zuhalten ist. Die Leute gehen nicht ihre Straße, sondern Hüpfen auf einem Beine oder laufen Dauer, von den Chaussegräben nehmen sie an, daß sie nur zum Ue- bersprtngcn da seyen, je breiter, desto besser, an den Brückengeländern probtten sie die Armwelle, wo ein Pferd ohne Reiter in den Weg kommt, wird über Croupe und Kopf voltigirt und bückt sich Einer auf der Straße, so fliegt ihm ein Turner im Bocksprung über Schultern und Kopf.
Der Kaiser von China hat durch ein Manifest die Ausübung der christlichen Religion in seinem ganze» Reiche gestattet. Der Kaiser ist von einer christlichen Dame, in die sein Vater großes Vertrauen setzte, erzogen worden.
Rom. Zwei französische Offiziere hatten' sich in einem Laden mit Cigarren versehen und begaben sich ins Kaffeehaus. Kaum waren die Cigarren angezündet, so erfolgte deren Erplosion und die Raucher wurden ver- letzt. Der eine derselben hat ein Auge cingebüßt. — In Perugia ist eine Frau, Maria Biagi au» Citta dl Castello zu 20 Stockprügeln verurtheilt worden, weil sie sich einer Demonstration gegen das Rauchen schuldig gemacht hat.
London. Eine der größten Seltenheiten im Kry- stallpalast ist die von der englischen auswärtigen Bibelgesellschaft dahin gelieferte Polyglotten- (Vielsprachen-) Bibel, in nicht weniger als 130 Sprachen gedruckt. Ein solches Werk ist ohne Beispiel.
In St. Louis in Amerika und auf Jamaika zeigt sich die Cholera und das gelbe Fieber und rafft viele Menschen weg. _
Die beiden Halbbrüder.
(Fortsetzung.)
Unter großem Jubel verließen die Turner das Dorf. Die löbliche männliche Schuljugend aber lief, Freiheit schre-end, durch die Gassen; die gewandtesten Knaben schlugen Purzelbäume, als wollten sie hiermit symbolisch andeuten, daß sich zuletzt auch die begonnene Republik überpurzeln werde, was denn hernach richtig eingelroffen ist.
Keck und kühn schritten unterdessen die Bauern dem Schlosse zu, dessen Inneres sie nicht so bald betreten hatten, als sie auch, ohne abzuwarten, bis man sie vorforderre, unrer großem Gepolter eine Treppe hinauf stiegen und auf daS Zimmer losgingen, in welchem sie den Freiherrn vcrmutheten und auch trafen. Die Verhandlungen, welche nun begannen, sind kaum, ihrer Originalität halber, wiederzugeben, weßhalb ich es auch nicht versuchen will, aus Furcht, cs möchte mir mißlingen. Das aber sey bemerkt, daß, wahrend die vordersten Deputirten debattirten, die hintersten ihre Pfeifen herauszogen, solche mit geschnittenem Rolltabsck stopften, dann das edle Kraut vermittelst Streichhölzchen anzündeten und endlich so gemüthlich zu dampfen anfingen, als wenn sie sich in der Schenke befänden. Bald waren alle Anwesenden in eine dichte Rauchwolke gehüllt. Der Baron hielt sich die Nase zu und schnappte nach dem Athem, und dcrAmtmann keuchteund hustete; die Bauern aber waren in ihrem Elemente, verloren fast ganz ihren früheren Trotz und wurden viel nachgiebiger gestimmt. Der Freiherr hatte es denn auch an allgemeinen Versprechungen nicht fehlen lassen und gesagt, i
er wolle gewiß Alles thun, was in seinen Kräften stehe, nur müsse man ihm einige Tage Bedenkzeit lassen. Nach Ablauf derselben werde er sie zufrieden stellen; sie möchten den 13. März wlederkommen. Die Bauern verließen hierauf das Schloß, kehrten im Eisenhammer zu Sünden, seid ein und langten erst am Abende spät wieder in ihren Dörfern an
Der t'2. März brach an. Mit einem Gefühle außerordentlicher Bangigkeit verließ der Freiherr von Sünbenfeld das weiche Lager, er dachte zwanzig Jahre zurück, und er schauderte, das Blut stieg ihm nach dem Herzen, und einer Ohnmacht nahe, sank er auf das Sopha nieder. Erst beim Eintritte seines Bedienten kam er wieder zu sich. Dieser benachrichtigte ihn, daß bereits viele Leute aus Eisenfurt und der Umgegend, welche nach der Residenz zögen, am Schlosse vorbeigekommen seyen, daß aber sonst Alles ruhig scheine. Der Baron trat anS Fenster, um auf die Straße hinab zu sehen, schrack aber sogleich sichtlich zusammen, denn unten stand eine Rotte Landleute, die bei- seinem Anblicke drohend die keulenariigen Stöcke erhoben, dann aber sich augenblicklich entfernten. Der Vormittag ging vorüber, und es war bereits vier Uhr, je mehr der Abend herannahte, desto mehr steigerte sich die Angst deS Barons; es war ja doch der 12. März, ein Tag, der ihm eine schreckliche That seines Lebens ins Gedächtniß rief, ach, und heute war es der 12. Mär; eines Revolutionsjahres.
Hölle und Teufel, wie ist mir so bange, murmelte er vor sich hin; ist diese Angst und Bangigkeit vielleicht das Vorzeichen eines mir drohenden Unglücks? —Hm! — Schrecklich! — Heute sinds zwanzig Jahre, als jener Unglückliche von meiner Hand fiel. Ich erinnere m-ch, gelesen zu haben, daß Gott — hm! sollte es denn einen geben? - häufig ein Verbrechen durch em anderes bestrafe. Wehe mir, wenn die Revolutionen da sind, um die Reichen und Großen für ihre Sünden büßen zu lassen! Revolutionen — nun, daS sind auch Verbrechen, welche die Völker begehen, wenigstens nach meiner Ansicht; aber es kommt mir bald vor, daß es auch keine Tugend sey, so viele Uebel und Noth in der Welt ohneAdhülft zu lassen. Die Pfaffen sagen zwar, das Volk müsse daS Alles um seiner Sünde willen ertragen — hahaha! lachte er fürchterlich auf, wie klein sind die Sünden eines armen TaglöhnerS gegen die weinigen! Vielleicht trifft man auch wenige meines Stankes, die mir in dieser Beziehung gleichen, da wohnt drüben der Graf Bonheim, ja, dem kann man nichts nachsagen, den schützen die Bauern selbst; wie stehts mit n einem Vetter, dem Freiherrn von Eandbach — verdammt! der hat in dem Hungerjahre einen Theil seines Vermögens zur Sättigung
der Armen verwendet-er kann ruhig schlafen, der
Glückliche!
Der Baron nannte wenigstens noch zehn Edelleute, fand aber keinen, der ihm geglichen hätte. Trostlos sank er aufS Sopha und verfiel in stilles Hinbrüten. Da vernahm er plötzlich Pistolenschüsse und den Jubel vieler Stimmen. Erschrocken eilte er anS Fenster und erblickte eine Anzahl junger Burschen, welche, mit deutschen Kokarden geschmückt, Vivat! schreiend und schießend vorüberzogen; sie kehrten aus der Residenz zurück und brachten die Nachricht mit, daß der Landeßfürst „Alles bewilligt" habe.
(Fortsetzung folgt.)