Mädchens soll als beS MitwissenS und der Hehlerei verdächtig gefänglich eingezogen scyn. Heute geht das Gerücht, die Diebin sey in Frankfurt a. M. verhaftet worden.

Ulm, 3. Sept. Nichts als UnglücksfäLe. Gestern früh wurde von Holzhändler Lindner in der Donau der Leichnam eines jungen Mädchens aufgefunden. Dem Aus­sehen nach konnte das Mädchen, in dem man diel 9jährige Tochter eines hiesigen Bürgers erkannte, kaum 3 dis 4 Stunden im Wasser gelegen haben. Es sind alle An­zeichen einer Selbflertränkung vorhanden. Heute Vor­mittag stürzte em Maurersjunge aus Söflingen, mit der Leiter vom Dach eines Hauses und zerschmetterte sich das Hirn, so daß fein Tod augenblicklich erfolgte. Während wir dieses schreiben, fährt man die Leiche eines Mannes, den man bei Langenau in einem Walde erhenkt gefunden hat gerade vorbei ins Spital Man sagt, daß es ein Schullehrer aus Bissingen sey.

InStuttgart wurde die Leiche der l 6jährigen Tochter des Holzspälters Kachler aus dem Feuersee gezogen. Die Unglückliche wurde schon seit mehreren Tagen vermißr. Am Montag Abend wurde sie am Feuersee hin- und herirrend gesehen.

Der Telegraphendienst soll auch noch eine weitere praktische Bedeutung erhalten. Wie wir aus einer Regierungsanzeige ersehen, haben nämlich sammkliche Telegraphenstationen die Weisung erhalten, Keuerberichle, welche von OrtSoorstehern und Oberämtern aufgegeben werden, soweit der Telegraph benützt werden kann, und «ährend der für den Telegraphendienst bestimmten Tages­zeit unentgeldlich zu befördern.

Wir vernehmen, daß Fabrikant Weigle in Ludwigs­burg , aus dessen Fabrik die dem württemb. Kunstfleiß Ehre machenden neuen Fahnen hervorgeganzen sind, nun auch für Baden die Anfertigung neuer Fahnen für daö ganze Armeekorps übernommen hat.

Nagold, den tz. September. Gestern feierte die Stadl Nagold das jährliche Missionsfest in ihrer Kirche, welche freilich wie früher so auch dießmal nicht im Stande war, die vielen Festgäste aus der Nähe und gerne in sich aufzunehmen. Der Gäubauer eben so gut Wie der Schwarzwälver ist beim Entritt in die Vorstadt ergözt über den Anblick der schön gebauten Kaufläden und Wirthshäuser, sobald er jedoch die Siätte betreten hat, wo Wahrheit gekauft uns verkauft, wo o,e Speise gereicht wird, welche fürs ewige Leben dient: da fühlt er sich bei dem engen Raum in der trüben Kirche der Oberamtsstadt und des Dekanatssitzes zu Nagold also- bald ziemlich abgekühlt. So wenig das neuerbaute Dach des Kirchthumrs, welches vor zwei Jahren durch den Blitz deS allmächtigen GotleS im Himmel entsetzlich be­deutungsvoll zerschmettert worden war, sowenig die vie­len neuen Häuser, deren Aufbau durch den großen Brand vom 23. September 1650 veranlaßt wurde, tue kirchlt- chen und gottesdienstlichen Bedürfnisse zu befriedigen ver­mögen, um so mehr dürfte man sich allen Ernstes mit der Ausführung deS Gedankens in der OberamtSstadt Nagold befreunden, wie man eia neues, geräumiges Gotteshaus errichten wolle. So wenig also die Kirche in Nagold an und für sich dazu schon geeignet ist, um die Pilger aus der Ferne und Nähe auf den Schwingen der Andacht in ihre himmlische Heimath zu versetzen, so gewiß haben dießmal sämmtliche Festredi.-^

