Gauners wahrnahm. Zn der Nacht vom Montag auf den Dienstag wurde er aber in seinem Heimathort wie­der verhaftet und heute nun an das Oberamtsgericht eingeliefert. Durch den Fall erkktt er an den Füßen starke Kontusionen, mußte deßhalb, als er sich befreit glaubte, in der Nahe von Cannstatt, in dem Gebüsch, um sich vor Entdeckung zu schützen, verstecken und kroch dann im Dunkel der Nacht in seine Heimath, wo er in einer Strohhütte Schutz suchte, aber von dem Hausei- genthümer entdeckt wurde.

Sulz, 3. Juni. Die schweren Nebel, die in den letzten Tagen aufgestiegen sind, haben mehrere heftige Gewitter in ihrem Gefolge gehabt, von denen gestern Abend um 4 Uhr eines durch den Blitz i» Böhringen, 1 Stunde von hier, ein Wohnhaus mit Nebengebäude einäscherte. Ein 20jährigeS Mädchen, das nicht ins Haus gehörte, blieb sogleich tobt und wurde so ihren bestürzten Eltern ins Haus gebracht; zwei andere weibliche Personen wur­den zwar lebend, aber bewußtlos aus dem Hause ge­tragen, während die Mannsleute unversehrt blieben.

In der freundlichen Stadt Göppingen hielt dcr schwä­bische Sängerbund am Pfingstmontag sein fünftes Lieder- fest, zu dem 35 städtische und ländliche Vereine herange- zsgen kamen, die Stadt hatte sich kn den prachtvollsten Feierschmuck geworfen, durch alle Straßen wogte ein Wald von grünen Reisern, und von den Giebeln wim- pelte und flaggte eS, wie man es wohl aus der combi- nirten Kriegsflotte nicht majestätischer sehen kann. Sehr sinnreich und geschmackvoll waren die Dekorationen der Häuser. Namentlich ist der ehemalige goldene Pflug hervorzuheden, dessen Besitzer das HauS von oben dis unten mit rothen und schwarzen Tüchern umhangen, und diese elegant mit einer Garnitur von roth-schwarz-gelben Garnen zu einem sinnigen Ganzen vereinigt hatte. Orgi. nell war die gegenüderstehende Apotheke, die in ihrem bunten Gewände von Osficinalpflanzen aussah, wie eine ^ heimliche Waldruine.Der Sonntag war zu einem Aus­flug auf den Hohenstaufen bestimmt, über dem sich der klarste Acther wölbte. Den Stuttgarter Liederkränzlern, Frohsinnigen und Janitscharen war der gebahnte Weg zu lang; übkr Stock und Stein kletterten sie den historischen Berg hinan, wo die Sängerin des Hohenstaufen, Louise Pichler, den Lauschenden Geschichten aus dcr Vorzeit des­selben erzählte und die Begeisterung für die Heldensagen vergangener Zeiten weckte. Am Festrag selbst errang sich unter den ländlichen Gesangvereinen orr Psullinger unter der Direktion des Herrn Holzhauer mit dem Liede: Schön im Feuerschmucke lächelt, de, ersten Preis, bestehend in einer silbernen Glocke. Den zweiten Preis gewann Neuhausen, OA. Eßlingen, den dritten Deggingen, OA. Weißlingen, die übrigen 8 mitkämpsenden Vereine erhiel­ten Festgaben. Unter den städtischen Vereinen blieb der Sieg zwischen Ellwangcn und Remlingen unentschieden; das Loos sprach aber Reutlingen den Preis zu. Die Zahl der von nah und fern herzugeströmten Menschen war un­geheuer, und durch alle diese Massen wogte die schwä­bische Gemächlichkeit, und in jeder Brust klang es wie schwäbisches Lied und schwäbischer Gesang.

Ulm, 6 Juni. Gestern Vormittag, berichtet die U. Schn., wurde auf Schreinermeiüer König hier auf der Straße zwischen Herrlingen und Söflingen ein Nauban- fall gemacht. König hatte in Herrlingen eingekehrt uns dort mit einem Herrlinger, Namens Häusler, welcher d;e ^ Absicht ausgesprochen hatte, nach Söflingen zu gehen, ei- . mge Zeit getrunken. Beide verließen miteinander das Wirthöhaus und schritten unter vertraulichem Gespräche Söflingen zu. Auf der Hälfte des Weges wurde nun König von seinem Begleiter unvermuthet am Halse ge­packt, zu Boden geworfen und unter der Aufforderung, sein , Geld, seine Uhr und eine silberbeschlagene Pfeife heraus­zugeben, so heftig gewürgt, daß er trotz kräftiger Gegen- ! wehr nahe daran war, zu ersticken. Der Angegriffene hörte eben auf, Widerstand zu leisten, und wollte sich ,n sein Schicksal ergeben, als ein Tambour vou der Ulmer Garnison, welcher zufällig unterwegs war und die Noth- rufe des Angegriffenen gehört hatte, herbeieilte und durch sein Erscheinen den Räuber veranlaßt, sein Opfer fahren zu lassen, unv sich in den nächst gelegenen Wald zu flüch­ten. Wir hören nun, daß d-r Räuber noch gestern ver­haftet uuv sofort dem hiesigen Oderamtsgericht überge­ben wurde.

An 31. v. M. zog ein von Südosten herkommendes verheerendes Gewitter über die Gegend von Waldsee, ' welches folgende Markungen durch Hagelschlag beschä­digte: Emthürnen, Weiiprechts, Molpertshaus, Menis- weiler, Hittisweiler, Unierurbach, Haivgang, Ehrenöberg, Heisterkirch, Hittclkofen, Osterhofen und Unteressendorf. Außerdem sollen diese Gewitter in der Umgegend von Kißlegg, Oberamts Wangen, bedeutend geschadet haben.

Tages-Neuigkeiten.

Bayerische Blätter berichten von dem außerordent­lich guten Stand der Feld fruchte, sowohl des Gras­wuchses als des Getreides, in den fruchtbaren unteren Donaugegenden, welche das Haupt-Getreideland Bayerns auSmachcn. Vielleicht gibt uns Gottes Seegen wieder einmal ein recht fruchtbares Getreidejahr. Die Kälte in den lezten Tagen des April scheint den Saaten gar nicht geschadet zu haben, wohl aber hat sie eine Masse von schädlichen Insekten zu Grunde gerichtet.

In der Nähe von Füßen tm baierischen Hochlande wurde am 29. Mai von einem Lämmergcper ein vier Monate altes Kind, welches in einem am Hause seiner Eltern befindlichen Gärtchen unbewacht liegen gelassen worden war, geraubt und von demselben ins Ged:rge gebracht, ohne daß man bis jetzt eine Spur weder von vem Geyer noch von dem Kinde aufzufineen vermochte.

Die Weltpreise gehen auf den Märkten sehr herunter, 15 Thaler werden wenigstens für den Centner weniger gezahlt als voriges Jahr.

An der Mosel findet man blühende Trauben und in einem großen Theil von Untersranken blühendes Korn. Auf den süddeutschen Märkten find schon länger reife Kirschen zu haben. Mit dem fruchtbaren Pfingstregen sind die Landwirthe sehr wohl zufrieden.