einen gewissen Mann zn wählen, er will nicht wortbrü- chig werden; der Vierte hat von seinem Erkorenen die Zusage, daß er ihn selbst auch wählen werde u. s. w. so würden wir gar wunderliche Dinge erfahren, könn­ten wir den Wählern auf dem Wege zum Nachhause in das Herz und in den Kopf seden.

Ist es aber auf diese Art ein Wunder, wenn die Wahlen nicht so auSfalle», wie sie ausfallen sollten, wenn auf manchem Rathhause auch der Unverstand, der Eigennutz, übler Wille und Leidenschaftlichkeit ihre Rol­len spielen?! Ist die Negierung daran schuldig, wenn auf diese Weise das Wohl der Gemeinden oss Leuten anvertraut wird, die in keiner Weise zu einem solche» Posten Befähigung haben?!

Männer, denen daS materielle und geistige Wohl ganzer Gemeinden anoertrauk werden will, müssen einen guten Willen für einen solchen Beruf und einen un­bescholtenen Lebenswandel haben; sie muffen ver­stäub ig-seyn, um sich in allen verkommenden Fällen ein selbständiges, reifes Unheil bilden zu können, damit sie nicht in Versuchung kommen, immer nurja* odernein" sagen zu müssen, wie es eben irgend ein Tonanqeber für gut sinket, Rechtschaffenheit, guter Wille und selbst Verstand helfen nicht immer aus. Die Welt schreitet vorwärts, und wer nicht mit vorwärts schreitet, der bleibt zurück. Wer daS Gemeintcwohl fördern soll, muß ein Mann deS Fort­schrittes seyn; er darf nicht blos am Alten kleben, weil es a l r (und ihm vielleicht bequem) und gegen das Neue eingenommen seyn, weil es neu ist; er muß prüfen können und das Gute aber behalten.

Wer sich durch andere Umstände bei einer Wahl leiten läßt, der ist nicht würdig zu wählen, der bür­det seinen besseren Mitbürgern eine untilgbare Schmach auf; er macht sich zum Mitschuldigen derjenigen, welche oft in verkehrter Weise den Wohlstand und die geistige Entwicklung einer Gemeinde hemmen; ja er ver­sündigt sich mit jenen an der Nachwelt!

Wer sich durch eine Wahl anderer, als achter Bür­gerpflichten zu entledigen gedenkt, der wähle gar nicht; gegen solche Wahlen müssen sich alle rechtlichen und selbständigen Bürger allen Ernstes verwahren. Aber eben deßhalb ist es Pflicht zu wählen, damit nicht die Bemühungen einzelner unedeln Menschen möglicherweise den Lieg davon tragen.

Zages Neuigkeiten.

In München ist in der Nacht vom 2223. Dez. die bedeutende Papierfabrik des Hrn. kel Moro zwischen der Artrlleriekaserne und dem FranzlSkanerkivster gänzlich niedergebrannt. Die angestrengteste Hülse vermochte nur die anstoßenden Nebengebäude zu retten.

Die Doktoren haben einen vornehmen Kollegen er­halten. König Ludwig von Bayern hat von der Uni­versität Göltingen das Ehrenbiplvm eines DoklorS der Philosophie und Magisters der freien Künste erhalten. Es war nämlich vor Kurzem 50 Jahre oder w e die Studenten zählen, 100 Semester, daß König Ludwig

als Graf von WertenfelS Töttiger Student gewor­den ist.

Seit 50 Jahren ist der Wasserstand des Rheins nicht so niedrig gewesen, al» jezt. An vielen Stellen können die Schiffe gar nicht weiter.

Ein böser Feino hat sich in der alten Festung Mag­deburg eingethan, es ist der Selbstmord. In vier i Tagen haben sich drei Personen entleibt. ^

Der König von Preußen hat Herrn Hassenpflug ' in Kassel in einem eigenhändigen Briefe sein Beileid über den Nsendurg'fchen Vorfall bezeugt. Herr Hassenpflng» sehr erfreur, zeigt den Brief gern seinen Kollegen und Freunden.

Berlin, 25. Dez. General v. Radowitz ist heute verschieden.

Hannover, 24. Dezbr. Während der heutigen Wachrparade auf dem Waterloopiatz hat ein Tambour des Lcidreglments seinen Kompagniechef, den Haupkmann Mayer, durch einen Pistolen,chuß am Schulterblatt be­deutend verwundet- Bei einem Versuch, sich selbst mit einem Dolche das Leben zu nevmen, wurde der Thäter ergriff-». Fehlgeschlazene Hoffnung auf Avancement wird alv die Ursache des Verbrechens bezeichnet.

Aus Hannover, 21. Dez. wird der Fr. Postztg. mitgetheilt, daß von dem in der Verwahrung des so plötzlich im Bade verstorbenen Stadtdireklors Eoecs be­findlich gewesenen städtischen Vermögens 22,000 Thlr. fehlen. Die Revision der Kasse sollte in eben der Stunde staitfinden, wo Hr. EoerS so plötzlich im Bade den Tod gesunden.

Der Kaiser ioon Orstreich ist über Nürnberg nach München gereist. Die Nürnberger glauben, daß der Bräutigam, nicht der Kaiser, den Besuch macht und hät­te» gern die Christgeschenke gesehen, die der Bräuiigam im Koffer sühne.

Unsere Leserinnen, die alles gern genau wissen, machen sich auch Skrupel, ob der kaiserliche Bräutigam aus Wien als Gedurtstagsgratalant oder als Weihnachlsgast gekom­men ist. Der 24. Dezember nämlich, der heil. Christ­abend ist auch der Geburtstag der kaiserlichen Braut. Der Kaiser selbst aber ist weniger skrupulös und graru- iirt galant und feiert Weihnachten zugleich. Auch die Braut braucht dem Vernehmen nach nicht ängstlich zu seyn, daß EeburlStag und Weihnachten ans einen Tag fallen; denn da der Bräu igam ein Kaiser ist, der vieles möglich machen kann, so konnte er auch an einem Tage zweimal in die Tasche greifen und die Braut wird we­der das Geburtstags- noch das Weihnachtsgeschenk ver- missen. Unter andern Umständen wäre es allerdings bedenklich. So viel zur Beruhigung unserer Leserinnen.

Ein reckt Heller Weihn ach l sb a n m Hai in einem Hause in Kassel gebrannt. Der Frau und den Kindern war unoermuthet der Vater bescheerr worden. Voriges Jahr saß der Mann in der finstern Zelle auf der Span- nenderger Festung, Am Weihnachlslage war seine Straf­zeit abgelaufen und unvermukhkt star.d der Befreite, der OdcrgerichtSanwalt Henkel unter den Gelingen.

Der Berliner Kladderadatsch stellt die orientalische Frage in Katz- und Mausspiel dar. Alle die Regenten