Bei dem hoben Preis des Brodes dürfte zu be- h>. zigen seyn, daß sehr viel erspart wird, wenn man stau frischen Broves altbackenes ißt, invem dieses weit mehr sättigt, als jenes. Wer hieraus gemerkt hat, wird wissen, daß etne Familie mit drei Laib acht Tage, alten Droves so weit reich!, wie mit vier Laib frischen Brodes. Zum Besten von solchen ärmern Leuten, welche von ihrem täglichen Verdienste kaum so viel erübrigen, daß sie */, Laib Brod vom Backofen wegkaufen und sogleich in« den Ihrigen aufcssen, ohne davon sait zu werden, möchte es daher zweckmäßig seyn, wenn Gemeinde- rätpe Brov backen ließen oder von Bäckern kaufen, es wenigstens acht Tage alt werden ließen und bann um den Einkaufspreis an ärmere Leute verkauften. Diesen das Altwerbenlassen des GrodeS emzuschärfen, ist ganz erfolglos; solche Bäcker aber, denen der lIemeinsinn mehr oder weniger abgeht, dazu aufzutordern, wäre allzu naiv. Also: Nicht dloS Korn be,schaffen, sondern auch rathsam mit dem Bros umgehen, re>p. dazu verhelfen
Stuttgart, 23. Marz. Wir dürfen nnS bis Anfang des kommenden Monats auf hohen Besuch ge- faßt machen. Auf den 5. April weiten größere kriegerische bedungen vorbereitet, die vor dem Großfürsten von Rnßlant stattfinden sollen. Zu Anfang des Mal soll aber die ganze kaiserlich russische Familie dahier ein- treffen, und teßhald fest schon Vorkehrungen in hiesiger Residenz getroffen werten. Uebrigens soll ihr Aufenthalt hier ziemlich kurz, von längerer Lauer dagegen der im Schlosse zu Friedrich-Hafen seyn.
Seit einigen Tagen haben in Stuttgart die Eperettien der Infanterie nur Kanonen begonnen. Es haben bei denselben sammtliche Scharfschützen- und Schu- henoffiftere und Unteroffiziere zu erscheinen.
Eßlingen, 23. Mar;. Seit einigen Tagen wird eine solche Masse Hammelfleisch, meistens von Leuten auö dem Remsthal, durch unsere Stadt geführt, welches, dieselben im Oberamie Kirchhetm kaufen, und zwar zu solchen Spottpreisen, daß es nachgerade anfängt, Be- sorgniß zu erregen, ob der Genuß solchen Fleisches nicht üble Folgen »ach sich ziehen könnte. Es ist zu hoffen, daß der Verkauf genau überwacht wirb. Bei der hiesigen Maschinenfabrik sind auch die 1,0 Schleppschiffe für die Donau-Dampfschlfffahris-GeseUschaft bestellt worden. Weitere Bestellungen stehen in Aussicht. — Heute Nacht wurden einem armen Weingartner in Rü- dern, der leztcn Lonnerstag mir feiner Familie nach Chile adrcisen wollte, 300 fl gestohlen, so daß er nun, all seiner baaren Mittel beraubt, wahrscheinlich tableiben, und sein bezahltes Ueberfahrtsgeld gleichfalls zu Grunde gehen lassen muß.
Durch die «näßen eines württembergischen Dorfes zogen die ledigen Bursche, eurer voran mrt der großen Trommel, die er tüchtig rührte. Die Nachbarn streckten die Köpfe zum Fenster heraus und wurden stille. Zwei Bursche traten aus dem Hauken und Einer ruft: der Nachbar N. hat — Was har e> ? ruft schnell der An dere. Gebettelt hat er! und die Trommel gmg von Neuem bis zur nächsten Straßenecke. Der Nachbar, der sein Auskommen hat, aber lieber in fremden Dörfern mn den Bettlern zieh:, weil das Leben luftiger und ein- trägltcher ist, ward karirt.
