Karlsruhe, den 28. Dez. Nach Ausweis des Kri'egSbadgets beabsichtigt die Negierung, Len Kriegszustand mit kein 1. Mai aufzubebcn.
Basel, 22. De;. Die Regierung von Glarus hat gegen jdie Direktion der Dampfschifffahrt auf dem Wallenstädtcr See eine Untersuchung eingeleitet. Dieser wird nämlich daS Unglück zugeschrieben, welches den „Delphin" betroffen hat. Der „Splügen" sollte ebenfalls auf ihren Befehl in jener schauerlichen Sturmnacht fahren; allein Kapitän und gesammte Mannschaft weigerten sich auf das Bestimmteste. Unter den 14 Verunglückten des „Delphin" befinden sich mehrere kinderreiche und vermögcnsarme Familienväter. Die Schifffahrt auf dem gefährlichen See ist vor der Hand eingestellt. Ein minder beträchtliches Unglück ereignete sich Tags darauf auf dem Rhein bei Lauffenburg, wo ein Floß, der landen wollte, ins Fahrwasser gerissen wurde, und mit dem Thcil der Mannschaft, der nicht schwimmen konnte, unterging. — Aus den Hochalpen kommen Berichte über Sturmlawinen und Verschüttungen von Menschen, Vieh und Häusern. — Mehrere Schweizer;eilungen berichten ein Doppel-Duell, das ein Uhrmacher aus dem Bernep. Jura, Namens Bourquin, zu Bedfort, im nordamerikanischen Staat Alabama, mit zwei spanischen Brübern bestanden hat. Von diesen wegen seiner Thcilnahme an der mißglückten Cuba - Erpedirion beleidigt, forderte er die Beleidiger auf Stutzer, und erschoß Beite, wahrend er selbst nur leicht gestreift wurde.
Der französische Kriegsministcr hat den Kommandanten sammtlicher Militär-Divisionen die Weisung er- tbeilt, die Soldaten, deren Dienstzeit in Kurzem abläuft, schon jezt zu beurlaube», so daß trotz der jüngsten Aushebung von 40,000 Mann der Effektivdestand des HecreS kaum größer seyn wird, als vor dieser Aushebung.
^ DasHoroscop.
Mit den starken Geistern ist es wie mit den Freunden : nichts ist gewöhnlicher als der Name, nichts seltener als die Sache.
Es fehlt nicht an Leuten, die cs laut aussprechen: Ich bin nicht abergläubisch! aber man sollte diese Leute! einmal mit dem Aberglauben in Berührung setzen und zusehen, auf welche Seite sie sich neigen würden.
Ich kannte einen jungen Mann von Auszeichnung. Er war Rittmeister bei den Dragonern. Wie hätte man den wohl beim Rcgimente aur-gclacht, der gesagt hätte Unser Rittmeister scy abergläubisch.
Er selbst hatte nie daran gedacht. Sieben und zwanzig Jahre, schöne Figur, Rittmeister, zehntausend Gulden Einkünfte, das war genug, um sich über Vor.- urtheile wegzusehen. Unser Freund glaubte eigentlich nur an sich. Ihm hatte luS dahin immer nur der Glücks- stern geschienen.
R.- es scy uns erlaubt, hier den Anfangsbuchstaben seines Namens herzusetzen—war gewiß der liebenswürdigste und lustigste aller Dragoner. Er lachte über alles und kehrte die ernstesten Dinge zum Scherz. Er kümmerte sich weder um Vergangenheit noch Zukunft und neigte sich zu keiner der moralischen Schwächen der Menschheit.
Das Regiment unseres Freundes lag in einer kleinen Stadt in Garnison. Als eines Tages die Offiz ere
gerade bei Tische waren, trat die Wirthin mit ernster Miene zu ihnen herein und fragte sie, ob nicht zufällig einer ron den Herren sich wahrsagen lassen wolle.
Man war beim Dessert, ein Moment der Hingebung und Heiterkeit. Die ganze Tischgesellschaft erwiederte: Sehr gern, nur herein mit dem Herenmeistcr!
Oker der Here!
Gleich darauf erschien im Saal eine auf seltsame Weise schwarz gekleidete Frau. Sie war bleich und ernst, und mochte ungefähr fünfzig Jahre alt seyn; allein sie zeigte «puren, daß sie in ihrer Jugend schön gewesen seyn mußte. Es lag in ihrer Erscheinung eine Ruhe, welche wie durch Zauber die neckende Lustigkeit beschwichtigte, welche sie bei ihrem Eintritte empfing.
Endlich nahm der Dreisteste das Wort;
Ihr könnt in der Zukunft lesen, Frau Zigeunerin, um desto eher also in der Vergangenheit.
Ja, Herr Rittmeister M.
Ihr kennt meinen Namen?
Ueberrascht Sie schon Ließ Wenige meiner Kunst?
So welssagt mir mein Glück.
Ihr Glück? Sie sprechen sehr bestimmt. Soll ich ihnen von ihrer Vergangenheit sprechen? Sie war nicht merkwürdig. Von ihrer Gegenwart? Schulden und eine Liebschaft. Von ihrer Zukunft? Sie werden in einem Monat verheirathet seyn.
Ein allgemeiner Ausbruch der Verwunderung und des GeläckterS folgte diejem Aussprüche der Wahrsagerin. Der Rittmeister, an den er gerichtet war, war ein bekannter Hagestolz.
Die Frau machte die Runde um den Tisch und kannte den Lebenslauf aller, jener Herren; einem Jeden theilte sie seine Zukunft mit, aber diese Mittheilungen hatten luchiS Beunruhigendes.
R, von dem wir im Anfänge sprachen , war der letzte, an een sie sich wandte. War es vielleicht um mit einem Knalleffekt ,u schließen, und der Versammlung einen lebhaften Eindruck zu hinierlassen, oder lag der Grund in ihrem System der Nelromantie, genug, ihr Blick verfinsterte sich und ihre Stimme wurte dumpf, nachdem sie in die Hand des Rittmeisters geblickt und ihn einige Karten aus einem dargereichien Spiele hatte ziehen lassen.
Das ist entschlich, sprach sie. Erlauben Sie mir, Ihre Neugierde nicht zu befriedigen.
Und warum?
Weil ich Ihnen nichts Gutes zu sagen habe.
Sonst nichts?
Ich weiß, Herr Rittmeister, daß Sie tapfer sind. Mehr als einmal haben Sie dem Tode Trotz geboten. Ihr letztes Duell ist der Beweis davon. Ader der Much ist relativ. Vielleicht verläßt er sie, wenn Eie meine Kunde vernehmen.
R. schlug eine Helle Lache auf und erwiederte mit verächtlichem Tone:
Aber glt: Frau, Ihr glaubt doch nicht im Ernste, daß wir Euer» Ausspruch für etwas Wichtiges halten
Was wissen Sie davon, erwiederte die Wahrsagerin. Wer am Freitag lacht, wird am Sonntag Nachdenken. Meine Worte lassen immer eine Spur zurück. Und wären Sie von Eisen, Sie würden sich derselben erinnern.
R.'s Neugierde war zu sehr gereizt und er rief.-