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Ein späterer Konvoi hat die Nachricht gebracht, daß Has- senpstug Nich! , wie man hier sofort allgemein geglaubt, in Düsseldorf wirklich verhaftet wurde, sondern gegen 4 Ubr mit Erirapost nach Langenfeld abgereist sey, um dort den Kurfürsten zu erwarten. Abends 9 Uhr. Der aus Minden Mittags, wo der Zug noch nicht eingetroffen war, abgegangene Konvoi ist eben in Deutz angelangt. Der Kurfürst von Hessen bat sich auf demselben nebst den Mi­nistern Baumbach und Haynau dis zur Station Langenfeld befunden, ihn dort aber auf den Rath eines döheren Po- llzeibeamlen aus Düsseldorf verlassen und mit Ertrapoft- pferden in seinen Equipagen die Reise auf Frankfurt zu fortgesezt.

Düsseldorf, den 14. September. Heute Nachmit­tag gegen 3 Uhr langie mit dem Mindener Bahnzuge der kurhessische Staaismmister Hassenpflug auf dem hiesigen Bahnhöfe an und wurde beim Aussteigen aus dem Wagen sofort durch einen Gensbarmen, aus welchem Grunde ha­ben wir nicht erfahren können, verhaltet. Auf sein Ver­langen wurde er mdst seiner ihn begleitenden Gattin in die nabe gelegene Wobnung des Generals ClebuS geführt. Eine zahlreiche Menschenmenge umstand das Haus, doch fiel nicht die geringste Demonstration vor. Alsbald erschie­nen der Oderbürgermeistereiverwalter und der Polizeiin- fpekivr bei dem Verhafteten, der nach kurzer Unterredung mir den beiden Genannten erste bereitstehende Postchaise be­stieg und in Begleitung des Polizeiinspektors zum Stadt- thore hinausfuhr, welche den Weg nach Elberfeld einschlug.

Hannover, den 13. September. Die Aufstellung eines Truppenkorps an der kurvessischen Grenze scheint jezl eine ausgemachte Sache. Die N-edersächs. Z. meldet: Oberst v. Brandts ist gestern früh per Courier nach Kassel abgereist, um sich über den Stand der dortigen Angelegen- heilen persönlich zu instrmren. Wie wir nachträglich hö­ren, wird das 6. und 3. Infanterieregiment und das 3. und 2. leichte Bataillon, also 6 Bataillone im ganzen, an der hessischen Grenze aufgestellt werden. Der Flügeladfu- ianl des Kurfürsten, Hr. v. Eschwege, ist seit gestern ,n hessischen Angelegenheiten hier anwesend. Nach demselben Blaue hak die hessische Negierung erklärt, daß sie für den schlimmsten Fall selbst hinreichend mit Kavallerie und Ar- lillene veisehen ftp.

Hannover, den 14. September. Der Kunürst von Hessen, welcher gestern Abend nach 9 Ubr h-er ankam und im Britischen Hotel übernachtete, ist beuie Morgen Mil einem Eriramg auf der Eisenbahn nach Köln weiter gereist. Das Gerücht, welches den Kunursten nach Eng­land reisen läßt, wird wohl ungegrünver ftpn. Auf dem E.senbapnhof befanden sich vic e Gensdarmen, die Zu­schauer verhielten sich ganz ruhig. Vor dem Hotel sind keine Wachen aufgestellt gewesen.

Die kurhessische Regierung hat den bei Frankfurt ge- legenen Ort Boctenheim zu ihrem Sitze erkoren. Dort lag ein Bataillon preußischer Truppen, daS aber sogleich von Berlin aus den Befehl erhielt, sich auf Nassauer, Darmstädter oder Preußisches Gebiet ,urückzuzieoen. Preu­ßen wird also dem Kurfürsten keine Hülfe te sten, so we­nig als Hannover. Mann will jezt wissen, sagt die Neue Hess. Zig., daß die Verhaftung HassenpflugS auf Befehl des Kurfürsten selbst nun wirklich erfolgt sey und er ihm den Prozeß werte machen lassen.

