Seraskiers (Kriegsministers) ist eine Scene zwischen ihm, dem Schwager des Sultans und dem Großwessier vorangegangen, worin es zu Faustschlägen gekommen seyn soll.
In Rom wurde Pietro Ercoli zü 20 Jahren Galeerenstrafe verurtheilt, weil er ernen Andern am Rauchen verhindert hatte.
Während viele Länder über anhaltenden Regen klagen, haben Griechenland, Sicilien, Siebenbürgen und andere anhaltende Dürre. Griechenland hatte seit dem Februar keinen Regen mehr.
Der Gebieter von Portugal, Saldanha, hat einen neuen und bezeichnenden Titel erfunden und angenommen. Er nennt sich Regenerator oder Wiederhersteller. Man glaubt, daß die Familie der Regeneratoren sich bald weiter verbreiten werde.
Portugal. Eine telegraphische Depesche vom 2. Juni, 5 Uhr Morgens, vom Ministerium des Aeußern an den spanischen Gesandten in Paris meldet: Die Mi- litärdiviston in der Provinz Esdremadura hat sich geweigert, den Befehlen des Baron Das Antas zu gehorchen, indem sie sich für die Charte und die Königin aussprach und gegen die Revolutionäre sich erklärte. — Eine Depesche vom selben Tage, 6'/z Uhr Abends, berichtet: eine kontrerevolutionäre Bewegung ist ausgebrochen. Drei Regimenter Infanterie, drei Schwadronen Reiterei und ein Bataillon Artillerie haben sich am 3t. Mai in El- vas und Montemar gegen Marschall Saldanha und dessen Partei erklärt.
D i c b e l d c II H a l b b r ü d e r.
(Fortsetzung.)
Lassen Sie mich um Gottes willen los! weinte die Geängstigte. Schämen Sie Sich, ein schutzloses Mädchen auf eine solche Weise zu bedrängen!
Seyd umschlungen Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
deklamirte der Andere, eine unzweideutige Bewegung machend.
Roberts Auge funkelte wild, und die Gefühle des Unwillens, welche ihn durchtobten, drohten seine Brust zu zersprengen.
Meine Herren! knirschte er, stotternd vor Wuth, meine Herren! Treiben Sie Ihre Unschicklichkeiten nickt allzu weit; schon Ihre Unterhaltung von vordin war eine höchst unpassende, und waS Ihr gegenwärtiges Betragen anbelangt, so ist es mindestens gemein, wenn nicht gar roh zu nennen.
Die edeln Jünglinge stutzten, ließen von dem Mädchen ab, maßen den unwillkommenen Sittenprediger verächtlich vom Fuß bis zum Kopfe und brachen dann in ein unmäßiges Gelächter aus. Elise aber warf ihrem Beschützer einen unaussprechlich dankbaren Blick zu und rückte unwillkührlich näher an seine Seite.
Fürchten Sie nichts, mein Fräulein! beruhigte dieser; ich werde nicht dulden, daß man Sie weiter belästigt, mag auch daraus entstehen, was da wolle.
Ei, sieh' doch den neuen Don Quichote, spöttelte der Eine. B.o ist denn Euer Sancho Pansa, vortrefflicher Ritter?, -
Herr! versetzte hierauf Robert entschieden, wenn Sie Ihre Ironie nicht mäßigen, werbeich Sie behandeln, wie Sie es verdienen.
Sie?! Sie?! schrien Beide zugleich und zwar so
laut, daß sich der Kondukteur umdrchte und fragte, was vorgefallen. Der junge Baron hielt cs im Gefühle seines Rechts und seiner Kraft für ganz überflüssig, die Beschützerrolle bei dem schönen Mädchen mit dem Fragenden zu theilen; daher antwortete er ohne Zögern, es habe sich nicht« von Belang zugetragen. Der Kondukteur war hiemit zufrieden gestellt; die beiden Kaufleute aber fühlten am Ende doch recht gut, wie sehr sie sich gegen Ordnung und Schicklichkeit in einem Personenwagen vergangen hatten und schwiegen.
Auf der nächsten Station stiegen die beiden Kaufleute aus, zwei anständig gekleidete Männer, der Physiognomie nach Israeliten, nahmen ihre Plätze ein. Diese unterhielten sich fast ausschließlich über die Presse und waren der Meinung, dieselbe müsse bald ihrer Fesseln entledigt werden.
Unterdessen erzählte Elise in kindlicher Unbefangenheit dem Stud. jnr., der sich ihrer so cdelmüthig angenommen , Manches aus ihrem Leben. Die Tochter eine» GerichtSaktuars in G- hatte sie schon frühzeitig den Vater und vor drei Wochen auch die Mutter verloren. Man kann sich die Lage des armen Kindes denken, das, kaum sechzehn Jabre alt, inmitten einer ziemlich volkreichen Sradt plötzlich und unerwartet einsam und verlassen dastand. Die einzige Beschützerin todt, eme alte, gebeugte Nachbarin ausgenommen, unter den vielen Men- tche» keine näheren Bekannten, viel weniger Freunde, sah Elise trüben Blickes rn die leere, hoffnungslose Zukunft, die sich gleich einer unermeßlichen Wüste vor dem Auge ihres Geistes ausdehnte. Wie aber der ermattete und der Verzweiflung nahe Wanderer in den dürren Oeden Lftrika's wieder auflebt, wenn ihm auf einmal eine grüne, wasserreiche Oase winkt, so entquoll auch der Brust des Mädchens ein langer Seufzer des Dankes gegen Gott, als sie einen Brief, der ihr von der Post gebrachtworden war, dis zu Ende gelesen hakte. Die einzige Verwandte ihrer verstorbenen Mutter, eine gewisse Frau Auwall, die Wittwe eines wohlhabenden Schreibmaterialienhändlers, lebte nämlich seit einem Jahre in Eisenfurt. Dieselbe hatte nur zwei Kinder, einen Sohn, der als Maschinist bei Erbauung von Dampfmaschinen beschäftigt war, und eine Tochter, ein Mädchen von etwa zwölf Jahren. El>se hatte dieser Frau, da sie solche persönlich kannte, das traurige Ereigniß von dem Ableben ihrer Mutter schriftlich mitgeiheilt, und in Antwort auf diesen Brief hatte nun Madame Auwall in den liebevollsten Ausdrücken ihrem schutzlosen Büschen eine Zufluchtsstätte in ihremHause angeboten und dabei bemerkt,
! sie möge so bald wie möglich die Reise antreten. Meinem Sohne Ferdinand, hieß es in dem Briefe weiter, würde ! es zum größten Vergnügen gereichen, Sie, liebe Elise,
! in G. abzuholen und hierher zu geleiten, wenn er nicht ! gerade jetzt in Geschäften seines Prinzipals auf einer Reise nach Belgien begriffen wäre. Meine Elenore, die sich Ihrer noch recht gut erinnert, sieht mit Ungeduld j Ihrer Ankuntt entgegen.
! Obgleich mir Niemand meine liebe Mutter ersetzen kann, schloß El se ihre Mittheilung, und ihr reines, schönes Auge wurde von einer Thrane verschleiert, so hoffe ich dock im Hause der Madame Auwall auf eine Aufnahme und auf Verhältnisse, die mich vielleicht auf einige Zeit vergessen lassen, daß ich eine arme Waise bln. (Fortsetzung folgt.)