Der Gesellschafter.

Den L. Juli I8ZI

Württemdergisctze Chronik.

Am 1. Juli 1759 wurde der Landschaftskonsulent Joh. Jak. Moser, ein Mann von eisernem Fleiße, der größte StaatSrechtögelehrte seiner Zeit, und von erprobter Rechtschaffenheit, weil er die Landschaft nicht zu Geld­bewilligungen für den verschwenderischen Herzog bewegen wollte, aufMontmartin'S Anstiften plötzlich gefangen ge­setzt und nach Hohentwiel adgeführt, wo er biS zum 28. Sept. 1764 unverhört in strenger Gefangenschaft gehalten wurde. Er starb 1781.

Der 2. Juli 1674 war der Todestag des vielge­prüften Herzogs Eberhard III. von Württemberg. Im Kloster Hirsau, wo er sich wegen der Nähe der Bäder Liedenzell und Teinach aufhielk, wurde er von einem Schlaganfall betroffen und kaum konnte er noch meinem Sessel nach Stuttgart getragen werden, woselbst er in seinem 60. Lebensjahre am 2. Juli 1674 starb. Von Len 25 Kindern, welche ihm zwei Gemahlinnen geboren hatten, waren bei seinem Tode nur noch 5 Söhne und 6 Töchter am Leben.

Am 3. Juli 1713 schlug Prinz Karl Alexander von Württemderg bei einem Ausfälle aus Lanoau die Franzosen so, daß sie 2000 Mann an Todken und 40 Offiziere als Gefangene verloren.

Endlich sind wir am Schluffe des ersten Theils die­ses Landtags angelangk, indem der in der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer gegebenen Erklärung des Staatsraths Frhr. v. Linden zu Folge, die gewünschte Vertagung der Kammern eintreten soll, sobald die Mei­nungsverschiedenheit der beiden Kammern über die Be­willigung der Mittel zum Eisendahnbau nach Baden und Bayern und wegen des Papiergeld-Emlösungsfonds ausgeglichen seyn wird. In ersterer Beziehung hat heute die zweit« Kammer den Beschlüssen der ersten Kammer zugestimmt, in letzterer Hinsicht ist zwar ein etwas ab­weichender Beschluß gefaßt worden, der aber so gehalten ist, daß er wohl die Zustimmung der ersten Kammer erhal­ten dürfte. Gemeinschaftliche Sitzung beider Kammern, Abends von 5 bis 7^ Uhr, Behufs der Ausschzrßwahl. Gewählt wurden --) rn den engern Ausschuß: Staats- Minister v. Gärttner mit 60, v. Teuffel 63, Hofer v. Loden- stein 61, Hirzel 59 St.; b) in den weiteren Ausschuß: Graf v. Rechberg 79, Goppelt 66, v. Kuhn 63, Daniel 6l, E. v. Ow 60, Beck 60 St. Die Wahl fiel also auf lauter entschiedene Männer der Rechten und einen Märzminister. Hierauf wurde das Vertagungsdekret ver­lesen, wornach das Präsidium in zwei Monaten Nachricht über den Stand der Kommissionsarbeiten zu geben hat, damit der Tag der Wiederberufung bestimmt werde.

Der Ausschuß der Dlöcesanvereme hat an des Kon­sistorium eine auch den Kammermitgliedern mitgeiheiite Eingabe gerichtet, betreffend die Revision des Gesetzes

vom 14. August 1849 über die Einwirkung der Ablö­sungsgesetze auf das Einkommen der Kirchen- und Schul­diener. Es sind darin die Resultate der Cannstatter Geistlichen-Lersammlungen meoergelegt.

Egenhausen, den 25. Juni. Gestern war hier eine Versammlung, um sich darüber zu berathen, welche Schritte zu thun seyen, um das Lästige der neuen Da- ten-Elnrichtung abzuwenden. Faßt man das Ganze dieser Besprechung zusammen, so hat sich auch nicht Eine Stimme für die neue Einrichtung ausgesprochen, wohl aber alle dagegen. Alle Anwesenden haben zwar für ein regel­mäßiges, im ganzen Bezirk einzuführendes, vermehr­tes Botenwesen gestimmt, nicht aber so, wie es durch die Altenstaiger Posteinrichtung bestimmt werden soll, daß nur emem kleinen Theile des Bezirks eine Erleich­terung werde, während der größere im alten Schlen­drian bleiben und dabei noch an den Kosten der Er­leichterung für den kleineren Theil zahlen dürfe. Viele Klagen wurden laut, daß durch die Altenstaiger Post nicht eine schnellere Beförderung der Briefe rc. erzielt werde, sondern gerade das Gegentheil, man erhalte z. B. das Amtsblatt nicht mehr Mittwochs und Samstags regelmäßig, wie bei der alten Ordnung, sondern spä­ter, was namentlich den Orlsvorstehern sehr unan­genehm sey, die jezt unmöglich die Berlchte schon wie­der am nächsten Botentag einsenden können. Von den Privaten aber wurde hauptsächlich darüber Klage erhoben, daß sie von einem Brief, welcher früher 1 2 kr. kostete, nun 3 4 kr. zahlen müssen. So wurde namentlich als Beispiel aufgestellt, daß das Rent­amt Berneck, das gewöhnlich daö herrschaftliche Holz auf Borgfrist an die umliegenden Orte Ebhausen, Ebershardt, Warth rc. verkaufe, durch die Postanstalt bedeutenden Schaven erleide, denn die Holzgelder geben nicht alle auf die festgesezte Zeit ein, es muß geschrieben und ge­mahnt werden. Jeder Brief auf diese nur V, Stande von Berneck entfernten Orte kostet nun 4 kr., die Ant­wort wieder 4 kr., während früher mit 2 kr. Alles in Einem Tag abgemacht wurde, muß jezt bas Rentamt acht Tage auf Antwort harren. Dieß nur ein Beispiel der vielen, die angeführt wurden. Es mag seyn, daß die Kasse der Amtskorporalion jährlich etwas an der neuen Boten-Einrichtung gewinnt, diesen scheinbaren Ge­winn aber müssen die Privaten wenigstens zwanzigfach wieder tragen; sie erleiden außerdem noch Plackereien manchfacher Art dadurch. Früher erhielt der Bore z. B. ein Messer, Scheere over dergleichen mit dem Aufträge, es auöbeffern zu lassen, er brachte es Abends wieder re­tour mit vielleicht 2 kr. Porto-Auslagen. Jezt muß man diesen Gegenstand sorgfältig verpacken, dem Mefferschmid schreiben, was er zu machen habe, und dieß zur Atten- staiger Post schicken, dieß kostet 2 kr.; nun wird ein Post« schein genommen werden müssen, wenn man sicher seyn will,