In Berlin wundert man sich sehr, daß der Kur­fürst von Hessen dem dringenden Wunsche feines Volkes

nicht nachgibt und Hasscnpflug mit 4000 Thaler jährli­chem Reugeld wcgschickt. So viel hat sich nämlich Has­senpflug, bevor er zum zweitenmal die Last deS Regierens in Hessen auf seine Schultern genommen hat, Pension aus des Kurfürsten Tasche ausbedungen. Eine hohe patrio­tische Person in Berlin will die Summe aus ihrer Tasche zahlen, wenn dem Scantal in Hessen ein Ende gemacht wird.

Wie Rußland ausgezeichnete Tapferkeit zu ehren weiß, steht man nebst manchem Andern aus dem großen diamantenen St. Annenorden, den der Kaiser den tapfern Dänen, die für die legitimen Rechte ihres Monarchen, deS Freundes deS Kaisers, des Gemahls der Frau Ratzmaus gekämpft haben. DenOrden trägt der General v. Krogh.

Frankfurt, 15. September. Bei einer gestern s stattgefundenen Jagd hatte der Freiherr von Bethmann ! das Unglück einen vor ihm hergehenden Großh. Hessischen ! Förster zu erschießen; übrigens soll ihm nicht einmal der j Vorwurf der Unvorsichtigkeit gemacht werden können, j Ber der östrcichlschen Armee herrscht die graue döse Augenkrankheit, so daß ganze Kompagnien ins Spiral ge­schafft werden müssen.

Der König von Neapel traut seinem Kriegsherr nicht mehr recht, er hat plötzlich sieben Generale und viele Offiziere des Dienstes entlassen.

Die Kaffecvistten werden großartiger. Vor acht Ta­gen besuchten viele hundert Straßburger mit der Eisen­bahn ihre Freunde und Freundinnen in Basel, blieben den Tag über, und nach acht Tagen erwiedcrten die Ba­seler an 1000 Mann stark mit einem Ertrazuge tie Vi­site in Slraßburg.

Vor Kurzem starb eine 75jährige Frau, die als ächte Kaffeeschwester bekannt war. Sie gestand es oft, daß seit 60 Jahren der wesentlichste Theil ihrer Nahrung der Kaffee war. Wenn man nun annimmt, daß sie wahrend dieser 60 Jahre täglich eine halbe'Maas Kaffee getrunken habe, was jedenfalls sehr wenig - so Mache die Quan­tität des genossenen Kaffees n cht weniger als 157 Eimer und 15 Maas. Diese Quantität in eine Grube geschüt­tet, würde hinreichen, um darin ein Pferd sammt den Ncr- ter zu ertranken. - Nimmt man an, die gedachte Kaffce- trinkerin habe täglich 1 Loth Kaffee und 2 Lolh Zucker verbraucht, so gibt dieß 6 Centncr 84 Pfund Kaffee und 13 Centner und 68 Pfund Zucker. Um diese Quantität fonzubringen, bedarf es nach der gewöhnliche» Regel einer Bespannung von 5 Pferden. So leistet selbst der unbedeutendste Mensch, wenn er lange lebt, immerhin Großes!

Die Cholera und die Agitation, d. h. die politische Cholera machen die Reise durch die ganze Welt. Za Egypten wülhet die Cbolera viel heftiger als bei uns. In manchen Städten sterben daran läglich 100 Menschen. Der Bicekönig ist geflohen, und hält Tag unv Nacht ein Dampfboot in Bereitschaft, um dem Cholera-Tod zu ent­gehen. Der Handel lieg! ganz darnieder.

Die andere Seuche, die polnische Unruhe ist auch ganz hinten am Ende der Wslt in Australien eingezogen. Die australischen Kolonien wollen sich von England tren­nen und fünf verbundene aber selbstständige' Republiken mit einem Präsidenten bilden. An der Spitze der Be­wegung stebt ein Dr. Lang. Man will sich nicht mehr gefallen lassen, daß England seine« Auswurf nach Austra­lien schickt.