwölsräderige Maschine vermag einen Wagentrain von 100 Wagen, wovon jeder 100 Centner Last trägt, sortzu- schleppen.
Der kleine Thiers in Paris, der 1840 einen großen Krieg gegen uns führen wollte, ist mit Oestccich schlecht zufrieden. Cr sagt: wenn wir Franzosen die Russen an der Tschernaja schlagen, wird der Wiener Hof unfern Gesandten beglückwünschen, nehmen wir den Malachoffchurm, so schickt er uns einen erpressen Gesandte»; fällt Sebastopol in unsere Hände, so werden sich die östreischischen Munitionswagen nach Galizien auf den Weg machen, um der östreichischen Armee Patronen zuzuführen; sind wir aber vollends Meister von der Krimm, so setzt Oestreich seine ganze Armee auf den Kriegsfuß, und wenn wir den Frieden unterzeichn n, so wird die Macht bereit sein, den Feldzug zu eröffnen.
Lvckrdon, 5. Juni. Im Unterhause wurde die abgebrochene Debatte wieder ausgenommen. Ohne daß ein Resultat erzielt worden wäre, vertagte sich das Haus bis Donnerstag. Die Regierung beabsichtigt in Betreff der fraglichen Debatte eine Adresse an die Krone zu richten. — Im Oberhause kündigte Lord Panmure an, daß daS englisch-türkische Kontingent mit den türkischen Reserven in der Formation begriffen sei.
Die Flotte der Alliirten steht in der Nähe von Kronstadt und können wir bald auch von dort aus von ernsten Ereignissen hören. 5 Kauffahrteischiffe sind dort von den Engländern genommen, davon 1 verbrannt und 1 versenkt worden.
Tie „Morning-Post" meldet auS Sebastopol vom 2. d. Wir haben Aranpchi genommen; die Russen vernichteten die Vorräihe, welche dort für die ganze russische Armee auf einen Monat vorhanden waren.
Lord Raglan meldet unterm 3., die Russen hätten Sudschuk-Kale unterm 28. Mai geräumt, vorher die Hauptgebäude verbrannt und 60 Kanonen nebst 6 Mörsern vernagelt zurückgelassen. — Admiral Lyons berichtet, die Russen hätten auch das zwischen Sudschuk-Kale und Anapa gelegene Fort geräumt und würden sich wahrscheinlich in Anapa coneentriren.
Bor der Räumung. von Jlinikale durch die Russen sprengten dieselben ein 600 Centner Pulver enthaltendes Magazin in die Luft; die Erschütterung war so stark, baß mehrere Häuser zerstört wurden und 10 Meilen vor Anker liegende Schiffe sic lebhaft verspürten. Im Ganzen hat der Feind bis jetzt verloren: 160,000 Sack Haber, 360,000 Sack Getreide, 100,000 Sack Mehl. Eine Gießerei und Lafettenfabrik sind verbrannt worden. Drei Dampfer, worunter ein Kriegsschiff, wurden von den Russen selbst in Grund gebohrt. Gegen 30 Transportschiffe sind zerstört; wenigstens ebensoviele sind genommen worden. Ungefähr
2000 Centner Pulver sind nt die Lust gegangen. Die Zahl der in die Hände der Alliirten gefallenen Kanonen beträgt 60 bis 80.
In Folge der Eroberung des verschanzten russischen Lagers vor dem Quarantänefort sind die Franzosen dem Platze so nahe gerückt, daß die Kanonen des Quarantäne- fort nicht mehr gegen sie gerichtet werden können. In den Gefechten vom 22. und 23. wurden die Volrigeure der Garde, die sehr inuthig kämpften, förmlich dceimirt.
Petersburg, 27. Mai. Tie „N. Prcuß Ztg." bringt zur Beurtheilung der jüngsten Kämpfe in den Lauft graben vor Sebastopol folgenden ihr von russischer Seite zugegangenen Beitrag: „Die französt chen Divisionen, unter denen eine der Kaisergarte, hatten sich in der Nacht vom 22. auf den 23. Mai in größter Stille, von dichtem Dunkel begünstigt, den Werken der Festung genähert, wurden aber zeitig genug von unfern in Erdlöchcrn steckenden Scharfschützen entdeckt, worauf denn auch von den Bastionen 5 und 6 daö Terrain durch Leuchtkugeln so erhellt wurde, daß man die in BataillonSkolonuen sormirtm Feinde aufs Genaueste unterscheiden konnte. Zehn in Batte "e ausgestellte Gesckütze, so-vie die hinter leichten Aufwürfen stehenden Regimenter Jeleczk, Sieswök und BrainSk eröffnten auf die hrranrückendcn dickten Massen ein so mö.dorisches Feuer, daß sich in kurzer Zeit ganze Wälle von Tobten vor den Werken bildeten. Ein aus den Bastionen 5 und 6 wohlunterhaltenes Kreuzfeuer schleuderte ebenfalls Tod und Verderben in ihre Reihen. Der Feind, durch neue Truppen bedeutend verstärkt, stürzt sich mit dem 1. Zuavenregiment und den Grenadiren der Kaisergarde an der Spitze mit
dem Bajonnet auf die russischen Bataillone, und nun erhob sich ein Handgemenge, wie cs nur die schrecklichsten Momente früherer nächtlichen Kämpfe aufzuweisen vermochten. Alan focht Mann gegen Mann, und die Linien bildeten einen länglichen Knäuel, der so dicht war, daß die
meisten Soldaten ihre Gewehre wegwarfen und zum kurzen Seitengewehr, Dolchen oder Beilen griffen, um besser niederstoßen zu können; die Erbitterung war so groß, daß
selbst bereits Niedergesunkcne sich noch gegenseitig bekämpften. Ohngeachtet der Feind uns bei weitem überlegen war, so mußte er, nachdem noch zwei Refervebataillone unsere Linie verstärkten, von seinem Vorhaben erblassen und zog sich mit Hinterlassung seiner Verwundeten und einem ungeheuren Verlust an Tobten aus dem Bereiche der Festung zurück. Die Nüssen verloren den General Adlerbcrg und etwa 2500 Mann; die Gefangenen äußerten sich in angemessenen Worten über dieß unsinnige Unternehmen; sie nannten cs ein „schreckliches Blutbad ohne den geringsten Erfolg." Ueber den Kampf in der Nacht vom 23. zum 24., wo die Franzosen nach Pelissiers Meldung die Werke erobert haben, fehlen offizielle russische Angaben.
Fürst Gortschakoff meldet aus Sebastopol vom 3. Juni: Bis heute hat sich weder vor Sebastopol noch sonst in der Krimm etwas von Bedeutung begeben. Am 30. Mai entfernte sich das feindliche Geschwader vor Geuitsthi. Man hoffte daselbst einen Theil der angebrannten Vorräche zu retten. An demselben Tage waren feindliche Dampfer vor einem der Arabat benachbarten Hafen erschienen und