in der heutigen Winterabendgesellschaft beim Bürger­meister zu erhallen, und wenn nicht aas offiziellem Munt des Stadkhauptcs, doch durch die Frau Amtsbüraermel- sterin, ivelcke, ovne Hilfe gebeimer Polizei, ununterbro­chen eine wahre Tag- und Nachlchconik von Herbesheim hielt. Die Frauenummer fuhren sogleich nach Vecndi. guiig des nachmittäglichen Gottesdienstes zu ihr. Herr Bames verspickch^. sobald es dunkel werden wolle, nack­zukommen; er'halle nock einige Geschäfte »wt Leuten aus seiner Fabrik abzulhun, die er gewöhnlich an Sonn- lagbnachmulagen zu sich kommen lieg.

Er war eben >m Begriff, den Lezren dieser Leute abzufertigen und fick au; den Weg zur Wm Urgesellschaft zu machen, als plötzlich ein durcksckneitender weiblicher schrei geschah. Herr Vanrcs und der Arveilcr erjchra- .cken heflig. Es >var riese Krille.

Sieh doch eipmal nach, Paul, was begegnet ist! sagte Herr Baute« zum Arbeiter.

DwHis ging, kam aber nach wenigen Augenblicken mit ganz verstörter Miene zurück, und konnte kaum halb­laut mit bebender Summe sprechen: EL verlang! Hie Jemind zu sehen.

Nur herein! sagte Herr Bantes ärgerlich. Paul öffnete die Thur, und cs trat ganz langsam ein Fremder herein. Zs war ein bageier, langer Mann, in schwar­zen Kleidern; das Geficht zwar von angenehmen, fernen Zügen, aber bleich. Durch das dicke, schwarze Seiden- ruch um den Hals ward die Blasse noch gesteigert und reckt todienhaft. Die saubere Kleidung, die äußerst feine Wasche, deren Schneeglauz unter der schwarzen Weste hervorstack. die reichen Ringe, welche von de» Fingern dlizten, der Anstand un Äeußern v-rrieth den Fremden alS einen Mann von höherm Kranke.

Herr Bantes starrte den Unbekannten an. Er sah den tvdleu Gast vor seinen Augen; faßte sich aber, so gut er konnte, unk sagte, indem er fick Mit etwas er­schrockener Höflichkeit gegen de» Eiiilrctendcn verneigte, zum Arbeiter: Paul, du bleibst hier! Ich habe dir nach­her noch etwas zu sagen.

Es rreul mlck das Glück, Herr Bantes, Ihre Ve- kannrschail zu machen! sagte der Fremde leise und 'lang­sam: Ich wurde meine Aufwartung schon am Morgen gemacht bab n, Halle ich nicht Ruhe von der R ise- ihiz und Kurckt gehaet, Sie und die Ihrigen sogleich nach meiner Ankunft zu belästigen.

Biel Ehre, viel Ehre! erwiderte Herr Bantes mit einiger Verlegenheit. Aber .... Es überfiel ihn ein unwillkürliches Grausen. Er traute seine» Augen kaum. Er ruckte dem Fremde» einen Stuhl hin, und wünschte ihn hundert Merlen von fick.

Der Fremde verneigte fich langsam, nahm Platz und sprach: Sie kennen mich nicht; aber erralhen ohne Zweifel, wer ich bin?

Es ward dem Herrn Bantes, als sträubten sich un­ter seiner Perrücke alle Haare bergan. Er schüttelte höflich unv ängstlich den Kops, und sagte nnt erzwunge­ner Höflichkeit: Ich habe nickt die Eh e, sie zu kennen.

Ich bin Hahn, der Lohn Ihres alten Freundes!

sprach der tobte East mit Hobler Stimme, und lächelte den Alten an, dem das Lächeln daS Herz erstarrte.

Sie haben keinen Brief von meinem alten Freund? fragte Herr Bantes Jener wickelte eine prächtige Brief­tasche auf und übergab ein Schreiben. Es enthielt nur wenige Zeilen zur Empfehlung, und die Bittendem Ueberbringer Alles zur Erobern,ig des Herzens der Kraut zu erleichtern. Tue Schristzüge batten wvbl viel Aehnückkeit mu der Hand tcs alten Bankiers; doch schien etwas Fremdartiges darunter.

Herr Bauies laS lauge, und laS wieder, nur um Zeit ru gewinnen und zu überlegen. In ihm war ganz natürlich Alles Widerspruch unv Kampf. Er wollte, als ein aufgeklärter Via,in, trotz dem unwillkührlichen Grauen, nichr glauben, daß er den derückligeu todten Gast cor sick habe; aber eben so wenig wollle er und konnre er sich überzeugen, daß der Sohn seines Freun­des eben genau im Wesen und Gestalt der aus Dagen vielbekaunreu Gestalt des entsetzlichen Gastes gliche. Hier war weder Gaukelei der Enidildungskrast noch des Zu­falls gedenkbar. Er sprang geschwinv aus, bat um Verzeihung, er müsse seine Brille suchen, die Augen- i rcn ihm elwcks dunkel, und entfernte sich, u .t in der 'Verlegenheit zu Besonnenheit zu kommen. Wie Herr Bauies ins Nebenzimmer ging, griff Paul nach dem Schlosse der Dtubenldiir.

Herr Bauies Halle wirklich in der Elle überlegt, und rn der Eile einen verzweifelten Entschluß gefaßt. Nock ungewiß, welchen Gast er vor sich habe, wollte er wenigstens die arme Friederike nicht geradezu in die ! Hände deS Zweideutigen auslleftru. Er irar demselben niickl ganz ov»e Herzklopfen uader, und sagte mir Achsel­zucken und Bedauern: Hören Sie, mein werthester Herr von Hahn, ich hege für Ihre/Person alle Hochachtung, indessen haben sich hiH^DuM^.erelgiiet, äußerst fatale Dinge, die ick nicht vorSüsievcu konnte, gaacien Sie uns doch die Ehre erwieset*, früher zu kommen! Seitdem hat sich zwischen meiner Tochter und dem Kommandan­ten der hiesigen Besatzung cm Liebeshaiidel cnlsponnen, Verlobung und dergleichen; das vernahm ick erst vor wenigen Tagen. Der a?auplmanu ist mein Pflegsohn»

! er war einst mein Mniioel. Was konnte ich tdun, gern ; oder ungern, ich mußte mein Ja sagen. Ich hatte mir 'vorgenommen, morgen Ihrem Baker dre Widerwärtigkeit zu meloen, ihn zu bitten, Sie nickt zu bemühen. Es schmerzt mich. Was wird mein Freund davon denken!

Weiler konnte Herr Bauies ruckt reden, denn dre Stimme ging ihm vor Entsetzen aus. Der ihm gegen- überfitzende Gast hatte nickt nur, wider alle Erwartung ganz kalt und ruhig zügehöct, sondern die Miene dksselben, vorher still und düster, herlene fick sogar bei dem Worte Liebeshandel Verlorung sichtbar auf, als wenn es ihm eben recht um ein Mädchen zu thun wäre, das ei­nem andern schon Herz und Hand verschenkt halte. Auch entging Herrn Bantes nicht, daß das bleiche Gesich:,. als harte es sich verrathen , schnell w eder den vorigen Ernst, wie wenn mit fich selbst unzufrieden wäre, her« zustelleu suchte. (Fortsetzung folgt.)