Der Gesellschafter.

Den 28. Januar 18L1.

Württembergifrye Chronik.

Der 24. Januar 1599. So wie Herzog Friedrich, als Nachkömmling von Eberhard II., nicht an die Ver­träge Herzog Ulrichs und seiner Nachkommen gebunden zu sehn glaubte und deswegen die mit dem Tübinger Vertrag erworbenen Freiheiten des Landes bestritt, ebenso bestritt er auch den Vertrag von Cadan, vermöge dessen er Württemberg nur als östreichisches Lehen besitzen sollte. Der zerrüttete Zustand der Regierung an dem Hofe des Kaisers Rudolph II. erleichterte dem Herzog die Erfül­lung seiner Wünsche, die aber durch den Haß des alten Melchio Jäger gegen den neuen Günstling Kanzler Enz- lin, indem jener dem leztern den Ruhm dieses Geschäfts entziehen wollte, noch eine Zeit lang verzögert wurde. Am 24. Januar 1599 kam endlich dieser Vertrag zu S»aiite, vermöge dessen Württemberg wieder ein freies Reichslehen warde, hingegen doch auf den Fall, daß wenn der württemdergische MannSstamm aussterben sollte, Oestreich die Anwartschaft auf Württemberg behielt. Auf diesen Fall versprach Oestreich Beibehaltung der Freiheiten und Verträge des Landes, Erhaltung der evan­gelischen Lehre und der Universitär Tübingen und Ueber- nahme der auf dem Lande haftenden Schulten; bedingte sich aber für den Verzicht auf die Afterlchnsckafr die Summe von 400,000 fl., welche innerhalb 6 Monaten bezahlt werden sollten.

Der 25. Januar 1321. In einem freundlichen Seitenthälchen des schönen RemSihales liegt der Markt­flecken Beutelspach, merkwürdig als eine der ältesten Besitzungen Württembergs, und als uralter Wohnsitz der Herren dieses Landes. Schon frühe war hier ein Stift, in ressen Kirche die Grafen von Württemberg begraben wurden. Graf Ulr'ch, der Stifter deswegen genannt, erweiterte das Stift, und beschenkte es, 1260, reichlich. Allein in dem Kriege Eberhards mir Kaiser Heinrich VlI. ward dasselbe zerstört. Als nach dem Tode Heinrichs ('313) Eberhard mit seines Schwagers, des Markgrafen von Baten, Hülfe wieder in sein Land kam, schmerzte ihn bei dem Anblick der Zerstörungen nichts so sehr, als die Trümmer vom Schloß Württem­berg und Beutelspach. Um nun die gräflichen Gräber vor ähnlichen Verwüstungen künftig zu schützen, verlegte er 1320 seinen Wohnsitz unv auch, am 25. Januar 1321, das Stift Beutelspach nach Stuttgart. Schon zur Zeit als der heilige Gallus um das Jahr 610 das Christenthum in Deutschland ausbreikere, soll hier eine Kirche dem heiligen Urban zu Ehren gestiftet u seyn. Die hier im Jahre 1313 gebaute Kirche . schlechtes hölzernes Gebäude und Filial der Kirche zu Altenburg bei Cannstatt. Bei der Verlegung des Stifts wurde nun eine neue Kirche, aber in Eile gebaut, so daß schon im Jahr 1419 das Chorgewölbe derselben!

ttinfiel. Jetzt erst entschloß man sich, das Gebäude von ^Srein aufzuführen, das im Jahr 1444 angefangen und im Jahr 1531 , nach Andern im Jahr 1518 vollendet 'wurde. In der Gruft dieser Kirche ruhen die Leichname der Herzoge von Württemberg von Friedrich I. bis auf Eberhard Ludwig, von welch letzterem an die Regenten Württembergs in der von diesem erbauten Gruft zu Ludwigsdurg beigesetzt wurden. Die alte Stiftskirche in Beutelspach erhielt einen eigenen Priester. Noch jetzt ist in derselben auf einem Grabstein das älteste württem­dergische Wappen, bestehend in drei Hirschhörnern von Messing.

Der 26. Januar 1631. Die großen Drangsale, welche Württemberg in jenen trauervollen Zeiten deS 30jährigen Kriegs zu erdulden hatte, und welchen der Regent bei dem besten Willen nicht adzuhelfen vermochte, gingen dem, für das Wohl seines Vaterlandes besorg­ten Herzog so sehr zu Herzen; auch häuften Hth in diesen drangvollen Zeiten die Regie,ungsgeschäsce so sehr, daß die körperlichen und geistigen Kräfte Ludwig Fried­richs endlich erlagen. Er suchte Erholung in Mömpel- gard, und reiste am 2. November dahin ab. Allein Württemberg sollteer nimmer sehen; denn schon am 26. Jan. 1631 endete der Tod sein edles Leben, welches er dem Dienste des Vaterlandes mit dem tbatigsten Eifer geweiht hatte. Er war zweimal verheirachet, zuerst mit Elisabetha Magdalena von Hcssen-Darmstadr und dann mit Anna Eleonore von Nassau-Weilbrug. Die neuere Mömpelgartische Linie, welche er stiftete, starb mit sei­nem Enkel Leopold Eberhard im Jahre 1128 aus. Lud­wig Friedrichs Bruder, Julius Friedrich von Weilkin- gen, übernahm nun das Steuerruder des Staats nach einigem Sträuben, um dadurch die Bedingungen zu sei­nem Vortheile zu steigern. Er war aber kein so ge­schickter und thätiger Steuermann als sein Bruder in jenen gefahrvollen Zeiten und von minder gutem Cha­rakter.

Der 21. Januar 1607. Der Plan Friedrichs und seines Kanzlers Enzlin, den Tübinger Vertrag abzuan- dern, kam auf dem Landtag zur Ausführung, welchen Friedrich auf den 21. Jan. 1601 einberief. Schon da­durch, daß man zu den gewöhnlichen Abgeordneten auch die Amtleute eindcrief und der Landschaft ausser ihrem bisherigen Rechtsbeistand Brvll den Tubingischeu Rechte­lehrer Baier deigad, ging man von der bisherigen Ge­wohnheit ad. Noch mehr, als am 21. Jan. 1601 der Landtag nicht im Landschaftgebäude, sondern im Schlosse eröffnet wurde. Der Herzog erklärte im Beiieyn seines Sohnes Friedrich Achiles: es müssen einige Punkte des Tübinger Vertrages, die zu Mißverständnissen Veranlas­sung geben, erläutert, andere aufgehoben werden. Die Stanke aber beschlossen, den Herzog zu bitten, daß er alle Neuerungen unterlasse, und den vor zwei Jahren