Allerlei.

Lieb' und Treu.

Ob gut, ob schlecht die Tage sind,

Sei nicht des GlückeS zagend Kindl Wir sind ein göttliches Geschlecht,

Und was uns trifft, ist immer Recht,

Zit unser Sinn nur fest und acht.

Drum nur daS Eine wohl gefaßt,

Was du schon längst empfunden hast:

Die schönste Blüth' am LebenSzweig DaS ist die Brust an Liebe reich, .

DaS ist die Treu, die ewig gleich.

Und wer dies Eine wohl behält,

Der hat sein Schicksal wohlbcstcllt:

Sein Tag sei gut, sein Tag sei schlecht,

Er ist nicht mehr dcS Zufalls Knecht,

DaS Herz, cs hält ihn fest und recht.

(Wanderer.)

Der Galgenbanin bei Blankenhain.

(Sächsische Volkssage.)

Aus dem Rittergute Blankenhain im Amte Zwickau diente einst ein ehrlicher und braver Hirtenjunge, mit Namen Liebhold, den aber die Knechte und Mägde nicht leiden mochten, weil er, sobald er etwas bemerkte, waS wider den Willen seiner lieben Herrin, der Edelfrau, war, ihr solches immer sogleich hinlerbrachtc und daher von ihr sehr geschätzt ward. Als der gnädigen Frau ein­mal ein goldenes Kettchen abhanden gekommen, ergriff das gottlose Gesinde diese Gelegenheit, den armen Liebhold zu verderben, und der gewissenloseste unter den Knechten ging zu der Herrin und bezeichnete ihr Liebhold als den Dieb, den er über der Thal betroffen habe.

Die Edelfrau übergab, wenn auch ungern, den An­geklagten dem Gericht, welches ihn nach wiederholten Verhören, wobei er jedcSmal seine Unschuld höchlich be- kheuerte, auf den falschen Schwur seines Anklägers zum Tobe durch den Strang verdammte.

Nach wenigen Tagen wurde das Unheil vollzogen. Unter dem schauerlich tönenden Geläute der Sünderglocke führte man den armen Liebhold vor das Dorf hinaus, wo em großer Balken aufgerichket war, oben mit einem Arme als Galgen. Noch einmal betete der fromme Lieb­hold zu Gott, daß er seine Unschuld rechtfertigen möge, und rief bann zu den Umstehenden mit feierlicher und geweihter Stimme:

Der mich angeklagt hat, der hat einen falschen Eid geschworen; denn so wahr ich unschuldig bin, so wahr wird dieser Balken, welcher mein Galgen sei» wird, nach meinem Tobe ansangen zu grünen und Zweige treiben und lange Zahre hindurch als ein frischer Baum bewun­dert werden!" Hierauf wendete er sich gegen den Henker und erlitt mit getrostem Muthe und froher Zu­versicht aus ein besseres Jenseits den unverdienten schmach­vollen Tod.

Siehe, als daS nächste Frühjahr kam, gab Gott die Unschuld Liebhold'S, wie dieser vorausgesagt, an den Tag; denn der Galgenstamm wurde grün und trieb Zweige» daß Jedermann herzulief und daS Wunder beschaute. Die Ebelsrau aber wurde von innerer Unruhe gepeinigt und gebot, den meineidigen Knecht zu verhaften. Jedoch ehe die Häscher ihn auffangen, hatte er sich im Koberbache auS Verzweiflung ersäuft. Noch in demselben Jahre wurde der wahre Dieb entdeckt. Nahe am Rittergule wurden mehrere hohe Erlen umgeschlagen und auf einer derselben fand man ein Dohlennest uni) darinnen das gestohlene Kettchen der Edelfrau.

Der Galgcnstamm, jetzt ein starker und hoher Baum, ist noch heutigen TageS ln Blankenhain zu sehen.

Die russische» Höllenmaschinen.

Ein Brief auS der Ostsee in dem Flottenmoniteur thcilt folgende Einzelheiten über die unterseeischen Höllen­maschinen der Russen mit. Man kennt jetzt Genaueres über diese Erfindung, welche man döm berühmten Jakobi in St. Petersburg zuschreibt, und welche die Matrosen der beiden Geschwader daher JakobiS, Jakobinnen oder Jakobiten nennen. Nachdem die zwei (schon früher er­wähnten) Erplosionen solcher Höllenmaschinen unter zwei englischen Dampfschiffen die Existenz derselben außer allen und jeden Zweifel gestellt hatten, fingen die Offiziere und Matrosen der beiden Geschwader an, dieselben aufzusuchen oder vielmehr auszufischen. Erst seit drei Tagen hat die­ser eigenthümliche Fischfang begonnen und schon sind in einem verhältnißmäßig sehr engen Raume gegen fünfzig Jakobiten aufgefischt worden. Begreiflicher Weise wurden die ersten derselben nach allen Richtungen und bis auf die kleinsten Theile untersucht. Mau ging anfänglich ziemlich unvorsichtig zu Werke, allein einige versengte Bärte riefen den neugierigen bald tnS Gedächtniß, daß eS ge­fährlich ist, mit Feuerwaffen zu spielen, und die Matro­sen haben bereits gelernt, die Jakobiten an der ungefähr­lichen Stelle aufzugrcifen und mit vollständiger Sicher­heit unschädlich zu machen. Jetzt gibt eS keinen Schiffs­jungen mehr, welcher noch vor dieser fürchterlichen Er­findung Angst hätte. Um einen Begriff von diesen Ma­schinen, auf welche die Russen große Hoffnungen setzten, zu erhalten, denke man sich eine Art großer Zuckerhüte oder Kegel von etwa 5080 CcntimetreS Höhe und un­gefähr 45 CentimetrcS Durchmesser der Grundfläche, welche von starkem galvanisirtem Eisenblech, geformt und im Inneren durch eine mit der Grundfläche parallel lau­fende Scheidewand in zwei Haupttheile zerlegt ist. Die Abtheilung gegen die Spitze des Kegels ist mit Pulver gefüllt, die andere ist leer und der Länge der Are des Kegels nach von einer eisernen Röhre durchzogen, in welcher sich eine Vorrichtung befindet, welche augenblick­lich Feuer erzeugt und dasselbe in die Pulverladung fort­pflanzt, wenn ein fremder Körper auch nur einen leisen Druck auf eine Stange auSübt, welche außerhalb der Grundfläche des Kegels angebracht ist. Wenn ein Seil an der Spitze des Kegels angebracht und am anderen Ende ein hinlänglich schwerer Stein oder anderer Gegegenstand be^