Eine Elsenbahiibekalilltschaft.

Vor einiqer Zeit bestieg ein junger Mann von un­gefähr 22 Jahren den Waggon auf der Eisenbahn in Rouen, um sich nach Paris zu begeben. In demselben Raume deiauke» sich bereits ein Herr, drei Kinder und eine aitluhe Dame. Die Kinder schliefen und der Herr war in Nachdenken versunken. Die Dame verhielt sich ebeinalls schwe gsam, es wahrscheinlich nicht für schick­lich haltend, zuerst das Wort zu nehmen. Der junge Manu schien sehr wohlhabend. Er sah von Zeit zu Zeit nach seiner werihvollen Uhr, die an eurer schweren goldenen Kirre b'ng. Dann, um dem Anschein nach zu kontroliren, ob er auch nichis vergessen habe, zog er aus seiner Tasche eine Börse, deren Inhalt alle mögliche Achtung cmstößen mußte. Plötzlich rief er aus: Mein Seel! Man muß zureden, daß Eisenbahn n eine herr­liche Ersintuna sind! Ohne sie harre ich Paris, diese Sratk der Wunder, niemals zu sehen bekommen!

Sie kommen also sehr weit her? fragte der Fami­lienvater.

Nicht doch entqeguete der'junge Monn, ich bin aus Rouen. Aber ich habe das traurige Glück, einziger Sohn meiner Eliern zu beißen, und diese meine guten Eltern wurden mich für verloren betrachten, wenn sie mich niLt stets unter ihren Flügeln Harken. Diesen Abend glauben sie mich auf der Hoch,eit einer Verwand­ten vor den Tboren Rouens und ich habe Freiheit, zwei Tage dort hmzudringeu. Ich aber dringe diese Tage ui Paris zu. Uebermoraen Abend bin ich zurück und Niemand ahnet etwas von meinem Ausflüge.

Das ist ein Ausflug, nahm der ältliche Herr ernst, hakt das Wort, der Ihnen rheuer zu stehen kommen kau», junger Mann, und ks wäre besser, sich zur Hochzeit hin- zubegebeu!

Sie mögen nicht Unrecht haben, erwiderte der Ausreißer, aber geschehene Dinge Sie verstehen Mich!

Nack einer langen Pause, di« nun entstand, wandre fick der junge Mann ;» der Dame mit der Frage: Sind Lik ans Paris, Madame?

Ja, mein Herr.

Ich fühle, daß ich Ihnen sehr thöricht erscheinen muß, Ihnen und diesem Herrn! Ader meine Too-Veil wird von so kurzer Dauer seyn und Sie müßten wenig Nachsicht haben, wenn Sie mir nicht vergeben wollten.

Unter ähnlichen Gesprächen kam man nach Paris. Beim Aussieigen bot er der Dame galant den Arn, »an» beei'erre er st«, ihre Effekten aus den Händen der Accise- beamten zu erhallen und dieselben bis zur Straße Samt- Lazare, wo man einen Wa^en vorfand, zu trage».

Madame, sprach er sodann, werden Sie wich iru kiest halten, wenn ich eine Bitte wage? Gre wißen schon, wer iw v:n, und ich hege das größte Berrcauev zu Ihnen. Ich kenne Piris nicht. Die Warnung des Herrn, der uns so eben verließ, erschreckt mich nicht we »lg. Mag iw Ihnen auch kindisch verkommen ia wage nzich allein nicht ui et» Hotel. Ich weiß ni«:

wohin würden Sie freundlich genug seyn, mir bis morgen Gastfreundschaft zu gewahren?

Das ist unmöglich, mein Herr, ich wohne allein, ohne alle Bedienung.

Wenn auch! Ich werde die Ehrfurcht eines Sohnes für Sie an den Tag legen und mit der unscheinbarsten Stelle zufrieden seyn.

Du großer Gott! Ich möchte mich nicht hart zeigen, wenn es nicht anders seyn kann, so will ich sie als East bei mir aufuehmen! rief die Dame, das Abenteuer be­lächelnd, aus.

Man bestieg einen Wagen und kam in einer Vier­telstunde in der Srraße Cordeau, wo die Dame wohnte, an. Sie führte ihren Gast in ihre bescheidene Behau­sung ein. Mit Güte besorgte sie im Nebenzimmer ein Berr, man wünschte sich gegenseitig gute Nacht und bald waren beide vom tzchlafe besangen.

Am andern Morgen um 8 Uhr ging die gastfreund­liche Wirthin aus, um ihre gewöhnlichen Morgenenikause zu machen und dem jungen Manne ein anständtges Früh­stück bereiten zu können; sie kehrte etwa in zwanzig Mi­nuten wieder heim.

Wie groß war ihr Schrecken, als sie die fürchter­lichste Unordnung oorsand und sammiliche Mobilien und l Geraihe durcheinander geworfen erblickte. Die Laden der Kommoden, ihr Sekretär, sogar die kleineren Be­hälter waren erb,oben und den Inhalt fand sie wild umher gestreut. Der innge Mann, den sie noch in tiefem Schlafe glaudie, war verschwunden. Im erste» Augen­blicke v rmowie sie weder genau nalbzusehen, noch erwaS zu denken, so sehr haue sie die Uedereaschung bewältig!. Erst nach einiger Zeit sagte sie sich so weir, ui» sich uoerzeugen zu können, um wie viel dee undankbare Bösewicht sie bestohlen habe, bro emsig sie aber anv spahete, et fehlte nicht daS Geringste. Endlich fiel ihr ein Papier inS Auge, das auf einen Leuchter hingelegt war. Sie öffnete es, und fand einige Goldstücke darin. Bei genauer Benchngnng erblickte ne auf dem Papier, mit Bleistift geschrieben, nachstehenden originelle» Brief:

Madame! Der Schein trugt, für ehrliche Leute, wie für uns Diebe. Ich hatte eben ein sehr voriyellhafiks Geschäft gemacht und glaubte, daß sich bei Ihnen ein ähnliches machen lasse» würde. Ich habe mich gerauscht. Sie sin arm und Vrav, zwei Elgens«asicn. um nicht zu sagen Schwachheiten, die ich nicht besitze, aber sur die ich Gefühle in meiner Brust hege. Nehme» Sie bei- kommende >00 Franks und lösen Sie eie Gegenstände auS, die Sie »n Leihhaus« haben. Die PtuNdzeilel sind mir denn Erbrechen des SekreiörS in b,e Hände gefallen.

Die vor Verwunderung u»d Freude Ardemlose eilt«, dem Ralhe de» spitzbübischen Wohuh.iiers zu folgen.

Frankfurter Gold- und Silberkurs vom 29. März 18ö3.

Neue LouiSd'or . 1t ff. kr. Engl. Souervereign- >> ff. 53 kr.

Pistolen . . 9 st. 4 kr. Friedricheb'or . . Z fl. 45 kr.

Preußische Pistolen . 9 st. 56 kr. Preußische Thalcr l st. 45 kr.

Holl. Zehngnldenstüeke 9 fl. 53 kr. Fünffrankenthaler . 2 fl. LI !».

Ranbbnkaten . 5 st. 37 kr. Hochhaltig Silber 24 st. 34 k».

Zwanzigiranken-Stüüe 9 st. LA kr. Preuß. Kaffensch-ine i ß. 45 kr.