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er eine so zarte Angelegenheit nicht ohne Grund unter die Dienerschaft bringen wollte, so gab er vor, sich getäuscht zu haben, befahl seiner Diene-schaft, sich wieder zu ent­fernen, und begab sich in leine Gemächer.

Berkes war es unterdeß gelungen, sem Ziel zu er­reichen. Er hatte die so pttrylich entstandene Verwirrung bennzi und war durch die Tbüre geschlüpft, welche zu den Zimmern der Großfürstin führte. Er mußte mehrere lange und dunkle Säle durchschreiten und mehr als einmal inne halten, da er be-ürchtete, den rechten Weg zu verlieren. Endlich entdeckte er am Ende eines langen Eorridors Licht. Mukhig, oder vielmehr in größter Zlufgeregchett, schritt er weiter, und nach einigen Minuten befand er sich vor der Großfürstin.

Beim Anblick eines Fremden fuhr Katharina vor Schrecken aus; als sie aber den jungen Ofsiz-er erkannte, sagte sie >n kaltem Tone: Herr Baron von Berkes, was wollen Sie in Rußland?Können Sie solche Frage an m>ch richten, Madame? antwortete der Baron ganz er­staunt. Aber Ihre Gemahlin ist nicht hier. Meine Ge­mahlin ? sagte der Baroir, dem alles das wie ein Wun­der erscheinen muß-e.

In diesem Augenblicke börie man drei leise Schläge durch das Getäfel, welches die Wand bedeckte. Katharina zitterte. Gewiß, fuhr Katharina dringend wist, sie ist nicht hier. Es ist wahr, sie begleitete mich bis Petersburg, aber gleich am Tage nach meiner Vermahlung kehrie sie nach Stettin zurück. Erlen Sie, Baron, und lehren Sie zu ih­rer Frau zurück.

Berkes war ganz ansser Fassung, er konnte keinen Ge­danken fassen, und nur das Eine war ilm klar, daß er der Spielball einer Laune oder eirer Leidenschaft gewesen. Da börte man drei neue Schlage.

Treten Sic doch durch d cse Tbür, sagte Katharina lebhaft, indem sie eine Tapetentbür öffnete, Sie gelangen hier aus eine Treppe, die sie gerate auf den Platz führ-.

Berkes gehorchte wie eine Maschine; es fehlte ibm die Kraft, seinen Unwillen auszudrücken. Katharina trat gleich nach seinem Entfernen an die Stelle der Wand, wo die Schläge ertönt waren, drückte an eine Feder, ein Fach der Wand ging auseinander, und ein Mann trat ein. Dieser Mann war Soltikoff, der erste Liebhaber der Großfürstin.

Draußen kam der Baron Berkes z, m Bcwußiscyn und überschauie die Mystifikation, deren Gegenstand er ge­wesen. Ln seiner Neigung un-d in seiner Würde tief ver- lezt, schwur er der treulosen Katbarina ewigen Haß und kehrte eiligst nach Stettin zurück.

Es war Nacht, als er ankam. Er faß an einem Tische, der Kopf ruhte in seinen Händen, eine Nachtiampe verbreitete ein düsteres L cht. Er verwünschte tausend Mal die Verirrung seines Herzens und wußte nicht, was er tbun sollte. Da öffnete sich leise die Tbür, eine Gestalt, die ganz mit einein weißen Schleier bedeckt war, trat ein.

Wer ist da? rief Berkes in barschem Tone.

Baron Berkes, antwortete eine zarte, zitternde Stim­me-. och ist Lbr-e irrau..

Meine Frau?'

Baron Berkes, anttvortete die Gestalt, können Sie verzeihen K Ae l ebten o-e Prinzessin, und ich, ich üeb.'e Sie, das- ich mein Verbrechen.' ^

La,, sa,. ich vemeche Lbnen, antwortete der Baron. t T.W Tan. deeser Stimme haue, ihn lebhaft, wunderbar er- >

regt, und er war versöhnt. Aber wer sind sie denn, fragte er. Bei diesen Worten schlug das geheiinnißoolle Wesen den Schleier zurück. Es war die Be-traute der Prrnzef- sin, die schöne romanirftye Helene von Corvivof.