Wenn ein Knabe, der noch nicht konfirmirt ist, beinahe männliche Körperformen hat, so mag dies nichts
besonders Auffallendes seyn, wenn wir aber sehen, daß derselbe einen Bart hat, lang und dicht, wie der badische Republikaner Hecker, dann dürfte er sich wohl als Konfirmand einzig in seiner Art ausnehmen. Ein solches Naturwunder ist in Bothnang zu schauen, der Knabe ist der Sohn eines Bokhnenger Bürgers Anstädt und wird im Mai konfirmirt.
Ludwigs bürg, 20. März. Am gestrigen Nachmittag wurde in einem hiesigen Privathause ein durch besondere Frechheit ausgezeichneter Dieb auf eine glückliche Weise auf seiner Arbeit ertappt. — Während nämlich die Bcwodner eines im obern Stock gelegenen Quartiers emen gemeinschaftlichen Spaziergang machten, schlich sich jener in das Haus und begann da — wo er Niemand witterte, sein Werk. — Doch der Spaziergang eines in der Statt wohnenden verbeiratheien RegunentS- musikers ging für den Dieb zu bald zu Ende. — Denn bet der Heimkunft fanden die Ebeleute einen Hauptschlüssel iu ihrer Zunmeribüre und alsbald kam ihnen ein Zndlviviuin entgegen, das auf die an dasselbe gestellte Frage, was cs da mache und wer rbm hier geöffnet habe? antworte!?, es bade nur etwas fragen wollen. Mit dieser Aluwori aber wollte der Dieb die -Flucht ergreifen. Von dem Musiker gcdalten, wußte er sich durch einem Schlag aus den Arm des Haltenden los zu machen, und eckie sodann die Stiege — auf der er der Frau einen zweiten Streich versezie — hinunter. Unten jedoch wurde der Vogel durch den Hausbesitzer mit Hülse eines gerade anwesenden Feldwebels festgenommen, und sofort dem Gerichte überliefert. Bei näherer Untersuchung des Quamers zeigte es sich sodann, daß der Dteb bereits eingepackt hatte. Weißzeug und silberne Kaffee, löffel hatte er in ein NaSkuch und einige Geldbeutel besonders zusammen geschnürt. W>e nothwendig es ist, daß beim Verlaßen der Wohnungen die größte Vorsicht angewendet werde, zeigt auch dieser Vorfall, und ist besonders das Schließen der Häuser, da wo es nur immer seyn kann, sehr zu empfehlen.
T «.rgss- M ettLg?eiteu.
Der gute Stand der Wintersaaten und die zollfteie Einfuhr von Getreide aus Rußland hat die Geireide- preise merklich heradgedrücki. Am 20. März ist in München der Weizen um 44 kr., Korn um l5 kr., Gerste um 20 kr. und Haber um 17 kr. gefallen. Bon den zu Markt gebrachten 16 500 Scheffeln bfteben 4173 Scheffel unverkauft.
Für die Herstellung des GroßherzogS von Baden haben die Aerzce wenig Hoffnung. Fieder und schwäche des Kranken sind nun auf den höchsten Grad gestiegen. Sammtliche Kinder des Großhei zogs sind um das Krankenlager versammelt. Es heißt, daß zugleich Verhandlungen über die Entsagung des Ei bgroßherzogs und die Nachfolge des zweiten Prinzen Friedrich geführt werden.
Bei euiem Bäckermeister in Mühl bürg bei Karlsruhe wurde vorige Woche ein neuer Backofen gebaut und derselbe am Freitag Abend eingeheizt. Em Arbeiter von Mühlburg und der Lehrling des Bäckers (Sohn des Wiesenbaumeisters Schmidt in Durlach) legten sich unvorsichtiger Weise auf dem Ofen zur Ruhe nieder und so fand man des andern Morgens Beide in Folge der Ausdünstung erstickt.