getünchten Wände waren mit bunten seidenen Damasttü­chern überzogen und es sah so prächtig darin aus, daß selbst der König von Spanien, nach Johann Sleidanus E-;ählung, kein ähnlich Gemach an Pracht und Herrlich­keit gehabt haben soll. Auf karmoisinrothen dreifachen Stufen stand der Thron, geformt aus purem Silber, mit den Thieren der Offenbarung verzieret, aus edlem Golde. Die Armlehnen waren von Elfenbein und die Rücklehne mit Perlmutter gebohnet und künstlich schatliret. Ueber der Lehne war ein Gottesaug in strahlendem Brillanten­glanze zu schauen, verfertigt von dem fanatischen Prophe­ten , Apostel und kunstfertigen Goldschmied Tuiskoir, der auch die schon beschriebene Krone für Johannes geschmie­det hatte. Bon silbernem Gitterwerk fiel hoch herab in zahllosen Falten und niedlich gesteppet die Decke des Thro­nes, die aus hellgrünem Damaste gefertigt und mit Gold- glöcklein und Silberfränzlein umrandet war. Der Sitz des Thrones zeigte das gestickte Wappen der auserwählten Stadt Jerusalem. Neun und neunzig silberne Leuchter, die vormals die Altäre der Kirchen Münsters schmückten, trugen haldabgebrannte Wachskerzen; denn nur bei Nacht hielt Johannes seine Hoffeste. Das mehr als kostbare Königsschwert lag zur rechten Seite des Thrones auf einem Tischlein, das mit allerlei gehcimnißvollen Zeichen verzieret war, welche nur der König auszulegen im Stande war. Ebenso stand auf der linken Seite ein Tischlein, das die Himmelszeichen enthielt und die Kleinodien trug. Wohin das Auge blickte, war ein Reichthum und eine Herrlichkeit, die Jedem unbegreiflich seya mußte, der da wußte, daß Johannes kaum erst drei Jahre sein königlich Regiment führte. Erklärlich wurde aber- auch die Pracht und der Werth des Schlosses, wenn man bedachte, daß Millionäre aus Holland Geschenke ihrem Könige von Zion machten, die manchmal mehr denn 10,000 Gulden an Werth gehabt haben sollen. DcS gefangenen Königs Schatzkammer hatte nur allein an Pretiosen, Perlen und ungeprägtem Gelde mehr als eine Million an Werth -und die Silbervorräthe, einschließlich des geprägten Geldes, hatten achthundert Cenrner im Gewichte. Em solcher Fang war dem Bischof, Graf Franziskus von Waldeck zu Münster sehr willkommen, kenn damit konnte er seine Verbindlichkeiten gegen die Hilfsvölker und ihre Herren ehrdarlich bezahlen, auch seine Verpfändungen, die er machen mußte, wieder lösen, besonders sein geliebtes, in Versah gegebenes Schloß Dülmen wieder freien. In dem Stalle des Johannes standen 30 wohlgefütterte Pferde der schönsten und theuersten Raccn, alle mit theuren Ue- verwurfen versehen und nn Fall des Ritts mit goldbor- dirten Schabraken versehen, einige hatten silberne Steig­bügeln. Riemenwerk zur Bespannung des Staatswagens war mit Silberschnallen staffirct und bunte Federdüsche trugen die stolzen Thiere auf den Köpfen. Vor der Raub- wuth aller vorangegebenen Gegenstände schützte der gemes­sene Befehl des Grafen von Oberstem: daß, wer in der Burg etwas entwende, müsse des Todes sterben. Als aber die Fußritter die Pferde erblickten, da wagten sie ihr Leben daran; wer der Stärkste war, der bemächtigte sich eines Pferdes und ritt darauf züm Thore hinaus. Nachdem der Bischof alle diese Herrlichkeiten in dem Palaste bese­hen hatte, gebot er, die Gemächer zu verschließen mit Allem, was darinnen wäre, und stellte eine starke Wache vor die Thüren. Dann besuchte er erst die Stadt, und sein Auge sah jetzt das große Elend und die Jammergestalten seiner

