tenden Zank mit seiner Ehehälfte gehabt hatte, vermu- ther, daß Las Rattengift für ihn bestimmt seyn dürfte. Am folgenden Tage bemerkte der Mann, daß das für ihn allein zubereitete Essen sehr süß sey. Kaum hatte er dasselbe genossen, so heuchelt er grimmige Schmerzen, wirft sich aufs Bett in der Stube, wo er nach einer Weile sich todt stellte und spiel e die Verstellungsrelle so vortrefflich, daß die ihn mit freutefunkelnden Augen betrachtende Frau überzeugt zu seyn glaubte, daß er seinen Geist wirklich aufgegeben habe. Nun lauft sie in die Küche, holl einen Strick, eilt dann in die Stube, schlingt den Sirick ihrem todt geglaubten Manne um den Hals und wollte ihn auf den Querbalken im Zim? mcr hinaufjiehen, als zu ihrer gewiß nicht sehr ange­nehmen Uederraschung der Mann sie bei der Kehle packte, mit demselben Stricke, den er um den Hals hatte, sie weidlich kurchprügelte, ihr die Hände band, und sie der Gensdarmerie auslieferte.

Gold. Die holl. 10 Gulden stücke sind dis auf 9 fl. 5? V 2 kr. gestiegen, Louisd'or auf 9 fl. 45'/, kr., Friev- richsb'or auf 9 fl. 59'/, kr., Nanddakaten 5 fl. 39 s, kr.

Eine spanische D.ligcnce.

(Fortsetzung. -

Mein Mann und ich-, fuhr die Wirthin fort, ha­ben das Dorf, wo wir geboren wurden, unsere Hauser standen, unseie Vater starben, verlassen müssen, und unsere Vcnta nach Arragön verlegt; hier fristet man doch sein Leben, und darf ungestraft einige Gebete für die armen Gefallenen an die Heilige Jungfrau richten.

Die Straßen sind also nicht sehr sicher? fragte Don Cipriano

Man spricht allerdings von Banden, die im Gebirge Hausen sollen, erwiederre die Wirlh-n; bis fezt jedoch haben sie uns in Ruhe gelassen.

Ja, Euch! Ader die Reisenden!? sagte der Don.

Freilich halten sie zuweilen die Kuriere und die Diligencen an, und es heißt, daß El Contrabandlsta die Straßen und die Gebirgspasse beherrscht.

Die Defileen, d:e wir Jassiren müssen? schrie Don Cipriano bleich vor Schrecken.

Man bestürmte die Wirthin mit Fragen über die Entfernung und Ausdehnung jener Gebirgspässe und über das Schicksal der von den Karlisten überfallenen Posten. Sey es nun, daß sie die Wahrheit sprach, oder nach der Weife eifriger Erzähler, in Uederrrel'oung ver­fiel, genug, sie kramte so viele sonderbare und schauer­liche Historien aus, daß kaS Haar ihrer Zuhörer sich zu strauben begann.

Bei unserer lieben Frau zum P'e ler! rief endlich der Kondukteur der Diligenc, mit der Faust auf den Tisch schlagend, erzählt uns die Schwätzerin nicht alle Mordgeschichien, die sich seit 30 Jahren ln ganz Spanien begeben haben. Fürchten sie nichts, Scnnores, es wird Alles gut gehen. Und beim heiligen Dornbusch! trage ich nicht meinen Kops gesund auf den Schultern, obgleich ich in jeder Woche von Madrid nach Saragossa und von Laragossa nach Madrid fahre?

Also Hallen Sie die Straße für sicher, und dürfen wir hoffen ungefährdet in Saragossa anzulangen, Scnnor? fragte eine junge Dame, deren Gesicht ein Hut und dichter Schleier verbarg, der selbst während des Mahles nur wenig gehoben ward.

