Ihn durchschritt jetzt der alte Haushofmeister, dem in den Farben des Harnes, hellblau mit weißen Schärpen, sechs Diener mit Windlichtcrn sollten. Bald darauf erschien an der Spitze seines Stabes Prinz Moriz. Er trug einen kurzen Rock von schwarzem Sammt, ein lederner Koller überdeckte die Brust, da sein Körper noch keine Eisen- Hülle erleiden mochte.
Mit ehrfurchtsvollen Wo.ten lud der Haushofmeister den Prinzen zum Mahle ein, wobei er zugleich für seine Damen um die Erlaubniß bat, mit eigner Hand den Ab- schiedöbechcr reichen zu dürfen.
Mit der Courloiste eines ächten Ritters dankte Omnien für das Anerbieten, sodann hieß sein Wink die Offiziere, sich den Freuden der Tafel hingeben. Er selbst aber zog sich, nachdem er Einiges genossen halte, in eine Fenstervertiefung zurück, mit zwei seiner älteren Führer ein Gespräch anknüpfend.
J-tzt löste sich auch der Zauber, der bisher alle Zungen gefangen hielt. Lustig klimperten die gefüllten Pokale, Toast folgte auf Toast; zugleich mischten si ü in dieses Ge- wirre des Frohsinns die Töne der Feldmustk, die bald in sanften, lockenden Akkorden, bald mit stürmischer Gewalt aus dem Hofraume schallte.
Da sprangen abermals die Flügelpforten und von ihren sämmtlichen Dienern geleitet, tritt die Herrin des Schlosses in die Versammlung^. Ihr folgt Maria Hoorn, über das geldne Haar den Schleier zurückgeschlagen.
„Hoher Prinz," begann die Freifrau, eine ehrfurcht- gcbietende Gestalt, deren Züge trotz des vielen Jammers, welcher sich in letzterer Zeit an ihr Dasein geknüpft hatte, noch die Spuren einstiger Schönheit trugen, „vergönnt mir, die Alles Eurer Großmut!) dankt, Euch den Scheidc- truuk zu bieten."
Mit diesen Worten nahm sic aus der Hand einer ihrer Zofen den gefüllten silbernen Familie-.becher und bot ihn anmuthSvoll dem Prinzen.
Schon wollte Orauien Bescheid thun, als sich Haupt- mann du Tcrraill mit scheinbarer Besvrgniß an ihn drängte. „Bedenkt, gnädigster Hvrr," rief er halblaut, „daß Ihr
im Hause des Feindes und-" „Bedenkt Ihr, daß
man in meiner Gegenwart nicht ungestraft edle Frauen verunglimpfen soll!" zürnte Orauien und eine dunllc Röthc überzog seine Wangen. „Gebt Euren Hegen ab und verfügt Euch zur Vorhut. Dort mögt Ihr Zeit finden, über Euer vorlautes Wesen nachzudenken. — Ihr aber, verehrte Frauen," wandte er sich an die Erschrockenen, „verzeiht, daß Euch die Roheit eines Menschen aus meiner Umgebung so tief verletzte, und empfangt noch cinmal Oranieus wärmsten Tank. — Und nun, meine Freunde, erhebet die Becher für den Spruch, den ich thun will: Heil dem Braune, den en edler Muth ku.ch das Leben begleitet, d.ch dreifach grpricsen sei das Weib, daß mir liebe.,der Seele den Haß besiegt! Darum: Hoch die edelste» der Frauen! Hoch die Frciin von Hoorn und ihre Tochter Maria!"
Also rief Ora.n'en und leerte den Becher mit einem Zuge.
dem manches Auge mit Wohlgefallen bei Maria's zauberischen Reizen verweilte.'
„So möge Euch der Himmel beschützen!" begann nach einer Pause der Erschöpfung die Freifrau, „uud mögt Ihr jene Thränen trocknen können, welche gleich mir noch Tausende weinen!" fügte sie mit schmerzerstickter Stimme hinzu.
„Laßt uns mii Fassung tragen, edle Frau, was auch die Vorsehung verhängt hat!" entgcgnete tröstend Oranicn, „und glaubt cs mir, könnte mein Haupt den Jammer sühnen, welchen Haß und unselige Zwietracht über das Land gebracht, ich würde den Trd nicht scheuen. Doch nun laßt mich noch bei einem frohen Augenblicke weilen, und vergönnt somit, daß ich mit diesem Ringe die Hand Eures Kindes schmücke. — Theure Maria, verweigert die Annahme dieses Andenkens nicht. Ter kleine Reif sei ein Talisman , sollte Euch der Zufall in die Gewalt irgend eines Menschen geben, der dem Orauien gehorcht. Zugleich möge an ihn die Gewährung jeder Bitte geknüpft sein, die Ihr an mich selbst einmal zu stellen hättet." Somit steckte er an den Finger der Jangtrau einen mit köstlichen Steinen besetzten Ring, in dessen Mitte sein Wappen eingcgrabcn war.
„Und nun, edle Frauen, lebet wohl!" Dicß waren die letzten Worte des Prinzen, der mit raschen Schritten seine Offiziere verließ, welche jetzt seinem Beispiele folgten und mit ungehcuchelter Theilnahme von den Frauen Abschied nahmen.
Vor dem Schlosse aber empfing ein wilder Jubel den zu Pferde steigenden Feldherr», indessen im Osten Aurora die Waffen seiner Mannen übergoldete; und lange noch wehte der Helmbusch Oranirns in der Ebene, der wie ein ' zürnender Ziriegsgott auf einem milchweißen Hengste den ' Geschwadern voranflog. (Forts, folgt.)
Rälhsel.
Der Scherze Mutter und des Zankes Geb' ich den Menschen meine Macht Zu fühlen, werde statt des Dankes Sogar zuweilen dargebracht.
Die Hoffnung nähr' ich in den Ln,:,p-'a, Sie werden große Herren sein;
Den Reichen füll' ich ihre Humpen, Mnth auch den Fe gen gieß ich ein.
Ich wärme beßer, als ein O'en,
Und lehre schwatzen, die sonst stumm, Ich warf schon manchen Philosophen Bist aller seiner Weisheit um.
Mir streckten Viele schon die Waffen, Die sonst der ganzen Welt genutzt,
Ich habe Manchen schon zum Affen Und zum Kamee! heransgeputzt.
^ Doch kümmern sich um mich die Leute Nur wenn ich in der Hoffnung bin,
U>.d geben mich als luchte Beate,
Wenn meine Frucht erst fort ist, hin..
„Hoch sollen sie leben!" stimmte der Cho.uS ein, aus