Der todtc Gast.

(Fortsetzung.)

DaS sind, sagte Herr Sanier» die säubern Frücht? des Aberglaubens, der PöbelweiSheit. Alles Pöbelweis- heit von oben bis unten, vom Stallknecht bis zum Mi­nister! Da schimpfen mir jezt Sckulknaden und Priester, Hebammen und Professoren, geheime Räthe und geheime «Speichellecker auf die Aufklärung; sagen, sie bringe Ine sudortination, Jrreligion, Revolution und wollen das Volk wieder in die alle Dummheit zurückkleckfen. Und hie Es?l von modischen Versemacbcrn bahnen ihre Wun­der. und He ligenlieter dazwischen, und die Esel von Bücherfabrrkanten machen sich mit Ammenmahrcken dreir, und wollen Heiden und Türken christlich machen. Das ist ein Lumpenpack! Da geben sie kaum einen rvtdcn Kreu zer für Verbesserung der Schulen, aber Millionen für die Soldaten hin und für Ueppigkcit, da schnüren sie vernünftigen Leuten das Maul zu, wo nicht den Hals; aber wer Unsinn und Knechterei u''d Schlachterei lob. preiset, den behängen sie mir Orden, Titeln und Treffen. Da baden w rS nun. Aberglaube oben und unten. Erster Advent, Winkerwerrer sieh da, kriechen die Narren in die Winkel und kreuzigen und segne» sich, meinen, der tvdre Gast mache tni Somikagsregen.

Frau Bsiiies lachelre san'l und sprach: Papa nicht so eifrig, nicht so döse, die Sache vertienkS nickt.

Vertienrs nicht? He, du selbst hast den wurmstichi. gen Glauben, Mama. Nimm mir den Aberglauben nickt »n Schutz; nimm mir keinen Unsinn in Schuh? Ich will, wenn ich sterbe, zehntaasend Gulden Legat aus setzen, bloß zur Besoldun «ineS LebrerS an der Schule, der gesunde Vernunft lehren soll. Wer solche ivahiisin, nige Einbildungen vo.i Gespenstern, Teufel», Todtener- scheinungen und tvtten Gasten dulden kann, der kann auch dulden, daß die ganze Welt ;in TollhauS und je­des Land ein Sklavenloch werte, worin die eine Hälfte deS Volks leibeigen srohnen, die andere mit Musketen und Kanonen tle aehorchendd rm Zaum halten muß.

Aber, aber, Papa, wohin verirrst tu dich?

Verflucht sey der Aberglaube! Aber, ich merke wobl, man will ihn. Nur zu, das ist den Engländern recht. Je dummer die Völker, je leichter saugen sie unS auS. ES wird nicht eher besser, bis einmal wieder ein Han- Bonaparte mit einer elserneu Ruihe kommt und Schule hält mit den Narren.

Indem Herr BanteS noch fortfuhr, in vollem Ernst so zu donnern, wahrend er hastig die Stube aut und ab ging und von Zeit zu Zeit mitten un Lause stehen blieb, trat leise der Buchhalter herein.

Es ist dock richtig, Herr Nantes.

WaS ist richtig?

Er ist richtig angelanzt. Er lozirt im schwarzen Kreuz.

Wer lozirt km schwarzen Kreuz?

Der todtr Gast'

Ncurheit! Müssen Sie, a/S ein verständiger Mann, er.n alles glauben, was Ihnen »lke Webber sagen!

Aber meine Augen sind keine alten Weiber. Ich ging auö Neugier ins schwarze Kreuz; der Herr Ge- richtsschreiber mar, so zu sagen, mein Gefährte. Wir nahmen ein Gläschen Goldwasser, so zu sagen, nur jum Vorwand. Da saß er.

Was?

Ick erkennte ihn auf der Stell,. D.r Wirth scheint ihn auL zu kennen. Denn wie der zur Thüre hinaus ging, wankte er dem Herrn GerichtSschreiber seitwärts daS Gesicht zu» machte große Augen, zog den Mund und die Augendraunen in die Höbe, alö wollte er, so zu sage», andeuken, der da sizt, dringt nichts Gaue».

Larifari!

Der Zolleinnehmer, der ihn schon am Thor erkannte, hat sich auf der Stelle zum Herrn Polizeilieutenant ge< macht. Der Zolleinnehmer hat eS unS gesagt, als wir wieder auS dem schwarzen Kreuz kamen.

Der Zolleinnehmer ist ein abergläubiger Narr, schämen sollte er sich in die Seele hinein!

Ganz wohl; aber erlauben Sie, wenns nicht der todte Gast ist, so ists sein ZwillmgSdruder. Ein blei­ches Gesicht. Vom Kopf bis zum Fuß rabenschwarz. Eine Gestalt, vier, fünf Ellen lang. Eine dreifache gol» dene Kelle über die Brust zur Sackuhr. An den Fin­gern funkelnde Biillaniringe. Prächtige Equipage. Ertrapost

Herr DantcS iah de» Buchhalter lange mit starrem Blick an, worin Unglauben und Befremden zu kämpfen schienen; lachte endlich laut und übermäßig, und rief-' treibt kenn der Teutcl seinen Spaß imt unö, daß der gerade am erste» Adventssonntage cinpassiren muß?

Und gerade wie die Kirche aus war, sagte der Buch­halter, gerade wie die Leute über die Gasse liefen, uns Wind und Regen am aller-schrecklichsten stürmten.

Wie heißt denn der Fremde? fragte Herr BanteS.

Mir nicht bekannt, antwortete der Buchhalter.- der aber gibt sich am Ende Namen, wie er will. Bald ist er ein Herr von Gräbern, bald ein Graf von Llrenkreuz. Es ist mir, so zu sagen, bedenklich, daß er geradezu inS schwarze Kreu; einkehrt. Der Name schcint ihn ange- zogen zu habe».

Herr Nantes schwieg eine Zeit lang ganz ernsthaft und »tachdenkeud, fuhr sich endlich mit der Hand rasch über daS Gesicht und sagte.- Ist nichts, als Zufall, son­derbarer Spaß des Ungefährs. Denkt doch inchk an den totrcn Gast und dergleichen. Possen. Ader ein eigener Zufall ist es, ein toller Streich! Gerate am Advents­sonntage, im schrecklichsten Weller, lang, schwarz, blaß, die Fingerringe, die Equipage ich würde kein Work glauben, Buchhalterchen, wenn sie nicht ein vernünftlger Mann wären. Aber nichts für ungut, Lik hörten daS Mahrchen vom kokten Gast, sahen einen Fremden, hatte schwarze Kleider; flugs spielt Ihnen die gottlose Einbil­dungskraft einen Hercnstreich und sezt Ihnen, waö noch fehlt, hinzu.

Dabei bliebS. Herr BanteS ließ sich auf keine an­dere Gedanken dringen.

(Fortsetzung folgt.)