Der Gesellschafter.

Den 18. Marz 18LR.

Wrirttembergische Chronik.

Der 14. März 1647. Frankreich und Schweden schließen zu Ulm mit Bayern einen Waffenstillstand.

Der t5. März 1392. Tod des Grafen Eberhard t«S GreinerS von Wärt emberg.

Der 16. März 1594. Herzog Friedrichs Verab­redung in Heilbronn mit mehreren Fürsten.

Emmingen, bei Nagold, den 17. März. In der vergangenen Nacht halb 1 Uhr brach in dem hiesi­gen RößleSwirthShauS Feuer auS, daS in wenigen Stun­den dieses und eine »»gebaute Scheuer in einen Schutt­haufen verwandelte. Die Bewohner konnten gar nichts mehr retten, kaum noch das nackte Leben, denn sie muß­ten durch Nachbarn erst geweckt werden, während daS HauS schon in vollen Flammen stand. Der RößleSwirth konnte kaum noch Hosen an Leid bringen, während die Frau nur ihre nackten Kinder zu retten vermochte. DaS Vieh mußte theilweise mit Feuerhacken auS den Ställen gerissen werden. Selbst da» Getränke un Keller ging zum größten Theil verloren, weil auch dahin die Flam­men drangen und die Fässer verzehrten. Zwei brave Familien sind durch dieses Unglück hart betroffen, indem, Wohnhaus und Mobilien ganz gering versichert waren. Möchien Familienväter durch diesen traurigen Fall ge­warnt, ihre Häuser und Mobilien nach dem wahren Werthe in die Versicherungs-Anstalten aufnehmen lassen.

Man schreibt auS Rortweil vom 13. März. Es ist etwas Fürchterliches um ein politisches Schwurgericht! Nunmehr, da die Verhandlungen dem Ende nahen, wech­seln oie Mitglieder des Gerichts in Krankheiten ab. Gestern war der Geschworene Stadlschultheiß Geßler von Horb und heute der Ersatzrichter Harimann unwohl. An wen wird morgen die Reihe kommen?

Ulm, den 13. März. In dem benachbarten Söf­lingen ward gestern früh die 52jährige Frau des Schuh­machers Buck mit abgeschnittenem Halse, leblos ausge- funden. Die sogleich vorgeoommene gerichtliche Unter­suchung ergab unzweifelhaft, daß hier ein Selbstmord stattgefunden. Die Frau, schon seit längerer Zeit an Schwcrinuth leidend, halte sich in ihrer Wohnung den Schnitt beigedracht, und war dann noch dis vor den Ort hinausgegangen. Ein ganz ähnlicher trauriger Fall ereignete sich gestern Abend auch in unserer Stabt, wo sich die Frau eines hiesigen Chirurgen mit einem Rasirmesser, das sie sich vor einigen Tagen, angeblich zum Schneiden der Hühneraugen, hatte geben lassen, durch einen tiefen Schnitt in den Hals das lieben nahm. Auch hier lag ein krankhaft gestörter Seelcnzustand der That zu Grunde. Schon seit längerer Zeit an einer Krankheit darnieder l egend, war bei der Frau die fire Idee entstanden, daß sie nie mehr ganz genesen werde, und ihre Phantasie war voll der traurigsten Bilder über

ihre Zukunft. Der Wunsch dieser zy entgehen, brachte sie endlich zu Ausführung des beklagenswerten Ent­schlusses. Ferner störte ein betrübendes Ereigniß gestern die Hochzeit, die einer unserer hiesigen Mitbürger in Luizhausen feierte. Eine Chasse und ein Omnibus wur­den bei der Dunkelheit und dem Schneegestöber auf dem Heimwege unweit Luizhausen umgeworfen. Auf der Stelle todt blieb Frau Wittwe Enderle zum rothen Och­sen. Bon den übrigen brach eines den Arm und auch die andern sind mehr oder weniger erheblich verlezt.

TageS-Merrigkeiterr.

Kassel. Die Einwohner sind erschrocken über ein nicht mißzuverstchendeS Zeichen der stillen Erbitterung zwischen Oestreichern und Preußen. Eine preußische Patrouille zog Abends in der Altstadt ihres Weges, eine östreichische kam ihr entgegen ohne auSzuweichen. Die feindlichen Brüder machten von den Waffen Gebrauch und zwei Oestreicher und ein Preuße wurden von Ba- jonneistichen verwundet und mußten ins Lazareth gebracht werden.

« Kassel, 12. März. Zum Zwecke der gründlichen

Untersuchung gegen die Mitglieder des verhafteten land- ständischen Ausschusses sind gestern früh durch den Gar­nisonsauditeur deS Kriegsgerichts, einen kurhessischen und einen östreichischen Offizier nebst einer Anzahl Gen­darmerie» die betreffenden Aktenstücke auS dem Archiv der Ständekammer abgeholt worden. In engster Be­ziehung mit diesem Akt stand der Umstand, daß zwei Kompagnien Jäger in der Nähe deS Ständehauses aus- nahmswesse früh ererziercn mußten. Der Lantsyndikus Dirks, welcher in dem Ständehaus wohnt, soll sich ge­gen die Hercmsgave der Akten geweigert haben, weßhalb derselbe gestern zwar mehrmals vorgefordert, jedoch nicht verhaftet worden ist. DaS Mitglied des verhafteten Ausschusses, Herr Obergerichtsprokurator Schwarzen­berg, soll, dem Vernehmen nach, heute aus seiner Haft vorläufig entlassen werden, indem durch ein ärztliches Zeugniß die GesundheitSnachtheile, welche für den alten Mann nothwenbig auS einem längeren Sitzen in dem feuchten Kastellgefängniß entstehen müssen, nachgewiesen werden.

Die Bayern bekommen neue Arbeit. Schon im nächsten Monat soll ein bayerisches Armeekorps zusam­mengezogen und an der Schweizergrenze als Beobach- tungekorps ausgestellt werden.

2» der bayerischen Pfalz muß die Kriegslust nicht ! groß scyn. Da haben die Selbstverstümmelungen unter een auszuhebenden Soldaten so überhand genommen,

, daß die betreffenden Sachverständigen zu Gutachten auf­gefordert wurden, zu welchen Militärdiensten dergleichen Leute trstz der Verstümmelungen tauglich scyen.