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D e r H c l d w e b c l. ,
(Schluß.)
So ging es burch Lvrs und Wald »nd Feld; b->ld schneller, balv langsamer, bis der Wagen durch lesen Fluasanb iübne. Es mochte Mitternacht schon vorüber s,yn. Man ließ die erschöpfen Nosse sich im Schrill erholen. Aber nicht lange, so hörte man w eder hinterwärts Nosse wiehern. Vorwärts! schrien die vorn auf dem Docke; die Peitsche pfiff. Rasch flog der Wagen über den Sand bin. Halt! Hali! schrien schon ziemlich nahe die Verfolger. Es fielen einige Schlisse. Eine Kugel schlug durch tun Waaen. Clemcntine bebte in Toteeangst an Wilmsons Brust.
Auch' diesmal noch leitete die Kraft der vortrefflichen Rosse. D>e Nachsetzenden blieben weit >m Sande zurück. Nur wenige Mumien hieli ter Wagen vor einem -infamen Huf an. Es stand Vorspann bereu. Der wackere Krabb halte meisterhaft gesorgt. Mit frischen Rossen gings im Trab wcuer. Noch und nach verlor sich die Furch: der Flüchtlinge wieder. Elcmenline sank übermüde au die Brust «dies Freundes uno entschlummerte. Der Wagen zog weck- du-ch den sandigen Weg bin. Die Sülle und Einförmigkeit der Bewegung leckte auch in Wilwions Augen eiquickendcn Schlaf, gegen dessen Gewalt er sich vergebens sträubte.
Beide erwachten eist, als schon ras Tagest cht begann und durch die aufgezogenen Kulfchenierner schimmerte. Sie fühlten, der Wagen holte. Sie Hünen draußen deftigen Wortwechsel. Der olie Krabd lnß sich mit seiner Donnerstimme in lästerl.chen Schwüren und Flüchen vernehmen.
Wilmson vermuthctc Gefahr. Er öffnete das Fensterlein der Kutsche und ward Zeuge eines wunder! Len Da stand der treue Invalide und fuchtelte
mit bloßem Sabel einen jungen, wvdlgclle.-te,cn Mann, er wie ein Wahnsinniger, wenn
der, genauer betrachtet, kein anderer als der bekannte!^" betrachtete, ui der er stau seiner
Herr Kiek war, im zeisiggrünen Nock.
,Du verdammter Schuft, du Leule-Eniführer, sollte ich dir nicht meine Klinge .,m Leibe vmdrchcn? schrie Krabb, und fuhr immer fort, den Rücken des Zeisias zu bläuen: Habe ich dir nicht gerufen, still zu battet.?
Herr! schrie Kiek heulend mit gefalteten Händen:
Sie Haren hier kein Nechi mehr. Wir sind nicht mehr auf preußischem Gebiet und Boten!
Ich wollte, mein Pistol hätte dir schon auf preußischem Boden den Pavians'opf Mit Blei gefütten ! schrie Krabb und fuhr in seiner Kcrpvralsarbert unverdrossen wrt.
Hali! ries Wilmson zum Wagen hinauö: B-st du rasend, Krabd? Was bcu ter Mensch drr gelban?
Was? Alle Weiter! Entführt bat er sie w r. Wer weiß denn, was der Judas mir Ihnen voihane? sagte Krabb und ließ jetnen Arm ruhen, um Odem zu sammeln.
Kiek, froh, dem grimmigen Schnurrbart zu entgehen, stand ganz verblüfft, als er Wilmsons Kops aus dem Wagenschlag bervorschauen sad. Mein Goit uno Herr! schrie er voller Entzücken! Wie kommt denn Er da in den Wagen meiner Herrschaft?
Mehr konnte er inchk sagen. denn Krabbs flache Klinge fi-l ibm schon wieder auf den Rücken. Ich will den Schudjak Mores, lehren. Was? Er nennst du «einen jungen Herrn? schrie der Invalide. ,
Wilmson sprang aus dem
den. Nach vielen Fragen, Hin- und Herredcn lösetc sich das Näibscl, aber zu Kiels unaussprechlicher Be- stürtzung. Es ergab sich, Kiek habe als Helfershelfer im verbotenen Licbeshandel seines jungen Herrn von Sraiide, der mit seinem Liebchen entwischen wollte, Ham gcboien uiiid m den Netsewagcn das Unrechte Partei, gepackt. Krabb dingegen, der mit vierspänniger Cbl»jc auf Wilmson gewartet batte, Hörle, als Kiels Wagn, an ihm vorüber sprengte, Wilmsons Stimme rufen, in dieser halten lassen wollte, um für die ohnmächtige Cle- mcntine Wasser zu fordern. Der gute Schnurrbart aber glaubte, >c>n junger Herr sch arrerirt und werde auf eine Festung gebracht. Er wollte nun sein eigenes Lebe» daran sehen, ihn zu befreien. So war er mit scimni woblderahlien Kutscher der nächtliche Deisolger gewesen, ter Allen Furcht gemacht hatte.
Der arme Zeisig gerieth in wahre Verzweiflung, als er jezt seine Lage erkannte. O, meine Herrschast! t o, der junge Baron! waS ist nun aus ihnen geworden! Wehe mir, was soll ich ihun? Was wird aus mir.
E.ii Schwengel am Galgen! nes ter Invalide.
Aber Herr Kiek konnte nicht entgegne»; denn neues Erstaunen lähmte ihm die Zunge. Er stand wie verste uert, als Wilmson ein junges Mädchen aus dem Wagen tob, das die Arme um Wilmsons Nocken schlug, und beim Wenden des Gesichts Elcmentinen erkennen ließ. Er stand da, wie ein wahres Mä teibild, wil dem wechselnden Ausdruck aller Leiden und Leidenschaften. Bald olickw er scheu hinter sich nach Krabbs bloßem Säbel, bald mit allem Grimm der Ettersucht auf das gückltche Pärchen, welches Arm tu Arm dem Wlnhe- bause zuging, vor dem d-e Magen der Verfolgten unsf der Venolgcr Halt gemacht hatten, bald fluchte und
er die leere > reuen Heri-
schafr, die er ,n Potsdam jedem Schicksal preis gegeben, die zwei Personen entführt hatte, welche ihm unterm blauen Himmel die verhaßtesten geworden waren.
Wilmson, dem nun deutlich ward; daß die Mahnung zur eiligsten Flucht, die er und Clementine auf der Straße von den. Unbekannten empfangen baue», und eben desselben Warnung vor Arrestanon, ganz andern Personen gegolten, schickte sogleich durch Eilbote» einen Brief an seinen Gönner, den Gardeo,bersten. Er berichtete diesem das nächtliche Abenteuer und seine Entführung durch den ehemaligen Kammerdiener res Gcbci- menraihs Guntling. Er erklär-e, nach Po sdam zurück- kehren zu wollen, wenn man dort seine Enkfüdrung nicht als Desertion auelegen würde.
Erst nach drei Tagen kebite tcr Bote zurück. Der Oberst sandte in freundlichen Ausdrücken seinem gewesenen Feldwebel den ehrenvollen Abschied von, Regiment uno die V rstchcrung, der gute König habe herzlich über die Einführung gelacht, durch welche ui einer der angesehensten Fauutten zum Glück großes Unglück verhüte! worden wäre. .
Wilmson mit seiner jungen Frau und dem treuen Krabd fuhren gemächlich durch Deutschland den Ufern des Bodenscce zu, wo die Glückliche» mit Sehnsucht erwarte«, mil Freudkluhränen empfangen, wurden.