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Der Gesellschafter.

Dienstag den LZ- Februar L842

Württembsrßtzifch»o Ghronik.

Wie verlauret, ist die Frage wegen Wiederberufung de- Landtages nun entschieden unv zwar halftn, daß derselbe bis zum 1. März zusammentreten soll. Die Neuwahl eines Abgeordneten für den Bezirk Göppingen an die Stelle des ausgetretenen Rechtskonsulenten See­sried soll nun amtlich ausgeschrieben worden sein.

Am Montag dem 17. Februar fand in Calw eine Amtsversammlung statt, in welcher eine Vorlage der wurltemdergischen Negierung, welche die Verdindungs- straße mit Pforzheim zum Gegenstand hatte, zur Bera- thung kam. Sicherem Vernehmen nach hat unsere Re» gierung der Amtskorporat on das Anerbieten gemacht, die Unterhaltung der bisherigen Straße des Nagoldthales b s an die badische Granze für die Zukunft ausschließlich aus den Staat zu übernehmen, im Kall die Amiskorpo- rarwn von Calw ihrerseits mit den betreffenden Gemein­den sich verbindlich mache, die nölhige Erbreiterung und den theilweisen Neubau dieser Straße, so wie den An» kauf der für diesen Zweck erforderlichen Grundstücke zu übernehmen. Die Amtsoersammlung soll einen bestimm­ten Entschluß hierüber in so lange ausgesczt haben, bis sie über die Richtung, welche die Nagoldstraße für die Zukunft im Einzelnen nehmen werde, so wie über den Umfang der voraussichtlichen Kosten, welche die Erwei­terung der Straße und der Ankauf von Eülerstücken in Anspruch nehmen dürften, nähere Kenntniß erhal­ten haben würde, um welche in e ner Eingabe, in wel­cher die Verlierer der Amtkkorporalion sich vereinig­ten, auch gebeten wurde. So ist den» jedenfalls Aus­sicht vorhanecn, daß d>e Herstellung eincr fahrbaren Verbindung^siraßc zwischen Pforzheim und dem Nagvld- ihale in »ichi allzu ferner Zeir mehr liege und die von badischer wie wurliembergiia-er Seite aus bereits im Lauf des lezren Sommers in Angriff genommenen Ar­beiten zu einem befriedigenden Z>el geführt werten.

Noite ii bürg, 7. Februar Sie haben in Ihrem Blatte die Nachricht gegeben, daß der hiesige Oberamis- pflezer (Steiner), der eines schweren Verbrechens ver­dächtig sey, dessen Kasse man jedoch in Ordnung gefun­ken habe, einen verunglückien Seldstmordoversuch gemacht habe. Derselbe schoß sich durch Mund und Nase, soll übrigens nach der Erklärung der Aerzte bereits außer Lebensgefahr sepa. Er soll, so erzählt das Gerücht, sei­ner grau Gift «n dev Kaffee geworfen haben. Dieselbe

habe das Getränke kaum gekostet, als sie der Magd zu- ricf: warum sie denn beute den Kaffe so schlecht ge­macht? unv ihr denselben zum Trinken gegeben haben. Die Magd trank ihn und starb in der folgenden Nacht. Man fand sie am Morgen lvdl im Bette. Der Ber- d cht der Vergiftung regte sich sogleich im Publikum, eine Untersuchung drobre, der sich Steiner durch den Tod zu entziehen versuchte. Bereits wollte man auch den unerwartet schnellen Tod seiner ersten Frau im höch­sten Grade auffallend finden. Der Mann, auf dessen Haupt diese schwere Beschuldigungen ruhen, lebte hier ruhig und eingezogen.

Eßlingen, 1l. Febr. Der hier inhafti'rte Gauner Rath geb von Metzingen wurde bis jezt dem Cafefter Schmid nicht gcgenübergestellr, da er vorher üb r die andern Verbrechen, welche ibm zur Last gelegt sind, ver­nommen wird. Eines Einbruchs, welcher in hiesiger Siadt vergangenes Spätjahr bei einem Conditvr verübt wurde, soll er bereits überwiesen seyn. Diese Woche wurden ans Kosten der Gemeindekassen 7 Bursch^mach Amerika geliefert, wie man schwerlich in einer andern Stadt sieden liederliche zusamm-finden kann. Daß ihr Abgang eine zahlreiche Menschenmenge an den Bahnhof lockte, ist daher leicht erklärlich, besonders da man sie, um noch rechtzeitig mit dem Bahnzuge fortzukommen, durch alle Polizetdiener in den niedrigsten Kneipen su­chen und holen mußte, und sie in einem Zustande fand, der ihnen vollends alle Ehre machte! Eine zweite Abtheilung der A:t düift demnächst folgen. Es un­terliegt keiner Frage, daß es von Gemeindebehörden ver­nünftig ist, wenn sie sich übelberüchtigter Subjekte durch Fvnerpedtrung nach Amerika entledigen, besonders aber, wenn es, wie hier der Fall ist, daß sie in einem Jahr oft mehr kosten, als die ganze Reisekosten betragen.

Eßlingen. Ist schon vieles und in den verschi'e- denartigsten öffentlichen Blättern über die seltenen Na­turereignisse der gegenwärtigen Zeit berichtet worden, so möchte vollend- der Mp el dieser Ereignisse durch Nachstehendes erreicht werten. Am 29. Januar war nämlich eine Hochzeit zu Köngen, und es ist der Braut eine Schachtel mit den schönsten und frischesten Trauben übergeben worden, Früchte, die große Süßigkeit und das herrlichste Aroma zu erkennen gaben. Die Trauben ka­men von Korb, blieben «m Freien an einer Kammerz stehe», und sind nur durch ein Fiscbernetz gegen die Vö­gel geschüjt worben. Wer kann Nun angeben, daß za