In dem Augenblicke trat sehr beiter Friederike herein. - Wo ist der Herr von Hahn? fragte die Mutter mißmuthiq.
Nur aur einen Augenblick in seine Wohnung. Er kommt sogleich zurück. Ec ist wahrlich ein guter, edler Men,ch!
Da haben wirs! rief Herr Bantes: In einer Vier, telstunde Gespräch hat sie eS schon weg, daß er ein guter edler Mensch ist. Wie? vu den Waldrich lieben? O, daß Waldrich hier wäre. Wenn er — kurz weg! Ich will nichts davon wissen. Laß ihm obsagen. Laß ,hm eine Luge sagen, eine ehrliche Notblüge, ich sey krank geworden; wrr bedauerten sehr; könnten rhu heut nicht bei Tische sehen, und dergleichen.
Friederrke erschrack über die Heftigkeit ihres Vaters. Hören Sie mich doch, Papa; Sie sollen alles wissen, was er mir gesagt hat Es ist gewiß ein vortrefflicher Mann, und Sie werten ....
Halt! rief Herr Bantes: Ich will nichts hören; habe schon zu viel gehört. Sieh, Kind, laß mir jetzt meinen Willen. Nenn es Wunderlichkeit, nenn e», wie du nullst; höre nnch an. Gleicht der todte Gast dem Herrn von Hahn, oder der Herr von Hahn dem tobten Gaste, so ist daS alles ein Teufel. Ich mag und will nichts von ihm. Kannst du deinen ekeln, vortrefflichen, guten Menschen und dergleichen bewegen, daß er Her« desheim noch heute verläßt, auf immer verlaßt, so ged ich dir mein Ehrenwort, sollst den Waldrich dehattcn, und wenn der wirklich« Sohn meines Freundes dann auch ankame. Ich verspreche dir, auf der Stelle an seinen Vater zu schreiben, alles mit ihm Abgekartete ganz ehrenhaft rückgängig zu machen, sobald ich weiß, der! Schwarze ist fort. La nimm meine Hand darauf. Nun sage mir, kannst du ihn bewege», einzupacken und sich aus dem Staub davon zu machen?
Wohl! rief Friederike freudeglühend, denn sehen Sie, er wird gehen. Erlauben Sie mir, ihn nur noch einige Augenblicke zu sprechen, unter vier Augen.
La haben wirS wieder! Nein, fort, fori! Schreib ihm ein paar Zeilen. Nicht zum Essen! Fort m r ihm!
Es half kein Widerreden. Aber der Preis, welcher Friederiken geboten war, hatte zu viel Werth. Sie schrieb an den ihr lieb gewordenen Banquier; entschuldigte, durch Krankheit ihres Vaters, die Einladung zum Mittagsmahl widerrufen zu müssen; bat ihn sogar, wenn er einige Achtung und Freundschaft für sie habe, die Stadl so bald als möglich zu verlassen, denn von seiner Entfernung hänge ihr Glück und der Frieden ihres Hauses ab. Sie verhieß ihm, mir nächster Post in einem Briefe die sonderbaren Ursachen dieser sonderbaren, unartigen, aber höchst düngenden Bitte zu entwickeln.
Ern Hausknecht trug Frietenkens Brief ins Wirths- hauS und fragte dem Banquier von Hahn nach. Der Kerl war schnell gegangen ; er doffte den vielbesprochenen tonen Gast bei tiefer Gelegenheit etwas aus Ser Ferne »n sehen. Indem er aber die Thür vom Zimmer des Banqu crs öff.ttte, wie man ihn angewiesen Halle, fuhr er p.etzl zusammen, als er den langen, schwarzen,
blassen Herrn gegen sich zuschreiten sah und fragen hörte mit hohler Stimme: was willst du? Die Gestalt schien ihm jezt noch weit länger, schwarzer und bleicher zu sein, als er sich gedacht hatte.
Halten zu Gnaden, sagte der Erschrock-ne mit einem Gesicht, worin sichtbar die Todesangst lag, ich wollte nicht zu Ihnen, sondern zum Herrn Banquier v. Hahn.
Der bin ich!
Sie selbst! sagte der arme Mensch zitternd, weil ihm zu Mnkh ward, als klebten seine Fußsohlen fester am Boden: Um Gottes willen, lassen Sie mich wieder gehen
Ich halte dich nicht. Wer hat dich geschickt?
Fräulein BantcS.
Weswegen?
Diesen Brief sollen Sie . . . Mit diesen Worten, die er nicht vollendete, weil der Banquier einen Schritt naher kam, warf er demselben den Brief vor die Füße, lind lief »n vollen Sprunge davon.
Der Banquier sagte halblaut für sich: Sind die Leute hier zu Lande allesammt narrisch? Er las Frie- denkens Zeilen, runzelte die Stirne, nickte mit dem Kopfe und ging pfeifend nn Zimmer auf und ab.
Indem ward wieder leise an die Thür gepocht. Schüchtern trat der Wirth herein, ehrerbietig die Mütze in der Hand, unter vielen Verbeugungen.
Sie kommen zur rechien Zeit, Herr Wirth; ist daS Essen fertig? fragte der schwarze Herr.
Das Essen bei uns wird Ihrer Gnaden ohne Zweifel zu schlecvk se-n.
N'chtS weniger, als das. Es ist gut gekocht. Ich -freilich esse nie viel, aber das soll keinen Vorwurf gelten.
Man speiset im goldenen Engel besser.
Ich mag nichts vom Engel, ich bteid beim Kreuz. Sie sind bescheidener, als ich je einen Wirkt) gesehen habe Lassen sie bald kecken.
Der Krenzwirih rieb die Mühe in den Händen herum, und schien verlegen, wie er noch etwas anvringen sollte, das ihm aui dem Herzen lag. Der Schwarze bemerkte es anfangs nicht, sondern ging, verlieft in Gedanken, her und hm. So oft er aver kein Wirihe zu nahe kam, wich dieser sorgfältig auf vier Schritte aus.
Wollen Sie noch etwas, Herr Wirth? fragte cer Banquier endlich.
He ja! Ew Gnaden wollen cs doch aber ja nicht übel deuten
Nicki im Geringsten. Frisch heraus mit der Sprache, rief der kokte Gast, und streckie den Arm ans, um dem Wirth freundlich auf die Schulter zu klopfen. Dieser aber verstand die Bewegung unrecht, und vermukhere das Äeegste. Er mochte sich wool gar embilde» , der Gast wolle an seinem Kopfe und Genicke den Versuch machen, den derselbe vor hundert und zwechunberl Jahren an manchem Mädchen gemache batte. Darum kuckte sich der bedroht Glaubende weiterschnell m t ganzem Leibe nieder, drehte sich um, nahm einen Satz, und war mit einem Sprunge zur Thür hinaus. (Forls. folgt.)