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daselbst rin Protokoll über die verfassungswidrige Hand« lang des Polizei-Kommissärs auf, welches dem Gemeinde­rath sogleich zugesandr wurde. Eve dasselbe jedoch an den Gemeinveratb gelangte, hatte der Gemeinderath durch ein Schreiben das Ansinnen an dre Sladrdireküon gestellt, die städtische Polizei zu dieser Maßregel nicht zu verwenden, da dieses nicht Sache derselben, sondern des Staates sey. In Folge dessen ist heut; das Skändebauö mit Militär besczt. Dennoch will deute der neue Ausschuß eine Sitzung dort halten. Vor dem Skändehause sammelten sich diesen Vormittag viele Neugierige, sonst aber herrscht allenthalben die tiefste Ruhe.

Das über den oben erwähnten Vorfall aufgenommene Protokoll lautet wie folgt: Als der volle Ausschuß heute zu Abhaltung einer bereits gestern anberaumten Sitzung in daö Ständehaus eimrat, wurde derselbe von einem dort befindli­chen städtischen Polizei-Offizianten eingeladen, sich zu dem im Aufwärterzimmer befindlichen Polizei-Kommissär zu begeben. Auf die Erklärung des Präsidenten, daß sich der Polizei- Kommissär, wenn er etwas von demselben wolle, sich zu ihm zu begeben habe, tritt der städtische Polizei-Kommissär Schnell in Civilkleidern dem Ausschüsse mit der Eröffnung entgegen, der Stadtdirektor habe ihm befohlen, das Zim­mer Niemand zu öffnen. Auf die Faze, wie er dazu kommen könne, den Ausschuß an Erfüllung seiner Berufs­pflichten hindern zu wollen, berief sich derselbe lediglich auf den ihm von dem Stadtoirektor ertheilten Befehl, welchem er nachzukommen habe. Als er zur Erklärung aufgefordert wurde, ob er nicht wisse, daß dieses sein Be­ginnen verfassungswidrig sey, und ob er nicht vor An­nahme dieses Beschlusses gegen denselben umer Berufung ans die Verfassung protestier habe, bemerkte er: daß er den Auftrag einfach angenommen habe, übrigens den Aus­schuß bitte, sich an den Stadtdirektor zu wenden. Auf die Aufforderung des Präsidenten, den Stadtdirektor her­zurufen, damit er dem Ausschuß über diesen Vorgang Auskunft ertheilen möge, entfernte sich der Polizei-Kommis­sär um den Stadtdirektor zu rufen. Außerdem wirb be­merkt, daß der Polizei-Kommissär die Herausgabe der Schlüssel, welche diesen Morgen dem ständischen Kanzlei- dl'ener Straub abgenommen worden waren, ausdrücklich verweigert, und auf das Verlangen, e-nen schriftlichen Befehl vorzulegen, erklär! bade, nicht im Besitze eines solchen zu sey.i. Der Ausschuß begab sich sofort mir einem La der Kanzlei befindlichen Schlüssel in sein Sitzungszim­mer, wo nun dieses Protokoll ausgenommen wurde. Un­terzeichnet: Schovec. Rödinger. S.'ockmayer. Schnitzer. Seeger. M. Mohl. Hetzer. Pftahler. Tafel. Mack. Schweickhacdt. Neyscher war anfangs nicht anwesend, erschien aber später. Sofort faßte der Ausschuß mehrere Beschlüsse, untere Anderem auch eine E ngabe an Seine Majestät den König, worin um Entfernung des bisherigen Ministerrmns gebeten wird, und als der Stadtdirektor, auf den er eine Zeit lang wartete, nicht erschien, ging derselbe auseinander. Die Emgabe des neuen Ausschus­ses an Seine Majestät den König ist vom geheimen Ka­bine! unerbrochen zurückgegeben worden, da es einen de rechtigten Ausschuß in diesem Augenblick nicht gebe (der alte vom August 1849 hat sich noch nicht konstrruirt). Der­selbe besteh! aus folgenden Mitgliedern: vem Präsidenten der ersten Kammer, Fürsten von Hohenlohe-Langenburg und dem Präsidenten der zweiten Kammer, Marsche!, nebst -xa Herren Graf v. Nechderg, Holzinger, Freiherr v. Ho­

fer, Beiel im engern Ausschuß. Ja dem weitern AuS- schuß find: Fürst Waldburg.Wolfegg-Waldsee, Wiest von Ulm, Adam, Sautter, Kuhn, Rödinger. Ein Mitglied (Holzlager) ist inzwischen gestorben, für ihn tritt Stock­maier ein. Der Ausschuß hält jetzt in einem Privaihause seine Sitzung.