diesen Mangel in ihrem Theil zu ersetzen sich bemüht. Dekan FreiHofer eröffnete die Feier mit einem herz­lichen Gebet, worin er die Verherrlichung des köstlichen Vater-Namens unter den Kindern Gottes bei den Chri­sten und Heiden kund gab. Helfer Schüz bevorwvrrete den Rechenschaftsbericht in ansprechender Rede und drückte den Dank gegen Gott aus für die Summe von mehr als 1200 fl-, welche im lezten, theilweise sehr bedräng­ten Rechnungsjahre für die Ausbreitung des Reiches Gottes dem HllfSverein in Nagold zugeflossen sind. Nach ihm betrat Ephorus Hoffmann von un­serer Landes-Universität Tübinacn die Kanzel, welcher mit sprudelnder, Aug und Ohr gleichmäßig fesselnder Beredsamkeit ein farbenreiches Gemälde aufrollte, worin er die keineswegs beneidenswerthen Zustände der 200 Millionen Heiden in Ost-Indien vom Jahr 1794 an, so wie die Wirkungen des Cbristeuthums in diesem Zeit­raum wahrhaft kunstgerecht und volkslhümlich schilderte. Ergriffen von dieser eigentlichen Wucht der Beredtsam- keit Hoffmanns betrat Pfarrer Hainle von Oberjettin- gen die Kanzel und hielt eine ebenso gedankenreiche als gemüthliche Rede, worin er die Bedeutung und Folgen der Mission für uns Christen am Vorgänge der ungläu­bigen Juden berücksichtigte. Dr. Barth von Calw knüpfte an die Rede Hoffmanns an und schilderte in ferst gleich gewandten feinen Worten die Fortschritte der christlichen Missionen unter den übrigen heidnischen Völ­kern. Konsistorialrath Ranke aus Ansbach ln Baiern, wo die Protestanten nicht dieselben Rechte der Ausübung ihrer religiösen Freiheit genießen, wie die Katholiken in Württemberg prieß uns glücklich wegen der reichen Seeguungen, welche über unser theures Vaterland in re­ligiöser Beziehung ausgegossen sind und beschloß die Feier mit einem bußfertigen Dankgebet. Wir harten einen festlichen Tag und bemitleiden diejenigen, welche diesen erhebenden ebenso geistigen als geistlichen Genuß entbehrten und wünschen nur, daß die Festgaste zu Na­gold in später» aber baldigen Zeilen ein schöneres und geräumigeres Haus für diese Feier betreten dürfen.

TageS NerrigLeiten.

Uebertreibt nicht! Die Ernvte »st nicht so dürftig ausgefallen, als Äengstliche fürchten und Spekulamen aiiSbreüen. Sie ist im Allgemeinen eine Mitielerndte. Man muß nicht nur in die Nähe, wo es auch nicht so schlecht aussiehl, sondern auch in die Ferne sehen. Schlesien hat eine unerwartet gute Ernvte gehalten, im Weizen nahe an gut und reichlich, an Roggen wenigstens eine Mittelerndte, in Erbsen und Oelfrüchten eine sehr gute. An Weizen hofft man viel ausführen zu können. Auch in Posen, Mähren, Böhmen und Sachsen ist die Erndte meist reichlich ausgefallen. In England ist eine gute Ourchschnitröernvte gemacht worden und die Preise sind gefallen. Aas dem lezten Fruchtmark! in München ist der Weizen um 30 kr., Korn um 52 kr. gefallen.

Sehr bemerkenswerth ist der Schritt der beiden deutschkathollschen Prediger Ruf und Dumbof in Nürnberg und Fürth. S-e haben ihren GemeinDen eröff­net, daß sie aus ihrem kirchlichen Verbände ausgetreten seyen und öffentlich zur protestantischen Kirche übertreten würden. Dabei sprechen sie Reue über ihre bisherige Wirksamkeit in der freien Gemeinde und die HoffntML