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habe die englische Armee in der Krimm nicht weniger als 10,000 Mann Verstärkung erhalten.

London, 7. Mai. Das ministerielle Abendblatt Globe versichert: der Rücktritt deS Herrn Drouyn de Lhuys hänge nicht mit der KriegSfrage zusammen, und die Wie­ner Unterhandlungen dauern fort.

London, 8. Mai. Die heutigen Morgenzeitungen behaupten, der Rücktritt Drouyn de Lhuys sei durch seine allzugroße Nachgiebigkeit gegen Oestreich veranlaßt worden.

Konstantinopel, 26. April. General Dalesme übernahm das Kommando über das Genie anstatt des ver­storbenen General Bizot. Die Ostreicher echelonniren 35,000 Mann längs des Pruth, und haben gemeinschaft­lich mit 4000 Mann Türken Bukarest besetzt. Getreide­schiffe aus den Tonauhäfen kommen im Bosporus an.

Konstantinopel, 30. April. Neue Erdstöße fan- den statt; die Cholera macht Fortschritte ohne Bösartigkeit. Die Berichte aus der Krimm gingen bis zum 28. Das Bombardement war beiderseits schwach. Seraskier Mehmed Wassif Pascha ist mit seinem Gcneralstab nach Kars vor­gerückt. Der Chan von Chiva sei auf einem Raubzug auf persischem Gebiete gefangen, in Herath enthauptet und der Kopf in Teheran ausgestellt worden. Von Reschid Pa­schas Enthebung von seinem Amte geschieht nirgends Er­wähnung. (T. D. d. St. A.)

Varna, 3. Mai. Nach Nachrichten aus Konstan­tinopel vom 1. ist Reschid Pascha gestürzt, Ali Pascha, der­zeit in Wien, zum Großvezier ernannt. Fuad Effendi über­nimmt das Aeußere. Redcliffe ist aus der Krimm zurück­gekehrt. (T. D. d. St.A.)

Balaklava, 28. April. Das Frncr dauerte am 28. noch den Lanzen Tag fort und erst am Abend erging an die Batteriekommandur der Befehl, mit dem Feuer am nächsten Tage nur auf besondere Ordre wieder zu beginnen. Das Feuer' hatte somit 20 Tage beinahe ununterbrochen angedauert. Die Zahl der verfeuerten Bomben, Granaten, Rakelen und Kugeln schätzt man auf 200,000 Stück. Der Werth ist mit 1^ Millionen Gulden nicht zu hoch ange­nommen. Fürst Gortschakoff kommandirte in den letzten Tagen des Bombardements persönlich in Sebastopel.

Im französischen Lager bei Maölak und in dem nahe gelegenen Dorfe Orzaköi ist die Cholera ausgebrochen. In dem Lager sind schon gegen 20,000 Mann vereinigt; wei­tere 20,000 werden in diesen Tagen eiiureffen. Durch diese Besetzung ist cs den Französin möglich, binnen 24 Stunden Konstantinopel und Pera mit allen Vorstädten zur Uebergabe zu zwingen, indem sie nur die Wasserleitung abzugraben brauchen. Man kann daher mit Recht sagen: Konstantinopel ist in den Händen der Franzosen. Frank­reich hat seine Maßregeln sehr gut getroffen; es hat Sta­tionen in Nom und Athen, Gallipoli ist noch ein Schluß­stein zu dem Ganzen. Die piemontesische Armee, die beste von Italien, kommt nach Maölak.

Warschau, 2. Mai. 32,000 Grenadiere marschi- rcn von Polen nach Lilhaucn. Der Kaiser, die Großfür­sten Nikolaus und Michael und der General Rüdiger werden erwartet.,DaS Amncstiedekret ist angelangt.

Petersburg, 1. Mai. Vom 21. bis 27. April Abends ist nichts Wichtiges vor Sebastopol vorgekommen; das Feuer des Feindes ist ermäßigt. Wir haben mir Waffengewalt eine Postenkette auf einer Höhe von 100 Toi- sen vor der Bastion Nr. 5 aufgestellt; die Annäherungs­arbeiten des Feindes sind nicht vorgerückt.

. Die Glocken zu Speier.

Deutsche Sage von R. Beuedir.

(Schluß.)

5.

Das Begräbniß.

Am andern Tage zogen die Priester nach dem Dome, lief das Volk durch die Gassen, sammelten sich die Ritter zu ernster Feier. Man begrub die Gebeine Heinrichs IV., von dem der Bann genommen war. Hinter dem Sarge aber ging der Kaiser Heinrich V., mühsam sich stützend auf seine Begleiter und leichenblaß, mit zu Boden geschla­genen Blicken. Und hinter dem Kaiser wankte der treue Kurt, auf dessen kummervollem Gesichte zum ersten Male seit langer Zeit ein leiser Zug von Zufriedenheit sicht­bar war.

6 .

Der treue Kurt.

Durch die Straßen von Speier schritt ein schwarzge­kleideter Mann, geführt von einem Knaben. Es war Mei­ster Eorvinus, des Kaisers Leibarzt.Wohin führst Tu mich?" frug er jetzt den Knaben und blieb stehen,ich helfe gern den Armen mit meiner Kunst, aber ich muß bei dem Kaiser bleiben, denn er ist krank, und wir gehen zu weit."Nur wenige Schritte," bat der Knabe,dort sind wir schon am Ziele." Der Arzt ging weiter mit, und sie kamen an ein ärmliches kleines Haus, in den letzten Gas­sen der Stadt. Meister Corvinus mußte sich bücken, als er das armselige Gemach betrat. Da lag auf dürftigem Lager ein alter, alter Mann, mit weißem Barte. Tie Hände gefaltet, lag er auf dem Lager, auf seiner Stirn standen die Hellen Schweißtropfen, und mühsam athmeud erwartete er den Todl. Als ihn der Arzt ansichtig wurde, rief er:Kurt, Kurt, treuer Mann, muß ich Dich so Wie­dersehen?" Und ec trat an das Bett, prüfte den Puls deS Kranken und sagte:ich komme zu spät, Deine Zeit ist um." Kurt aber sagte:ich weiß es, Meister, und danke Gott, daß er mich erlöst von der langen Wanderung. Mich ver­langte es, Euch noch einmal zu sehen. Habt Ihr mich da­mals erlöst von der Insel auf der Maas, so mögt Ihr mich auch erlösen von der Mühe des Lebens und mir die Augen zudrücken." Der Arzt setzte sich an das Lager, nahm die Hand des Kranken und sagte:ich bin gern gekommen, ist es auch nur, um Dir Lebewohl zu sagen."Nicht so," erwiderte der Alte,ich sage Euch Lebewohl, denn ich gehe fort und Ihr bleibt zurück. Ich gehe in ein schöneres Laub, da wird nicht sein Haß und Verfolgung, und ich werde zu meinem lieben Herrn und Kaiser kommen."

Soll ich Euch keinen Priester holen lassen," fragte der Arzt,der Eure Beichte höre?"Sie wollen nicht