Menschen, der sich hineingeflüchtet und den, wie aus der! Untersuchung des herbeigerufenen Polizeikommissärs sich ergab, in Folge zu starken Genusses von Branntwein ein Hirnschlag getroffen hatte.

Das Abenteuer der Neujahrsnacht.

(Fortsetzung.)

Nun ging dem erschrockenen Röschen über idr Aben­teuer im dunkeln Hausgang ein Lickt auf. War es ibr doch damals schon ausgefallen, baß der vermeinte Phi­lipp so etwas Fremdartiges in seinem Wesen gehabt halte. Da nun die Reihe an sie kam, AlleS haarklein zu beichten, wie sie zu dem Gelte für das Lotterieloos gelangt wäre, stotterte sie lange und suchte nach Wor­ten herum, daß dem Philipp ganz bange ward

Eie erzählte endlich Alles, was vorgefallen war; wie es zum Kuß und Gegenkuß kam, stockte sie wieder mit der Sprache. Doch mußte es heraus.

Es ist nicht wahr! rief Philipp.- Ich habe dir kei­nen Kuß gegeben, und von dir keinen empfangen.

Eo hat es dir doch gegolten, sagte Röschen leise «nd schmeichelnd. Philipp rieb sich die blonden Haare auf dem Wirbel herum, damit sie nicht zu Berge stehen sollten.

Höre» Philipp, bist du es nicht gewesen, sagte Rös­chen ängstlich, so glaube ick dir alles Unglaubliche, daS du mir gesagt hast, so ist es Prinz Julian in Leinen Kleidern gewesen.

Das hatte Philipp schon lange geahnet, und er rief: Der Spitzbube! Er hat mich um deine Küsse bestohlen. Nun begreif' ick! Nur darum gab er mir seine Maske, nur darum wollte er auf eine Halde Stunde Ich seyn! Und nun fiel ihm die Maske ein, die ihm von der Opern­tänzerin Rollina, dann von Röschen erzählt hatte, und er erneuerte sein Verhör strenger als vorher: ob und wie sie den Prinzen vorher gesehen? ob ihr nicht ein Mann ausgefallen sei, ein vornehmer Herr, der ihr beim Kirchengehcn nachgeschlichen sey, oder der sich im M'lch- gäßLen Geschäfte gemacht habe? oder ob nie ein Herr oder sonst Jemand zu ihrer Mutter gekommen sey, um sie in rhrer Verlassenheit zu unterstützen?

Röschens Antworten fielen sämmtlich so beruhigend aus, und trugen so sehr das Gepräge der unbefangen­sten Unschuld, daß Philipps Herz wieder leicht ward. Er warnte sie vor den Schleichern und vor der Barm­herzigkeit der Vornehmen, und Röschen himmeder warnte vor den Gefahren der Maskenbälle und allen Aben­teuern mit Frauenzimmern hohen Standes, durch welche mancher junge Mensch schon recht unglücklich geworden sey. Man vergab sich alle in der Unwissenheit began­genen Sünden, und Philipp stand im Begriff, den Kuß emzufordern, der ihm bestimmt gewesen, und den er nicht empfangen batte als das Pärchen im besten Au­genblicke durch eine fremde Erscheinung unterbrochen wurde.

Es kam im vollen Lauf und Sprung ein Mensch gegen sie gerannt, der odemlos bei lhnen stehen blieb. An Maniel, Stange, Hut und Horn erkannte Philipp auf der Stelle seinen Mann. Dieser hingegen suchte den MaSkenlräger. Philipp reichte ihm den Hut und Seidenmantei und sagte: Gnädigster Herr, hier Ihre Sachen. In dieser Welt tauschen wir die Rollen nicht wieder mit einander; ich käme zu kurz dabei!

Der Prinz rief: Nur geschwind, nur geschwind! warf die nachtwächtcrliche AmtS kracht von sich in den Schnee, band die Larve und den Mantel um, und setzte den Hut auf. Röschen sprang erschrocken zurück. Phi­lipp bedeckte sich mit seinem alten Filz und Mantel, und nahm Stange und Horn.

Ich habe dir ein Trinkgeld versprochen, Kamerad, sagte der Prinz, aber so wahr ich lebe, ich habe mei­nen Geldbeutel nicht bei mir.

Den habe ich! antwortete Philipp und hielt ihm die Börse hin: Sie gaben ihn meiner Braut da aber, gnädigster Herr, wir verbitten uns Geschenke der r rl.

Kamerad, behalte was du hast, und mache dich ge­schwind auS d?m Staube; eS ist für dich hier nicht ge­heuer! rief der Prinz eilig, und wollte davon. Philipp hielt ihn am Mantel fest: Gnädiger Herr, wir haben noch Eins abzurhun!

Flieh', sag' ich dir, Nachtwächter! Flieh' man stellt dir nach.

Ich habe keine Ursache, zu fliehen, gnädigster Herr. Aber ich habe Ihnen hier Ihre Börse

Die behalke. Lauf, was du kannst!

Und einen Wechsel dcS Marschalls BlankenschweH von fünftausend Gulden zuzustellen.

Der Hagel, wie kommst du mit dem Marschall Blankenschwerd zusammen, Nachtwächter?

Er sagte, es sey eine Spielschuld, die er Ihnen zu zahlen habe. Er will diese Nacht noch mit seiner Gemahlin auf seine polnischen Güter.

Bist du toll? Woher weißt du das? Wo gab er dir die Verrichtungen an mich?

Gnädigster Herr, und der Finanzminister Boden os will bei Abraham Levi alle Ihre Schulden zahlen, wenn Sie sich für ihn beim König verwenden wollen, daß er im Ministerium bleibe.

Nachtwächter, du bist vom Hellen Teufel besessen!

Ich habe ihn aber in Hochdero Namen abgcwiesen.

Du den Minister?

Ja, gnädigster Herr; hingegen habe ich die Gräfin Bonau mit dem Kammerherrn Pilzow wieder vollkom­men versöhnt.

Wer von uns Beiden ist ein Narr?

Noch Eins. Die Sängerin Rollina ist eine geineine Metze, gnädigster Herr. Ich kenne deren LiebeSgesMch- ten. Sie sind der Betrogene. Darum hielt ich esDfür Ihre königliche Hoheit unwürdig, sich mit ihr einiulas- sen, und habe für diese Nacht das Abendmahl bei ihr abbestellt.

Die Rollina? Wie kamst du zu der?

Noch Eins. Der Herzog Herrmann ist fürchterlich gegen S:e aufgebracht wegen der Kellergcschichte. Er wollte Sie beim König verklagen..

Der Herzog? Wer hat dir denn das alles erzählt?

Er selbst. Sie sind noch nicht sicher. Zum König aber geht er nicht mehr, denn ick drohte ihm mit dem Zettel, den er dem Bäckermädchen gab. Hingegen wollte er sich mit Ihnen auf Tod und Leben schlagen. Neh, men Sie sich m Acht vor ihm.

Eins sage mir: weiß du, woher der Herzog weiß, daß ich

Er weiß Alles von der Marschallin Blankenschwerd; die hat es ihm ausgeplaudert, und daß sie als Here bei dem Gaukelspiel gesessen. (Forts, folgt.)