Heimath und ihn reuete schmerzlich, daß er so bitter an vielen gehandelt, die in seine Hände vor der Erstürmung ! gefallen waren. Mit dem Versprechen und dem Vorsätze, so viel in seinen Kräften stünde, das Unglück vergessen zu machen, das seit Jahren über Münster eingebrochen war, verließ er die Stadt und ritt nach seinem Schloss- Dülmen, zween Stunden davon entfernt. Noch hatte bis jetzt der Bischof seinen Todfeind, den Johannes von Ley­den, nicht gesehen, und er ritt hinaus in das Lager, um denselben zu beschauen. Als er aber auf die Brücke vor das Thor kam, wurde ihm gar sehr beklommen ums Herze; eS wandelte ihn eine Angst an, als ob er der Verbrecher und Johannes der Rächer wäre. Daher kehrte er wieder nach seinem Aufenthalte zurück und verschob das Beschauen auf den nächsten Tag, den man dem heiligen Jokobus gewidmet halte. Unterdessen hatte aber Graf Oberstem alles gethan, um die zwei Haupträdelsführer Knipperdol- ling, den Scharfrichter, und Krechting, den Blulrichter, zu erwischen. Nicht ein Schornstein war in ganz Mün­ster mehr zu finden, der nicht durchguckt und durchschossen worden wäre. Alle Räumlein in Giebeln und Kellern wurden durchstöbert, um die Verhaßten zu finden, aber f' es war umsonst. Erst am vierten Tag nach der Erstür- ' mung hörte in der Mitternacht der Wachposten an der Rathhausthüre ein leises Aechzen ; je mehr er horchte, desto vernehmlicher wurde ihm der Ton eines verunglückten Menschen. Er machte hievon die Anzeige. Sobald aber das geringste Geräusch war, so verstummten die Wchtöne. Nach kurzer Weile wiederholte sich das Geseufze so, daß, je näher man das Ohr gegen den Boden neigte, desto mehr konnte man die Spur verfolgen. So kam die Wache in die Nähe eines im Pflaster angebrachten Abflußgitters, aus welchem der Jammer aufstieg. Es wurden Fragen in den Kanal gemacht, worauf aber keine Antwort erfolgte, wohl aber heißeres Gestöhne. Nun wurde der Ein- und Ausgang de? Kanals aufgesucht, und es fand sich, daß eS die Abflußdohle des Abtritts vom RathhauS war, die hin­aus in den Aafluß führete. In den tiefen Kloak aber wollte Niemand hinunter und die Ocffnung des Ausgangs war so klein, daß man nur auf dem Bauch hinein oder herauskommen konnte. Durch diesen Weg wollte Krech­ting, der Bluthund, entkommen.

(Die Fortsetzung folgt).

Auch ein Beitrag gegen Thierquälerei.

In einem Landstävtchen saß die eben so gutmüthige als diensteifrige Person eines angesehenen Hauses vor ei­niger Zeit mit einer Gans in der Schürze auf der Kii- chenbank. Diese, so wie andere Gänse wurden eben ge­stoppt. Da kam der Gehilfe des Principals vom Hause gerade zu diesem Geschäft und fragte voll Mitleid, ob sie denn ohne allen Widerwillen dieses grausame Geschäft zu vollstrecken im Stande sep. Früher, meinte sie, habe es ihr Bedenken erregt, aber sie habe fest ein wirksames Mit­tel ausfindig gemacht, so daß sich tue Gänse das Stoppen immer ganz gerne gefallen lassen. Erstaunt, dieses neue Mittel zu erfahren, wurde ruhig und in ernstem Tone cr- wiedert: Ich singe nur ein Lied und dann sind die Gänse ganz gelassen. Wie heißt dieses Lied? Dieses Zauber­lied heißt so rWir sitzen so fröhlich beisammen Und habe» einander so lieb.

Wir reichen einander das Leben.

Ach wenn es nur immer so blieb!*