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,'n welchen der Einzelne seine Ansichten gegen die Anderer auvkauscben kann, wodurch aber auch mancher von übereilten Schrillen avzehalten wird. Wem daher des Volkes Wohl am Herzen liegt, wer mit ihm leben will, der lege Hand an das Werk, um solche Vereine zu gründen, eingedenk des Sprichworts: Einigkeit macht stark. Bei Grün» düng solcher Vereine sey man aber nicht engherzig in der Wahl der Mitglieder; jedem ehrbaren Mann sey ohne Unterschied der Zutritt gestattet, wie auch der hiesige sich erklärt hat, daß auch andere Bezirksangchörige mit Freu den ausgenommen werden. -
Stuttgart, den 20. Dezember. Sonntag Abend wurde der Sohn einer hiesigen Wittwe bei Streithändeln in ter Hauptstätlerstraße mir einem Faschinenmesser so über den Kops gehauen, daß der Hirnschätel gespalten ist und daS Gehin offen daliegt. Der junge Mann vom 7. Banner wird wohl schwerlich davon kommen. — Im Gasthof zum Bahnhof hier har sich vor einigen Tagen ein Reisender, ohne Zweifel ein Handelsreisender, mit einem Lolche enlleibt. — Auf der gegenwärtigen Messe sind an 200 fremde Verkäufer. An letzter Maimesse waren es auch 200. Die vorjährige Weihnachrsmesse zählte über 2500.
Ludwigsburg, den 18. Dez. Ich habe Ihnen einen Akt der abscheulichsten Rohheit mitzutheilen: am gestrigen Sonntag Abend um 7 Uhr ging der als äußerst solid bekannte Schuhmacher Jakob Striegel von Oßweil, 32 Jahre alt, nachdem er bis um diese Stunde gearbeitet hatte, nach der Schondorfer Straße. An der Ecke der hintern Schloßstraße stand ein betrunkener Soldat der Artillerie mit gezogenem Säbel, und schrie die Vorübergehenden mit „Wer da" an. Striegel kümmerte sich um den Soldaten und seinen unbefugten Ruf nichts, und wollte ruhig weiter gehen, als plötzlich der Artillerist auf ihn kosstürzce, und ihm einen solchen Hieb über den Kopf versetzte, daß nicht nur der Schild der Mütze durchhanen und die Stirne verletzt, sondern auch die rechte Seite der Nase und die Oberlippe völlig durchspalten wurde, und Striegel zu Boden stürzte. Hier wurden ihm noch meh. rere Säbelhiebe über den linken Arm versetzt, bis endlich der Thater durch den dem Verwundete» zu Hülfe geeilten Obermann Marquardt des ersten Infanterie-Regiments, der übrigens auch mit Säbelhieben iraktirt wurde, überwältigt und ihm der Sabel abgenommen werden konnte. ^ Der Thäier sitzt bereits in Haft. — Der Metzger Bel;! wurde wegen schon einige Zeit lang fortgesetzter Verbreitung einer ziemlichen Anzahl falscher Sechser vom Jahre 1848 verhaftet.
Ulm, den l8. Dez. Gestern Abend gab es eine bedeutende Schlagerei zwischen würrremdergischem und baie- rischem Militär. Die würtrembergischen Soldaten versperrten den vaierischen die Rückkehr über die Oonaubrücke. Die Säbel wurden von beiden Parrheien gebraucht.
Aus Eßlingen wird berichtet, daß der Polizeikommis- sär dem entwichenen Polizeidiener in Bremen auf die Spur gekommen ist, er rraf auch dorr mit dem Sradtralh Seefried zusammen, konnte sich desselben aber wegen Mangels an einem Haftbefehl nicht versichern.
Tages NerngEeitev.
