war auf der Welt verheirathet gewesen, hatte zwei Töch. ter gehabt, wovon die eine längst zur Ruhe eingegangen, die älteste aber mit Vater und Mutter auf dem oberen Boden allnächtlich herumrasaunen mußte, weil Madame nicht nur die Mitschuldige aller schlimmen Streiche ihres Herrn Gemahls war, sondern obendrein ihn selbst betrogen, ein Satan gegen ihre Dienstboten gewesen, und dem lieben älteren Töchterlein zu allen Teufeleien der Eitelkeit und Ueppigkeit die Hand geboten vatte."
„Eine epidemische Krankheit raffte die Bewohner dieses Hauses unvorbereitet schnell nacheinander hinweg, beladen mit den Flüchen Aller, die ihre nähere Bekanntschaft gemacht hatten."
„Die Erben ließen die Gestorbenen begraben, nah. men den Mammon und zogen ab. Das Haus, sammt Gütern, wurde vernnethet, aber kein Mensch konnte eS darin auvhalten vor dem furchtbaren nächtlichen Getöse, daS alle Ruhe scheichte."
, Wünschen Sie vielleicht — sagte er mit einiger Zurückhaltung — die Bekanntschaft meiner Frau und Tochter zu machen?"
„Ich war gar nicht begierig, und er mochte das merken. Dennoch erschienen zwei Nebel ihm zur' Seite, weniger hell, als der seinige, und in ihnen entceckte ich Madame und Mademoiselle, beide ein paar gemeine Gesichter, wovon daS jüngere seiner Zeit nicht übel gewesen sein mochte, die Züge des älteren aber ein verzerrtes Abbild aller Leidenschaften waren."
„ES wird Ihnen daran gelegen sein, daß auch diese Ihre Angehörigen in den ErlösungSplan aufgenommen werden? sagte ich zu ihm."
„Die beiden Frauenbilder streckten die Hände hoch in die Höhe, während der Mann ein sehr gleichgültiges Gesicht machte."
„Sie sind sehr lieblos gegen die Ihrigen, warf ich ihm vor."
„Nach dem Tode freit man nicht und läßt sich nicht freien, sagte er — thun Sie, waS Ihnen gut dünkt, nur behalten Sie mich vor allen andern im Auge."
„Ich versprach dem Egoisten, mein Möglichstes zu thun, bat aber, mir von nun an im Hau e Ruhe zu gönnen, um mich auf die Reise in seinen Angelegenheiten stärkend vorzudereiten. Der Mann nickte freundlich mit dem Kopfe, die Frauenzimmer machten tiefe knire die Figuren wurden immer undeutlicher, die Nebel bleicher, und zogen sich an der Wand hinauf gegen die Decke, wo sie verschwanden. Nun wiederholte sich dasselbe Getöse über nur, tpie anfangs, und ras'te fort, dis es sich in weiter Ferne verlor."
„Ich bedurfte, nachdem eS ruhig geworden war, einiger Minuten, um eigentlich zu mir selbst zu kommen. Eben war ich im Begriffe mich dem Schlafe zu überlassen, als ein ueueH Geräusch mich aufmerksam machte, und ein niedrigerer Schimmer als die vorigen unten an meinem Lager sichtbar wurde, auS dem ein deutliches Miau! herausscholl."
„Gehörst Du auch zur Familie? fragte ick, etwas verdrießlich über die neue Erscheinung, die übrigens meine
Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, weil ich, wenn mein Gcdächtniß mich nicht trügt, in keiner der neuen Scher« Heschichten ein ähnliches Beispiel gefundeu habe."
„In dem Augenblicke präsentirte sich eine große graublaue Katze, die einen zierlichen Buckel machte, den Schwanz wie einen Spiral bewegte und da» Miau wiederholte."
„Bist du auch ein Geist, der gern aus dem Nebel heraus möchte? fragte lch weiter." '
„Miau! miau! antwortete sie ganz kläglich.*
„Hast wahrscheinsich recht genascht und gestohlen, statt Mäuse und Ratten zu fangen?"
„Ach! Miau! miau! Ich war Hausbätteri» hier und wo möglich noch ärger als meine Herrschaft; ich maus'le, wo ich etwas erhaschen konnte. Deswegen muß ich als Katze wandeln. O miau! miau!"
„Nun, ich will lehen, waS auch ftir Dich zu thu« ist, sagte ich; aber nun lasset mir Ruhe, oder —"
„Das arme Lieh von Haushälterin machte einen freudigen Katzensprung, fuhr wie besessen au ter Wand hinauf und verschwand, den übrigen nachraffelnd."
„Ich drehte mich ans die andere Seite und schlief ungestört bis zum Hellen Morgen; eilte sodann, daS Haus der Gestorbenen zu verlassen und bei den Lebenden das verfehlte Nachtessen mit einem doppelten Frühstücke nachzuholen. Geschäfte habe» mich bisher gehindert, mein Versprechen zu lösen, aber nun bin icv aus geradem Wege nach Weinsderg, um den seltenen Fall kort mit- zutheilen und biemik Stoff und Gelegenheit zu einem neuen Buche zu geben, das wo möglich noch geistreicher werden wird, als die vorangegangenen. Ich rechne vor der Hand ans Ihre Verschwiege»!) >l, meine Herren!"
*
Ein Ohrenzeuge dieser seltsamen uno merkwürdigen Geschichte glaubte die Diskretion nicht zu verletzen, wenn er unter dem nämlichen Siegel ter Verschwiegenheit sie mir mitthellte, nnd lch meine, dem zu erwartenden Buche eher zu nützen, als zu schaden, wenn ich vorläufig das Publikum aus die neue Erscheinung aiftmeiksam mache
Zweisilbige Charade.
Ernst ertönt die Erste, schaurig, Mahnend an Vergänglichkeit,
Und der Thor erschrickt, wird trauria. Spricht sie gleich nur: „Nützt die Zeit !"
Wehmuth bringt unS oft die Zweite Und ertönt in aller Welt,
Füllt uns oft mit hoher Freude,
Hebt uns auf zum Sternenzelt.
Aber Schmerzgefühle dringen Tief in uns're Brust hinein,
Wenn uns Eins und Zwei erklingen,
Und kein Herz stimmt jubelnd ein.
Auslösung des Sprüchwort-Räthsels in Nr. yZ:
Morsenstund hat Gold im Munde.