Der Gesellschafter.
Dienstag den 28. April R8Z3.
WürttembargifrH« Chronik
Zum OderamtSarzt in Nagold wurde der prakti- zirende Arzt Dr. Schüz ernannt und die erledigte evangelische Pfarrei Nothfelden dem Pfarrer Gros zu Oder- döbingen übertragen.
Die Wiedereinführung der Todes- und Prügelstrafe ist nun auch von der Kammer der Standesherren angenommen worden.
In der Kammer der Abgeordneten wurde mit der Beratdung des Gesetzesentwurfs Über die Ausschanks- obgabe von Wein und O b st m ost der Anfang gemacht. Der Entwurf betrachtet es als das Zweckmäßigste das seit Jahrhunderten bestehende Umgeld in der altherkömmlichen Erhebungsweise, an welche Wirthe und Konsumenten sich langst gewöhnt haben (Erhebung der Abgaben nach dem Ausschankerlös mit Kellerkontrole, so weil nicht Akkorde, was die Regel bilden soll, zu Stande kommen), auch fernerhin beiziibehalien; dagegen soll d;e Umgeldsgesetzgebung von 1827 auf den Grund der vorliegenden Erfahrung, hauptsächlich Hinsicht! ch der Kouirole, der Elrafnormen und ihres Verhältnisses zu den neuen Steuergesehen verbessert werden. Der Entwurf enthält daher eine umfassende Revision der bisherige» Gesetze, in Betreff der Ausschanksabgabe von Wein unk Obstmost. Gegen die schon vorgeschlaaene a ll g e m ei ne Weuisteuer i spricht sich die Negierung und die Kommission aus, indem von derselben namentlich eine Vermehrung der lästigen Kontrole, außerordentliche Unsicherheit und insbesondere Verschlimmerung der ohnedies gedrückten Lage der Weingartner befürchtet wird.
Stuttgart. Diesen Morgen um 5 Uhr wollte sich ein hier »n Dienste befindliches 19jähriges hübsches Mädchen im Feuersee ertränken, wurde aber durch ernen herbeieilenden Brunnenmacher wieder heraus gezogen. Dieselbe ist von Zuffenhausen gebürtig, und soll deswegen so gethan haben, weil ihr Vater die Erlaubniß zur Auswanderung nicht enbcilt haben soll.
Eßlingen, 20. April. Dieser Tage feierte ein hiesiger Bürger, der Wägermeister und kpeisewirth Johannes Eitel feine goldene Hochzeit. Er legte diesen Monat sein 72. Jahr zurück, seine Frau wird in nächster Zeit 70 Jahr. Es leben aus dieser Ehe 5 Kinder, 36 Enkel und l Urenkel; dagegen sind die Brautjungfern und Brautführer dem betagten Hochzeikpaare alle in die Ewigkeit vorangegangen. Eitel trat un Jahre
1804 in die Ehe, nnd war der erste Eßlinger Reichsstädter, der unter der württemdgrgischen Regierung sich verbeirathete. Seit mehreren Tagen fahndet man im Neckar nach einem Kinde, das ertrank. Es war mit einem Gespielen vor das Pliensaurhor hinausgegangen, um dort Veilchen zu suchen. Beim Heimgehen wollte es an einer riefen Stelle seine schmutzigen Schuhe ab- waschen und fiel hinein. Das altere Kamerädchen griff zwar nach seiner ausgcstrecklen Hand, hatte aber nicht Kraft genug, es herauszuzichen, und so wurde cs von den Wellen hinunter und fortgerissen.
Die U. Ztg. berichtet vom 21. April. Bei dem gestern Mittag staktgehabten Gewitter h.t in Obersah lh ei m der Blitz in den Kirchthurm geschlagen, die Glocke der Art beschädigt, daß sie wird umgegossen werden müssen, und einem am Altar befindlichen Krucifir den Kopf abgeschlagen. Der übrige Schaden soll nicht unbedeutend seyn.
Tages-Neuigkeiten«
Seit acht Tagen haben die Biertrinker in Münch e n bereits die ersten Versuche im Bockbier gemacht und 38,000 Maas glücklich vertilgt.
Man muß sich nur nicht gleich abschrecken lassen. 25 Jahre hatte cm Gärtnergehülie in München, fahr- tzch einmal, um die Erlaubmß gebeten, sich mit seinem Mädchen verheiratden zu dürfen, und 25mal war er von dem Magistrat abgewiesen worben Er ließ sich aber dadurch nicht irre machen, daß er erst ein Vierteljahr» bunkert lang abgewiesen worden war, und dachte, die Herren wissen doch auch, wie einem armen Burschen zu Muthe ist, und fing das neue Vierteljahrvuntert mit einem neuen Schreiben an. Das Hali; backen die Herren bas Bitten überdrüssig und fürchieien em neiws Vieriel« jabrhunder», oder haue die ausdauernde treue Liebe; deS Gärtners sie gerühr-, — die Ausdauer wurde gekrönt, er lst glücklich in dem Ehestand.
Mannheim, 2l. April. Heute Nachmittag 3 Uhr kam Schiffer Höhr von Nie-stein Mit einer starken Ladung Tannenholz hier an und verließ sein Schiff, um den Rdeinzoll zu hinterlegen. Wahrend dieser Zeit wurde die Brücke zuM Durchlaß der Schiffe geöffnet, und seine Leute führen mit dem Schiffe ad, aber so unglücklich, daß sie mit der breiten Seite des Schiffes an die Brücke stießen. Dadurch wp.rden die sechs ersten.