Hr. v. Gagern hat nun der Reichsversammlung amtlich angezeigt, daß er an die Spitze des ReichsmmisteriumS geirrten und Schmerling ausgeschleden ist, waS, da ihm
.auch v. Würth und v. Andrian folgten, als ein gänzliches Zurückziehen Oestreichs von Deutschland zu betrachten ist. ^ In Durlach wurde einer von den signalisirrcn Mördern Lichnowskys, Hoffman» ausBockenheim, erkannt, ar- ! retirt, und an die Untersuchungsbehörde in Frankfurt ab- ! geliefert. Die Identität der Person ist durch die Narbe einer Schußwunde am linken Arm außer Zweifel gesetzt. Der Arretirte befand sich in einem Zustand gänzlicher Verarmung und Verwahrlosung, und war auch ohne alle Legitimationsurkunden.
! In WestpHalen ist eine förmliche Hetzjagd auf die Demokraten durch die ganze Provinz Ganze Züge von Gefangenen werden nach Münster in die Kriminalgefängnisse geschafft. Es befinden sich unter denselben Personen von einflußreichen Stellungen; im Ganzen betragt die Zahl der in Haft Befindlichen schon über dreißig.
Am 15. wurde in Berlin der ebemalige deutsch-katholische Prediger Dowiat, als des Aufruhrs schuldig, zu 6 Jahren Festung konvemnirt. Eben so ein Hanblungs- diener Müller, welcher zugleich mir Dowiat bei dem At- ^ tentare auf die Wohnungen der ehemaligen Minister Auerswald und Kühlwetter am meisten das Volk aufgereizt batte.
^ Von der preußisch-russischen Gränze wird die Scheußlichkeit gemeldet, daß dort Leute sich aufhalten, welche durch allerhand Vorspiegelungen unerfahrene Personen über die ! Gränze locken, wo sie dann als Rekruten unter die russische Armee gepreßt werden. So ist gegenwärtig gegen einen alten Hirten, der dieses Seelenverkäufergewerbe schon längere Zeit trieb, die Untersuchung eingelciter.
Aus Schleswig-Holstein hörr man wieder kriegerische Nachrichten. In Alsen sind 8000 Mann Dänen gelandet. Auch das RelchskriegsmiNlsterium bar den in Ältenburg liegenden Hannoveranern und anderen Reichstrupven den Befehl gegeben, sich an der holsteinischen Grenze zu sammeln. Uebrrgens werden die Alsener darr von den Dänen geplagt. Alle Steuern werben auf das Energischste em- getrieben, ja bis zum 11. sind alle jungen Männer bis 1844 zurück, selbst die Freigeloosten, noch einmal zur Aushebung einberufen.
Die Wiener Zeitung enthält eine Kundmachung der östreichischen Regierung, daß für die in Leipzig wegen der Hinrichtung Blums begangene Verletzung des Völkerrechts von der sächsischen Regierung volle Genugtduung versprochen und unverzügliche Wiederaufrichtung des abgerissenen Wappens im Beiseyn der Behörden verfügt worden sey. — Immer noch kommen neue Hinrichtungen vor. Am 13. Dez. Morgens wurde der Gemeine Mazutto vonCeccopieri Infanterie erschossen, weil er in den Okcobertagen seine Fahne verlassen harte, und zur akademischen Legion übergegangen war, und am 14. sollte ein Jager hingcrichret werden, der seinen Oberjager beim Abmarsch erschossen har. Am 17. fand inan ein Weib ermordet im Bette, angeblich weil sie einen ihrer Verwandten denunzirt harre. Der Haupi- mank Ferdinand Eisenbach wurde wegenHochverrathe- und bewaffneter Empörung nebst ehrloser Entsetzung von der bekleideten Offizierscharge durch kriegsgerichtliches Unheil zum Tode durch den Srrang verurtheilt. Im Wege der Gnade wurde die Todesstrafe in zwölfjährigen FestungS- arrest umgewandelt, die Ehrlosigkeitserklärung nachgelassen.
Aus Wien Neuestes: Fürst Windischgräg, dessen Abreise zur Armee schon so oft vorzeitig grm.lder wurde, soll nun wirklich am 14. mit der Reserve nach Ungarn aufgebrochen seyn. Die ungeheuer» Vorbereitungen, welche