Mit lebhaftem Interesse wandte» sich die Reisenden zu ihr, um einige ermulhigende Worte an sie zu richten. Schon seit Madrid hatte sie die Neugier und Bewun­derung der Gesellschaft erregt, und war der Gegenstand zarter und achtungsvoller Aufmerksamkeit gewesen. Man wußte weder ihien Namen noch ihren Stand. Bei der Abfahrt der Diligence aus Madrid war sie in eine Ecke deS Wagens geschlüpft, und , den Kopf auf die Brust gesenkt, verharrte sie den ganzen ersten Tag in hartnäcki­gem Schweigen. Man hatte gesehen, wie Thränen über ihr Gewand und Hände rollten; und das Taschentuch, das sie stets an den Augen hielt, die von Seufzern ge­hobene Brust, ihre leise, zitternde Stimme, wenn sie tankte., Alles verkündete eine Schmerzensreise. Sie war allein an den Wagen gekommen; Niemand hatte ihr zum Abschiede die Hand gedrückt, Niemand ein: Gott schütze Dich! ihr nachgerufen. Man bemerkte,, daß sie, wenn die Diligence plötzlich auf der Straße anhielt, je­desmal zusammenfuhr und lhr Haupt ängstlich forschend nach dem Schlage znwandke. Wenn sic dann ihr Ge­sicht entschleierte, begegnete man zweien Augen von selbst in Spamen wunderbarer Schönheit, reizenden Zügen und einer Grazie, die alle Herzen bewegte. Auf diesem köstlichen Gesichte aber zeigten sich Sckwermuth und Leidenschaft stet» zugleich, und, in seltsamer Mischung, Seelenanzst und zuckende Blitze der Freute. Wenn sie den Handschuh auszog, sah man eine kleine, weiße unv a>istokratische Hand, wohlgefoimke und sorglich gehaltene Nägel, und in den feinen Fingern, deren einem ein kost­barer Brillant schmückt-', lag et vas Markiges und Ge- d elendes. Man suchte jede Beschwerte von ihr abzu­wenden; Jeder bemühte sich, der Unbekannten einen Dienst zu leisten, um ihr jenes frische unk liebliche Lä­cheln adzugewlnnen., wie das der Blume ist, die den jungen Tag begrüßt. Das junge Matchen war auf der Halbinsel geboren, man konnte sich nicht irren, obwohl sie, wie alle Spanierinnen, in einem Feuerstrahl geswak reu zu seyn schien, war doch jener Hauch der Jungsra.,- lichkc.t um ne, wie er d e Madonnen Murillos umweht. Dieses schöne Geschöpf war Jedem eine Tochter, eine angeveteie Geliebte, und alS sie ihre Hoffnung aussprach, glücklich nach Saragossa zu gelangen, riefen alle ihre Reisegefährten Mit Enthusiasmus:

Gewiß, gew-ß; vertrauen sie auf Gott und unsere Waffen!

Stellen Sic unsere Sache Gott allein anheim, und lassen sie ihre Waffen ruhig in der Scheide, sagte der Kondukteur, sich von der Tafel erhebend. Macken S>e sich fertig, Scnnores, wir wollen aufdrecken. Wie lang« ist der Kurier vorüber? fragte er die Wirthin.

Kaum zwei Stunden, erwiederle dicke.

Es war zehn Uhr Morgens., als man das Torf Arcos verließ. Die Diligence bog in ein Thal, das, mehr uns mehr eingeengt von zu beiten Seiten empor- strcdcnten Bergen, endlich >n einen Hohlweg auslief. Zur Rechten der Straße e.hod sich, majestätisch auf ei­nem Berggipfel thronend., ein alles maurisches Kastell, noch immer stolz den Menschen und der Zeit trotzend. Em Reisender machte den Vorschlag, «s zu besuchen.

Seyk Ihr närrisch? entgegnete rauh der Kvndukleur; leicht könnten Gesellen darin Hausen, die wir mehr z,u fürchten haben, als alle Mauren und selbst den Teufel!

lF»rts«tz>^ folgt.)