Eine Wclsagurig Napoleons.

Folgendes Gespräch führre Napoleon mit Las Casas auf d>r Lnscl Helena und lezierer g>bl es in seinen Memoi­ren wieder:

Ehe fünfzig Lahre vergehen, wird Europa republikan.jch oder rosalisch seyn.

Dann, wenn »ei-r Sohn noch lebt, wird er unter dem Zujauchzen des Voils zum Thione berufen werden. Lebe er uichl mehr, so wro Frankreich aberma s Repub­lik; denn keine Han» wiro es wagen, sich eines Scepters zu bemach igeu, der ihr zu schwer seyu würde.

Das -paus Orleans, obgleich beliebt, ist zu schwach. Es Hai zu viel von den andern Bourbonen und wird de­ren Schicksal «heilen, wenn eS nicht etwa, welche Verän­derungen sich auch zurragen mögen, hinsora dem Bürger­stande anzugehören, verzieht.

Noch einmal wird Frankreich Republik seyn, und die übrigen Länder werden seinem Beispiele folgen. Deutsche, Preußen, stvlen, Ltattener,. Danen, Schweden und Russen werten sich nm ihm in einem Krcuzzuge zu Gunsten der Freiheit verernigen. Sie werden sich gegen ihre Fürsten bewaffnen, und diese ihrerseits werden sich beeilen, ihnen Koncessionen zu machen, um wenigstens einen Theil ihrer alten Auior.lac zu reiten; sie weiden sich, im Besitz einer d-sg rannen Gewalt, selcht konstitutionelle Könige nennen! Aus drcse Weich wird das Feudalsystem seinen Todesstoß empfangen: gleich dem Nebel aus den Gewässern des Oceans >v>rd cs beim ersten S rahl der «onne der Freiheit zer­stoben seyn.

Aber hierbei wird es nicht bleiben: das Rad der Re­volution wird, sowe t gekommen, nicht auszuhalten seyn; sem Ungestüm wird sich verfünffachen und seine Schnellig--- ke.t im gleichen Verhaltn.ffe zunehmen. Wenn ein Volk einen Theil seiner Rechte wieder erlangt, so emhusiasmirt es sich durch den Sieg, und wird, nachdem es einmal dis Wollust der Freiheit geschmeckt hat, unternehmender, um mehr zu bekommen. Die Staaten Europas werten viel­leicht wahrend einiger Lahre in einem beständigen Zu­stande der Bewegung sich befinden und dem Boden in dem- einem Erdbeben vo>hergehender Momente gl-ichen; end­lich aber macht sich o-e Lava frei und mit der Erplosion ist Alles zu Ende.

Der Bankruu Englands wird die Lava seyn, welche die Welt erschüttern, vw Könige und die Aristokraten ver­schlingen, aber durch ihren Ausbruch die Ln e essen der Demokratie befestigen. Glauben Sie mir Las Caftrs, eben­so w>c die Relen, welche man in die Asche des Vesuv und des Aetna pfaLt, dir köstlichsten Weine erzeug!', ebenso wird der Baum der Freiheit unerschütterlich wer­ken, wenn cv iw jener leoolittiviiärew Lava Wurzel ge­schlagen bat, welche alle Monarchien überschwemmen ward. Möge er Jahrhunderte bmburch grüne» und blühen-!

D-cse Ansich-en kommen Lhnen in meinem Munde vielleicht seltsam vor; nichtsdestoweniger sind es die me-nigem

Lch war zum Republikaner geboren, aber das Schick­sal- und die Opposition Europas haben mich- Kaiser, wer­den lassen-.. Lezt erwarte ich die Zukunft..