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Der Gesellschafter.

Freitag den 2S April 1843.

Wirrttembsrsifctzs Chronik

Auf bas Forstamt Alienstaig wurde Oberförster A l- ber in Wilsberg befördert, Revisor Hartmann in Stuttgart zum Kameralverwalter in Reuthin ernannt und Kameralamts-Buchhalter Scholl in Waldsee nach Reuthin versezt.

In ihren lezten Sitzungen hat die Kammer der Ab­geordneten ibre Beraibung über vas Wirthschaits-Abga- hengcsetz forigesezt. Das Bild, welches die Kammer der» malm varbietet, ist nur in sofern interessant, als sich der Abgeordnete Mäulcn zur Linken und der Ageordnete Mohl zur äußersten Rechten geschlagen bat.

Das Jnstttit ^»obenheim hat, höbe em Aufträge zufolge, aus dem gebirgigen Tveile Oberitaliens ein grö­ßeres Quantum von früvreifenoem Welschkorn von der Sorte kommen lassen, welche in ihrer Heimat» als zweite Frucht angebaut wird, und die sich deßoalb auch noch in den weniger milden Tonten unseres Landes zum Anbau eig. net. Die Sendung wird in den nächsten Tagen anlan­gen und es werden von würkiembergischen Lantw-rthen, weihe diesen Anbau versuchen wollen, so weit als der Vorrath reicht, noch Bestellungen angenommen. Der Preis'-' l Simri wird auf ungefähr 3 fl. zu stehen kommen. Die Saattritt ist die erste Hälfte des Monats Mai.

Neuenbürg, 24. April. Die Auswanderung aus der hiesigen Gegend nach Amerika ist auch in diesem Frühjahr'wieder'zieml-ch lebhaft; größtenthe»! sind es ledige Leute, welche jenseits deS Oceans ihr Glück ver­suchen wollen. Die meisten haben in Amerika Verwandte, zu denen sie gehen, und von denen auch Manche schon mit den erforderlichen Reisemitieln ausgestatlet worden sind. Die Auswanderungslust wird dadurch immer mehr genährt, daß von den Vorangegangencn häufig gute Nach- richten cinlaufen. Gestern ist eine aus zwei Familren und 8 led'gen Persone» bestehende Gesellschaft, Zimmer- leute und Holzbauer aus Calmbach und Dobel, nach Su­rinam abgegangen, wo sie in den Besitzungen des Am­sterdamer Handlungshauses tireglingcr und Comp., wel­ches der K. Hofbank in Absicht auf Ehrenhaftigkeit und Solidität aufs Vvrtheilbafteste bctannt ist, Holz zu fällen und aufzubereitcn haben. Der Dienstverkrag lautet auf 3 Jahre. Die Ueberfahrt geschieht auf Kosten der Un- ternehmer. In Surinam bekommen die Leutt freie Kost und Wohnung und angemessenen Lohn, welcher sich täg­lich auf 1 fl. belaufen mag. Der Bevollmächtigte des

HandlungShauseS, welcher schon 17 Jahre lang in Su­rinam ansäßig ist, hatte den "euten mit anerkennungs- weriher Offenheit die Schwierigkeiten, welche sie zu be­kämpfen haben, und die Entbehrungen, die ihnen aufer- legt scyn werten, dargestellt. Allein die Aussicht, in turzer Zeit sich eine schöne Summe erwerben zu können, überwand jedes Bedenken. Gelingt das i nternehmen, so werden später »och viele Arbeiter Nachfolgen.

Sulz, 24. April. Vorgestern wurde hier an einer Stallraufe ein Maun erhenkt gefunden, der durch seinen früheren Beruf wohl auch in werieren Kreisen bekannt geworden ist, der langjährige Sluttgartcr und Lahrer Boie Ä. B. Zürrüneie Vermögeiisveihaliniffe haben ihn zu dieser verzweifclien Tvai gelrieben; baß er aber vor wenigen Jahre» noch ieibbafle Kräfte und persönlichen Mul» besaß, bewies er aufs Glänzendste an jenemApril- adenbe des Jahres 1848. wo das hiesige Volk auch sei­nen Krawall durch Feiiüereinwersen an Bcamtenhäusern serene und dieser einfache Bürger, durch Obrieigen rechts und linlö an d>e krawallirenben Buben aasgelheilt, die Ruhe der Stadt ui Kurzem wieder bcrstellie.

In Boihliang befindet sich ein Brautpaar, wel­ches mit einander das hohe Alt-r von 147 Jahren er- reicht hat; es ist nämlich der Bräutigam 75 und die Braut 72 Jahre alt, cs hat sogar der Bräutigam im Spatjahre 185l seine goldene Hochzeit gefeien; er will aber, wenn er gleich das Beile beinahe nicht verlassen, kann, seine dritte Hochzeit doch feiern.

Tages-NeuigkeLten.

Bruchsal, 20. April. Der Erseiibavnbau von hier nach Stuttgart schreitet rasch vorwärts und die Eröffnung der Fabrten siebt mit dem künftigen September in Aus­sicht. Der Tunnel, welcher unter dem Friedhöfe bei St. Peier durchführt und etwa 400 Fuß lang ist, wird eben unterbaut, und eine ziemliche Strecke ist schon fertig.

Keine Pf-rde mehr! so schreiben preußische Blätter und zeigen somit auf den Anfang der praktischen Benu­tzung der galvanssch ekeklro-magnctischen Tisch. Tanz­kunst. In Orrnienburg nämlich, in siner chemischen Fabrik, bilden 16 Personen in einem Omnibuswagen die bekannte Kette durch Verschlingung der Hände. Die Räder drehen sich und der Wagen läuft dahin. Vorne sitzt der Kutscher und lenkt mit der senkrecht angebrachten Deichsel das magische Fuhrwerk.