lieb, gesetzt nun .... siehst du, vor hundert Jahren muß ! doch, laut dem Kirchenbuche, etwas Unglück begegnet sein, sei eS gewesen, waS es wolle; vieleicht waren da­mals auch Menschen, die sich über die uralte Sage hin- wegschten; nun, wir wollen es auch thun. Aber wenn du die Verlobung eben in die böse, verrufene Adventszeit dieses hundertsten Jahres legst, und, was Gott verhüte! eS geschähe dann, daß....

Halt! du willst doch nicht sagen, Andenkens Gesicht im Nacken? Ich mag den Teufelseinfall nur nicht denken. Bleib mir damit vom Leibe, sag ich.

Nein. Ader, zum Beispiel, Herr von Hahn käme in diesen berüchtigten Tagen, bei diesem winterlichen Wetter zu uns, denke nur kränklich ist er, wie er schreibt. ES könnte doch die Witterung auf weiter Reise, bei schlech­ten Wegen, sein Uebel verschlimmern .... Gesetzt, Hr hätten einen kranken, vieleicht zuletzt einen lobten East; es graut mir, es auSzusprechcn! Und dann die vom Aberglauben ausgezeichneten Advente dieses JahreS, durch deine» Eigensinn diesen Aberglauben bestätigt.... Freund, bedenk eS doch wohl.

Herr Bantcs schien nachdenkend zu werden, und brummte endlich: Mama, ich begreife nicht, wie du im­mer auf Einfälle geräthst, die sonst in keines Menschen Gehirn kommen. Wie machst duS auch? Könntest Poet werden und dergleichen. Epürs übrigens euch allen an, daß ihr vom Popanz der Herbesheimer Adventstage le­bendig besessen seyd. Alle seyd ihrs; du, Friederike, sogar der Hauptmann, der doch Soldat sein will, der Kassierer, Buchhalter, Inspektor, Alle, sag ich! Aber keiner will es Wort haben. Pfui!

Wenn es wäre, woran ich aber doch fast zweifle, so ist eS Pflicht des klugen Hausvaters, glimpflich eines Vorurrheils zu schonen, das eben keinem schadet.

Alle Narrheit schadet. Darum keine Schonung; Krieg, offener Krieg! Seit Friedenkcns Geburtstag gehr und steht hier im Hause Jeder so verblüfft, als wäre das jüngste Gericht unterwegs. Der Teufel hat das Mährchcn vom todten Gaste erfunden. Es bleibt, wie gesagt, beim Alten, Mama. Nichts wird geändert. Ich bin unbeweglich!

So sagte Herr Dantes, und lief aus dem Zimmer.

Inzwischen blieb eS doch bei ihm nicht so ganz beim Alten. Das Gespräch hakte in ihm einen Dorn zurück­gelassen. Er fand, daß es um de» lieben Hausfriedens willen besser sein könne, die förmliche Verlobung auf Weihnachten hinauSzustcllen. Er liebte seine Tochter zu sehr, und diese Liebe brach:e ihn auf allerlei Besorgniß, der Teufel könne doch auf irgend eine Art sein Spiel treiben, und dann würde man es dem todten Gaste zuschreiben. Je näher der erste Advent rückte, je un. heimlicher ward ihm dabei, und zwar wider seinen Willen. Er wünschte, sein zukünftiger Schwiegersohn Möchte einstweilen noch ausbleiben. Es jagte ihm ein Schrecken ein, als sich daS Wetter völlig aufklärte und der volle, warme Sonnenschein über die Welt floß, als wolle der Spätherbst noch einen schönen Nachsommer zum Geschenk bringen^ Er ging nun eben so fleißig zum Barome- er und klopfte, daS Quecksilber wieder fallen zu machen.

Zn seiner Verwunderung bemerkteer, daß die Mama, Friederike die ehemalige gute Laune mit dem guten Let«r wieder bekommen hatten, der Kommandant eben-

falls, und baß zuletzt alle Hausgenossen den ehemaligen Ton wieder fanden. Nur er konnte ihn nicht sogleich wieder finden.-(Forts, folgt.)

Auf das Christfest.

Was ist denn daS? Welch Hobe Freude Malt sich auf jeglichem Gesicht?

Da sieht man keine Spur von Leide,

Da kennt man Gram und Schmerzen nicht!

Und sieh! welch munteres Gewimmel,

Herrscht unter dieser Kinderschaar!

Sie wähnen sich, wie in den, Himmel,

Bei dem, was Elternliebe gab.

Wie Hüpfen sie um diew Gaben,

Wie sehn sie sich das Bäumchen an.

Das treue Herzen ihnen haben Mit schönen Sachen angethan.

Wie glänzt der reinsten Freuds Zähre Im Ang der Eltern sanft und mild.

Sie bringen Jesum Dankcschöre.

Weil ihm ja doch die Freude gilt.

In dieser Nacht kam er auf Erden,

Der Menschensohn voll Lieb und Macht,

Gr wollt uns ein Erlöser werden,

Verließ deßhalb des Himmels Pracht.

2» einem Stall ward er geboren,

Er, dessen Stuhl die Himmel sind;

In eine Krippe dann gehoben,

I» schlechte Windeln eingehüllt.

Liebe! Hier lieg ich im Staube,

Und staune deine Größe an,

O gib mir, gib mir doch den Glauben,

Daß ich ste ganz auch fassen kann!

Doch Reine können nur dich sehe»,

Nur Fromme stnd dir angeuehim Drum hörtest du der Hirten Flehe»,

Und zeigst dich nicht Jerusalem.

Sie hüteten des Nachts die Heerde»

Und beteten so fromm und schön.

Sie möchten doch gewürdigt werden.

Doch auch den Heiland noch zu seh'n.

Da hörtest du die fromme Bitte D-r dir ergebnen Hirtensch rar.

Und sandtest nun in ihre Mitte Em'n holden Engel wunderbar.

Und aus der Trauer wird Entzücken,

Die Angst kehrt sich in Freude gleich:

Der Engel naht mit frohen Blicken,

Er sprach so sankt:Nicht lürchtct euch!*

Denn ich verkünd euch große Freude,

Die allem Volke widerfuhr,

Der Herr ist euch geboren heute,

In Kripp' und Windei liegt er nur!"

So stillte Gott das beiße Sehnen Der gläubig fron,,ne» Trauernde»,

So trocknete er ihre Tb änen,

Ja mehr noch durften sie jezt sehn.

Denn allen jenen vielen tausend,

Die dort vor Gottes Antlitz stehn.

Den allen durften sie nun lauschen,

Wie ste Gott loben und erböbn.

Drauf sangen diese Millionen:

O bringet Ehr Gott jedermann,

Laßt Fried' nun auf der Erde wohnen,

Daß jedes Gott gefallen kann.«

O! wir beneiden euch, ihr Hirten,

Um jenen sel'gen Augenblick;

O! hätten wir die Macht, wir würden Jhil rufen uns auch heut zurück.

Doch hoffen wir, eS werd von allen,

Die hier in Schwachheit Gott erhöh n,

Einst auch so uns're Stimm erschallen.

Wie dort der Engel Lobgetön. K. HLußI«r.