Der Gesellschafter

Den L». April L8LI

WürtkembergifGs Mhronik.

Der 7. April 1651. Brüderlicher Vergleich zwi­schen Herzog Eberhardt III. und Prinz Ulrich.

Der 8. April 1534. Herzog Ulrich versezt die Grafschaft Mömpelgard an Frankreich.

Der 9. April 1498. Erklärung des württember- grschen Landtags an die deutschen Reichsstände, wegen deö Herzogs Eberhard ll.

Der 10. Apr l 1564. Anfang des Religionsge­sprächs zu Maulbronn.

Reyscher hat sein Entlaffungsgesuch ncch nicht ab­gehen lassen, weil er sich vorher beim Gemeimerath darü­ber beschweren will, daß ihn das Ministerium ohne An­gabe eines Grundes versezt habe. Der Senat hat die Regierung gebeten, von ibrer Verfügung gegen Reyscher abzustehen, um ihn der Universität zu erhalten.

Wie es heißt, wolle Kanzler v. Wächter diesmal nicht als Vertreter der Universität in die Abgeordneten­kammer eintreten.

Wie mitgelheilt wurde, soll Regierunzsrath Pfeiffer seine Entlassung aus dem Staatsdienste erbalicn haben. Da noch nichis amtlich hierüber bekannt geworden ist, i so geben wir die Sache blos als Gerücht, das allerdings nicht aller Wahrscheinlichkeit embehrt.

In den nächsten Tagen haben wir eine Bekannt­machung nicht blos des k. bayrischen Telegraphenamts, sondern nunmehr auch des k. würtlembergischen über die Eröffnung der Telegraphen-Verbindungen zu erwarten, welche vom 15. ds. Mts. auch für den Privatverkehr cintritt. Zu Staatszwecken wird der Telegraph bereits benüzt. _

Tages-Wenig weiten.

München, Z. April. Im königlichen Schlosse da­hier häuften sich die Diebstähle in neuerer Zeit in sol­chem Grade, daß der König noch vor seiner Abreise ei­nen eigenen Hof-Polizei - Offizianten in der Person des GensdaNnerie-Feldwebels Schwaz ernannt hat. welcher sofort im Schlosse selbst seine Wohnung zu nehmen Hai

Was ReichSgesctz? Es existirk kein deutsches Reich! Was Sittengeseh und öffentliche Meinung! Man braucht Geld, viel Geld und die Spielpächter bieten es, denn die Höllen tragen viel ein. Eine ganze Million Thaler, erzählen Berliner und andere Zeitungen, haben die Ge­brüder Blank in Homburg Herrn v. Hassenpflug geboten und dafür die Erlaubnis erhalten, vier Spielhöllen auf einmal in Kurhessen aufzukhun, in Nenndorf, in Hofgeis­mar, in Nauheim und WilhelmSdad. Der Pacht soll auf 30 Jahre laufen, wenns wirklich wahr ist.

In Marburg wurde ein Student, der Sohn ei­nes höheren Staatsbeamten in Kurhessen durch Eens- karmen nach Kassel gebracht, weil er auf dem Jahrmärkte

zu Marburg einem Affen wegen seiner außerordentlichen Leistungen den Hausorten zuerkannt hatte.

In Kaiserslautern kamen zwei bei einem Bä­cker einquarrirte Soldaten, welche die Ordnung hand­haben sollen, erst 9 Uhr Abends nach Hause und setzten nch zum Nachtessen und verlangten barsch, daß die Haus­frau mit ihnen essen solle. Diese antwortete, sie wüß­ten, daß bei thr 7 Uhr Abends die Essenszeit sei, sie habe also gegessen. Da zogen die Soldaten die Säbel und zertrümmerten Möbel und Geräthe in der Stube. Nachbarn eilten herbei, aber auch andere Soldaten und hieben so drein, daß 9 Personen verwundet wurden, ein Steuereinnehmer starb an den erhaltenen Wunden an­dern Tages.

Die Kölnische Zeitung berichtet über die Explosion im Artillerie-Laboratorium: Ueber bundert mit Parroncn- verfertigen darin beschäftigt gewesene Soldaten, durch drei Thüren das Freie erreichend, liefen, das Gebäude fliehend, über den großen vor demselben liegenden Platz, der mit den Wagen von zwei ehemals mobilen Muni­tionskolonnen besezt war. Zwischen ihnen sab ich deutlich schwarze, rauchende Gestalten, laufend wie die Uebrigen. l Nach zurückgelegien, vielleicht seckszig Schritten ließ die Hast der Fliehenden nach, sie wagten es, umznsehen, blieben stehen und mein Siandpunkl, zwei S-ockwerke hoch, erlaubte mir, in den sich bildenden Menschengrup- pcn zu sehen, wie die Umstehenden den unglücklichen, in dem Erplosionszimmcr beschäftigt gewesenen Opfern sämmtliche Kleider, brennend, stückweise vom Leibe rissen. Wohl zwanzig ihrer Bedeckung so beraubten Menschen liefen nun, einige geführt von »och unverlezt gebliebenen Kameraden, in kurzen Zwischenräumen einer '-mter dem andern, »ach den, nicht weil vom Laboratorium gelege­nen Garnisonslazaretb; mit Schnelligkeit waren hier, so bald man Gewißheit von der Explosion erlangt hatte, die Vorbereitungen zum Empfange der Verunglückten getroffen. Sie liefen den sie erwartenden Aerzte», Ge­hüsten und Wärtern i» die Arme und wurden, da ihre Kräfte sie kaum bis Heber gebracht hatten, in die für sie bereit siebenden Zimmer halb gelragen. Wie sie die­sen wohl 600 Schritte weiten Lauf ausgehalten, ist mir unbegreiflich; bei nur dalbem Dewußlseyn muffe der Gedanke an Rettung sie übermenschlich aufrecht erbalten baden. Ihr Anblick war furchtbar; flüchtig angesehen, schienen sie Menschen, geboren in den glübcnken Steppen Afrikas; der, wenn auch nur augenblickliche, Llufemdalt in der Gluth des brennenden Pulvers, so wie das Ver­brennen der Kleider aus ihrem Körper, hatten ihnen die schwarze Farbe gegeben. Eine vollständige Schilderung l des genaueren Anblickes wäre deö Gräßlichen zu viel; ! der Eine hielt die verstümmelten, rauchenden Arme in 1 die Höbe, ein Zweiter kam springend an, da die ver­brannten Füße ihm bei jedem Tritt die unsäglichsten