TageS-Nerrigkettes.

Nachdem seit einigen Tagen die Nachrichten im All­gemeinen ziemlich friedlich gelautet harten, find sie jczt plötzlich sehr kriegerischer Art. Preußen mobilisirt seine ganze Armee sammt Landwehr, und Oestreich und seine Verbündeten sind im vollen Rüsten begriffen, schreiten in Kurheffen vor und wollen auch in den Herzogthümern, wo das BundeS-Jnhibitorium ohne Erfolg geblieben seyn soll, erekutorisch einschreiten. Gestern noch hieß es, Preu­ßen werde das Alles ruhig geschehen lassen, heute scheint es, als sey man in Berlin andern Sinnes geworden. Der Prinz von Preußen war immer für den Krieg, nur der König und einige der Minister sträubten sich bis jezt. Was steht Deutschland noch bevor!

Fulda, den 4. November. Der preußische Gene­ral v. d. Gröben hat einen Parlamentär zum Zweck einer Verständigung und mit dem Vorschläge zur Räumung deS südlichen KurheffenS, wenn man die Preußen den Norden Kurhessens besezt halten lassen werde, an den östreichischen Fürsten von Taxis gesendet, welcher jedoch zurückweisend von Lezterem beschieden wurde. ES gilt den Besitz der Stadt Fulda! Wirb nicht höheren Ortes eine Verständi­gung herbeigeführt, so erleben wir hier vielleicht in un­seren Mauern einen folgenschweren Zusammenstoß. Las hiesige Landkrankenhaus und drei Mühlen haben geräumt werden müssen, im Interesse der Bertheidigung der Stadt. DeS Nachmittags wurde ein fremder Mann, deS Spionirens verdächtig, eingezogen. Die Preußen haben den bestimmten Befehl, nicht anzugreifen und nicht den ersten Schuß zu thun. Die Stadt im Innern gleicht einem Kriegslager, die Bürgerschaft ,st in großer Span­nung. Die Stimmung der Offiziere und Soldaten har- monirt nicht mit der preußischen zaghaften Politik.

Hanau, den 5. November. Die zum 8. BundeS- armeekorps gehörigen Truppentbeile werden sich, wie wir vernehmen, auf dem linken Mainufer von Aschaffenburg b:s Frankfurt koncentriren. Dahin sollen vier Regimenter Wärktemberger und die ganze großherzoglich hessische Di­vision beordert seyn. Die in Friedberg gelegenen darm- stävtschen Truppen sind gestern bereits m Offendach ange­kommen. Zu diesem Korps dürfte em Theil der durch Württemberg ziehenden östreichischen Bataillone stoßen.

Frankfurt, 9. November. Die in Kurheffen ein- gerückren königlich preußischen Truppen haben die Feind­seligkeiten gegen die Bundestruppen heute begonnen. Wir theilen hierdurch den Thatdestand nach offiziellen Berich, ten mit, um allen Entstellungen von irgend einer Seite durch Darlegung des wahren Sachverhalts sogleich nach Möglichkeit vorzubeugen. Am 8. diese- Monatö rückte der königlich bayerische General der Kavallerie, Fürst von Tdurn und Taxis, auf der Straße nach Futcq mit der Avantgarde vor. D?e Absicht war nur, eine Veränderung der Quartiere und eine Rekognoscirung auszuführen. Die ersterc war nolhwendig, weil die Bundestruppen in den bezogenen Quartieren keine Lebensmittel erlangen konnten.